Thema: verkehr

Alle für die Wendlandbahn

Die Wendlandbahn, durch Krieg und Teilung auf eine Stichstrecke von Lüneburg nach Dannenberg reduziert, bummelt seit Jahrzehnten im Drei-Stunden-Takt und mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von unter 50 km/h vor sich hin. Seit Jahren weist die zuständige Landesnahverkehrsgesellschaft Vorschläge zugunsten der Wendlandbahn gleichlautend ab: „...eine der nachfrageschwächsten SPNV-Strecken in Niedersachsen. Angebotsverbessernde Maßnahmen sind daher nicht geplant...“. Seliger, jeglichen Fortschritt abtötender Dornröschenschlaf: In den 30ern, zur Zeit der Dampflokomotive, war die Fahrzeit zehn Minuten kürzer als heute.

Doch 2009 könnte ein Wendejahr werden. Über 3 500 Menschen haben für den Anschluß der Wendlandbahn an den Hamburger Verkehrsverbund (HVV) unterschrieben. 80 Teilnehmer, einschließlich Politikern und einem Vertreter des HVV, ließen sich Anfang des Jahres von „Pro Bahn“ ein Konzept zur Revitalisierung der Strecke erläutern. Peter Selber, Bürgermeister von Dannenberg, trommelt nun zum parteiübergreifenden Gespräch, um gemeinsam den Entscheidungsträgern in Hannover auf die Füße zu treten.

Im Superwahljahr sind sich in Sachen Wendlandbahn im ansonsten so zerstrittenen Landkreis alle einig. Die Unterschriftenliste des Fahrgast-Rates kann inzwischen auch von der Homepage der Jungen Union heruntergeladen werden. Allen ist klar, daß der Landkreis eine wirklich gute Bahnanbindung an Lüneburg und Hamburg braucht, um für Menschen mit unterschiedlichsten Bedürfnissen attraktiv zu sein.

In den letzten Jahren wurden etliche bereits aufgegebene Bahnlinien über gute Konzepte zu Erfolgsgeschichten, etwa die reaktivierte Bahnstrecke zwischen Buxtehude und Bremervörde, die jetzt mit vielen Fahrgästen und modernen Zügen im Stundentakt fährt. Solche Erfolge sind auch für die Wendlandbahn möglich. Vorrangig ist dabei, die gesamte Bahnlinie in den HVV-Bereich zu integrieren. Das Chaos durch zwei Tarife auf der Strecke muß schnellstens beendet werden, am besten mit HVV-Automaten im Zug. Das Fahrplanangebot ist zu verbessern: die Verbindung am Samstagsabend muß her, um Ausflüglern nach Lüneburg oder Hamburg eine Rückfahrt zu ermöglichen, ebenso eine durchgehende Verbindung an den touristischen Wochenenden von Hamburg nach Dannenberg. (Manche erinnern sich noch an den Sonntagszug „Wildsau“ in den 70er und 80er Jahren.)

Die Geschwindigkeit muß erhöht werden, um die Fahrzeit auf unter eine Stunde zu drücken und aus dem Zug eine Alternative zur verstopften und unfallträchtigen B216 zu machen. Schließlich müssen Bus und Bahn umsteigefreundlich vernetzt werden. Es ist ein Skandal, daß die RBB, die sich mit neuem Logo als DB-Unternehmen outet, mit ihren 33 täglich den Bahnhof Dannenberg anfahrenden Bussen nur zwei gute Anschlüsse zur Bahn herstellt.

Der Fahrgast-Rat hat sich das Ziel gesetzt, bis zur Kulturellen Landpartie 5 000 Unterschriften für den HVV-Anschluß zusammenzubekommen, um dem sich gerade entwickelnden Schwung für die Wendlandbahn weiteren Nachdruck zu verschaffen. Unterschriftenlisten gibt’s unter 0 58 43 - 98 69 00.

Foto: Der sensationelle Start des ersten Raketenwagens auf Eisenbahnschienen in Burgwedel b. / Hannover! Der Raketenwagen auf Schienen erreichte eine Stundengeschwindigkeit von 254 km und verbesserte den Weltrekord für Fahrzeuge auf Schienen um 39 km in der Stunde. Der Raketenwagen auf Eisenbahnschienen während seiner rasenden Weltrecordfahrt im 250 km-Tempo, eine ungeheure Rauchwolke hinterlassend.
Quelle: Bundesarchiv, Bild 102-06121




2009-04-12 ; von zero/jan stehn (autor),

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