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Asse-Müll: Rückholung kein Thema mehr?

Mit dem Auszug aus einem internen Papier des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS)sorgte die Braunschweiger Zeitung jetzt für Aufregung: demnach soll das BfS die Aufgabe des Rückholungskonzeptes für 126 000 marode Atommüll-Fässer aus der Asse vorbereiten. Während diese Mitteilung bei Atomkraftgegnern auf Empörung stößt, dementiert das BfS diese Absicht.

Die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg ist davon überzeugt, dass das BfS eine Abkehr von dem erklärten Konzept vor, den Strahlenmüll aus dem havarierten Endlager Asse II zu bergen, vorbereitet. Die BI zitiert aus dem internen BfS-Papier: "Insgesamt deuten alle dargestellten Indikatoren darauf hin, dass im Verlauf der nächsten Monate bis gegen Ende 2012 eine Sachlage eintreten wird, die eine weitere Verfolgung der Stilllegungsoption ,Rückholung‘ als sicherheitstechnisch nicht mehr vertretbar erscheinen lässt". Deshalb schlage man vor, "bereits jetzt alle fachlichen und kommunikativen Vorbereitungen für eine Aufgabe des Projekts ,Rückholung‘ zu treffen". (Quelle: Hannoversche Zeitung)

Die Bürgerinitiative hegt schon lange den Zweifel, ob die Rückholung des Mülls ernsthaft in Angriff genommen werden soll. Hinter der Idee, die Rückholung zu torpedieren und am Ende die Asse II doch zu fluten, sieht sie in erster Linie das Bundesumweltministerium. "Sicherheits- und Kostenerwägungen stehen gegeneinander", heißt es seitens der BI. Für die Rückholung und den Verschluss des maroden Endlagerbergwerks werden bis zu 4 Milliarden Euro veranschlagt. BI-Sprecher Wolfgang Ehmke:" Es muss bei der Rückholung des Mülls bleiben, um eine Verseuchung des Grundwassers auszuschließen, die Sicherheit hat einen Preis, den aus unserer Sicht die Abfallverursacher zu zahlen haben."

Das Atommülldilemma der Asse II, das neben der illegalen Einlagerung von Atommüll auch als Referenzmodell für ein künftiges Atommülllager im Salzstock Gorleben galt, müsse auch zu einem industriepolitischen Kurswechsel führen. "Die Asse II, der Schacht Konrad bei Salzgitter und Gorleben sind alles Projekte der 70er Jahre, bei denen die Sicherheitsbedenken klein geredet wurden, um kostengünstig Atommüll einlagern zu können", sagte Ehmke. "Wir können nur hoffen, dass der Schacht Konrad noch einmal auf den Prüfstand kommt und dass Gorleben endgültig als Endlagerstandort aufgegeben wird, bevor in ferner Zukunft sich ein absehbares Dilemma in Salzgitter oder Gorleben wiederholt."

Grüne: eine neue Strategie für die Rückholung muss her

Unterdessen fordert der Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen im Landtag, Stefan Wenzel, eine neue Strategie zur Vorbereitung der Rückholung. Die Blockaden müssen überwunden werden und das Tempo muss erhöht werden, sagte Wenzel.

Das jetzt bekannt gewordene Papier kommentierte Wenzel mit den Worten: "Das ist der nicht unerwartete Versuch die Rückholung zu torpedieren bevor sie überhaupt begonnen hat." Offenbar wollten einige Akteure vor Wahlen in Land und Bund Fakten schaffen, die nicht mehr rückgängig zu machen seien.

"Der marode Zustand der Schachtanlage Asse II ist seit dem Sommer 2008 einer breiten Öffentlichkeit bekannt", sagte Wenzel. Schon damals sei die mangelhafte Standsicherheit und möglicherweise verstärkte Laugenzuflüsse als Druckmittel benutzt worden, um eine Flutung des Bergwerks durchzusetzen. Zwischenzeitlich seien von Landes - und Bundesumweltministerium immer mehr verfahrenstechnische Hürden errichtet worden, die die Vorbereitung der Rückholung erschwerten, so Wenzel. Vom Landesumweltministerium erteilte Auflagen seien in Teilen mehr als fragwürdig. Auch das Verhalten der Landessammelstelle, die dem Umweltministerium unterstellt sei, habe neue Hürden errichtet und Verzögerungen verursacht.

BfS: Nur Rückholung bietet langfristige Sicherheit

In einer Erklärung vom 22. Dezember betont das BfS, dass nur die Rückholung der in der Asse eingelagerten Abfälle die langfristige Sicherheit von mensch und Umwelt gewährleistet. Hintergrund dieser Einschätzung ist ein Vergleich verschiedener Stilllegungsoptionen, der Anfang 2010 anhand vorher festgelegter wissenschaftlicher und auch mit der Öffentlichkeit diskutierter Kriterien zu diesem Ergebnis gekommen war. "An dieser Einschätzung hat sich nichts geändert", heißt es in der BfS-Mitteilung vom 22.12. weiter.

BfS hat kritische Bewertung durch Bergbau-Experten beauftragt

Davon unbenommen beobachtet das BfS laufend die Sicherheitssituation in der Asse. Das BfS hat jüngst und ähnlich wie in der Vergangenheit die für die bergtechnische Beurteilung verantwortlichen Fachleute beim BfS mit einer aktuellen Stellungnahme zur bergbaulichen Situation der Asse beauftragt, insbesondere vor dem Hintergrund der Erfahrungen mit den langen Realisierungszeiträumen für die einzelnen Schritte bei den bisherigen atomrechtlichen Genehmigungsverfahren. Bei der Stellungnahme handelt es sich nicht um ein Positionspapier des BfS oder eine grundlegende Neubewertung der Gesamtsituation der Asse. Dafür bedarf es Expertisen weiterer an der Sanierung der Asse beteiligten Fachleute des BfS, etwa des Strahlenschutzes, die die grundlegende radiologische Bewertung für Bevölkerung, Personal und Umwelt vornehmen.

Ziel des BfS ist es nach eigenem Bekunden, die größtmögliche Sicherheit, die unter den extrem schwierigen Randbedingungen erreicht werden kann, zu realisieren. "Nach aktuellem Kenntnisstand ist das die Rückholung der radioaktiven Abfälle aus der Asse", so ds BfS in der Mitteilung vom 22.12. Allerdings erklärt das BfS in dieser Mitteilung auch: "Die Bewertung macht deutlich: Wenn sich der Zeitbedarf für die Planung, Genehmigung und Realisierung der hierfür notwendigen Schritte wie bisher fortsetzt, dann machen die Standsicherheitsprobleme der Grube diesen Weg unwahrscheinlich. Darüber hat das BfS am 2.12.2011 auch bereits die Asse-2-Begleitgruppe informiert."

Die kritische Betrachtung der Standsicherheit sei nicht an eine bestimmte Stilllegungsoption gekoppelt, so das BfS. Entsprechende atomrechtliche Genehmigungsverfahren und somit entsprechender Zeitbedarf wären auch für alternative Stilllegungsvarianten, wie etwa der Umlagerung oder Vollverfüllung anzuwenden.

Im Januar 2012 will das BfS auf einem Fach-Workshop mit Fachleuten, allen beteiligten Behörden, Asse-2-Begleitgruppe und weiteren Stakeholdern Möglichkeiten zur Beschleunigung der aufwendigen atomrechtlichen Verfahren identifizieren und die fachlichen Herausforderungen der Grube diskutieren.

Foto: Volker Möll/publixviewing.de




2011-12-23 ; von Angelika Blank (autor),

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