Im Trägerverein des Bildungszentrums Jagdschloss Göhrde {{tpl:GMap |ort=göhrde }} brodelt es schon länger: die pädagogischen Mitarbeiter, gestützt von einem Großteil des Vereins, waren mit der Arbeit des letztes Jahr noch vom alten Vorstand eingesetzten Geschäftsführers Heinz Laing, nicht einverstanden. Die neue Eigentümerin, eine Politik- und Projektmanagement GmbH aus Bremen, setzte eine Räumungsklage gegen den Verein durch und das Land Niedersachsen signalisierte eindeutig, dass es nicht die Absicht habe, sich in Sachen "Göhrde" weiter zu engagieren. Das alles vor dem Hintergrund eines immer schwieriger werdenden Bildungsmarktes.
Um für die Mitarbeiter wenigstens noch einen geringen Handlungsspielraum zu erhalten, schlug der alte Vorstand - getragen von Vertretern der IG Metall und der SPD - vor, die Heimvolkshochschule (HVHS) Göhrde mit der HVHS Hustedt zu fusionieren. In diesem Fall waren vom Land zusätzliche Gelder zugesagt worden, von denen ein Teil für einen Sozialplan hätten genutzt werden können.
Doch die Mitgliederversammlung lehnte diesen Vorschlag am Wochenende ab. Stattdessen wurde der alte Vorstand abgesetzt und ein weitgehend neuer Vorstand gewählt. Mit Gerd-Dieter Köther und Uli Löb haben (pädagogische) Mitarbeiter nun weitgehend das Sagen in der Göhrde.
Optimistisch geht der neue Vorstand seine Arbeit an, obwohl
- die IG Metall angekündigt hat, nächstes Jahr keine Seminare in die Göhrde zu schicken - was 1/3 Verlust der bisherigen Einnahmen bedeutet
- das Land eindeutig signalisiert hat, nur im Falle einer Fusion zuätzliche Fördergelder in das Bildungszentrum zu pumpen
- sämtliche Alternativ-Finanzierungen im letzten Jahr geprüft wurden
- die neue Eigentümerin sich in der Vergangenheit sämtlichen Kooperationsversuchen widersetzte
- ein Teil der Gebäude bereits jetzt an sie abgetreten werden muss
- der Rückhalt in der Region schlichtweg als "nicht vorhanden" bezeichnet werden kann
Trotzdem glaubt man, die bisherige Arbeit im Jagdschloß Göhrde wie bisher fortsetzen zu können.
Viel Zeit, den IG-Metall-Rückzug auszugleichen und für eine Folgefinanzierung zu sorgen, bleibt nicht. Noch vor Ende des Jahres wird über die Berufung gegen das Räumungsurteil des Landgerichts Lüneburg entschieden. Mit diesem Urteil wurde der Räumungsklage der neuen Eigentümerin in vollem Umfang statt gegeben. Verliert der Bildungsverein seine Berufung, müssen also das gesamte Gelände geräumt werden.
Für einige grössere Unternehmen, die bisher regelmässig Seminare in der Göhrde abhielten, sind die Unsicherheitsfaktoren jetzt schon zu gross. Neben der IG Metall haben auch andere Institutionen angedeutet, nächstes Jahr keine Seminare mehr zu buchen.
Alles in allem ein Vabanquespiel, auf das sich der neue Vorstand einlässt. Die Mitarbeiter sind zwar zunächst erleichtert, dass es nicht zu einem sofortigen Ende kommt, aber es herrscht auch deutliche Skepsis, da es kein Konzept gibt, wie die Arbeit des Bildungszentrums langfristig abgesichert werden kann. "Wir hoffen, dass der Vorstand weiss, was er tut", war denn auch von einem Mitarbeiter zu hören. Denn auf eine Abfindung aus einem wie auch immer gearteten Sozialplan können die Mitarbeiter nach der Absage der Fusions-Planungen nicht mehr hoffen.
Bildunterschrift: Klaus-Peter Dehde (li.) und Heinz Laing - Ex-Vorstand und Ex-Geschäftsführer des Bildungszentrums bei ihrem letzten Pressetermin vor einigen Wochen
Foto: Angelika Blank