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Castortransport: Widersprüchliche Meldungen über Fahrplan

Wann fährt der Castor los? Wann kommt er an? Widersprüchliche Meldungen halten Demonstranten und Polizei gleichermaßen in Atem. Die französische Verwaltung ist derweil äußerst nervös wegen eines Camps am Abfahrtbahnhof - eine Einschätzung der Lage von Andreas Conradt.

 

Entgegen Meldungen aus den Anti-Atom-Initiativen, die aus mindestens zwei zuverlässige Quellen von einer Abfahrtszeit des Castorzuges in Valognes am Mittwoch um 14.36 Uhr erfahren hatten, verlautet aus Polizeigewerkschafts- und aus Journalistenkreisen, der Zug führe doch am Donnerstag ab und nicht schon am Mittwoch. Auch die im Landkreis Lüchow-Dannenberg ausgesprochene Allgemeinverfügung erlaubt angemeldete Demos bis Samstag einschließlich und tritt erst am Sonntag um 0 Uhr in Kraft.

Das Verwirrspiel um die Abfahrtszeit scheint nun auch zu Spannungen zwischen Frankreich und Deutschland zu führen. Die Franzosen möchten unbedingt noch vor der Ankunft der Protestierer im Anti-Castor-Camp in Valognes starten, die Deutschen wollen aber den Zug nicht früher haben als geplant. Momenten sind wohl bei der Deutschen Bahn beide Fahrpläne möglich (also Abfahrt am 23. oder 24. November). Der Trick: Sollte die Abfahrt tatsächlich am Mittwoch, dem 23. erfolgen, so sieht der Fahrplan vor, dass der Zug eine Nacht unmittelbar vor der Grenze geparkt wird. Der genaue Ort wird allerdings geheim gehalten.

Widerstandsaktivisten aus Frankreich berichten unterdessen, die französischen Behörden seien äußerst nervös wegen des Anti-Castor-Camps in Valognes. Rund ein Dutzend Menschen baut dort gerade die Infrastruktur für das Protest-Lager auf.

Seit heute sind auf Anordnung der Stadt Valognes, die ihre Anweisungen von der Präfektur (Administrative Behörde, die Weisungen gibt) erhält, sämtliche Straßen für den Verkehr gesperrt, Parken ist verboten.

Am Mittwoch und Donnerstag darf mensch manche Straßen nicht mal zu Fuß entlang gehen - noch nicht einmal zur Arbeit im Industriegebiet um den Verladebahnhof... Auch drei Gymnasien in Valognes haben am Mittwoch geschlossen, der Unterricht fällt aus - ausdrücklich wegen des Castors und weil die Gymnasien sich in der Nähe des Bahnhofes befinden.

Der Zugverkehr ist bereits jetzt auf einer Strecke von über 70 Kilometer auf der Strecke Paris - Cherbourg zwischen Valognes und Lison komplett eingestellt, am Mittwoch und Donnerstag gibt es dort immerhin einen Schienenersatzverkehr.

Dies alles geschieht auf Anordnung der Präfektur, die Eisenbahngesellschaft SNCF hat die Streckensperrung und den Schienenersatzverkehr auf ihre Homepage angekündigt und als Grund die angekündigten Protestkundgebungen genannt.

Offenbar halten Verwaltung und Eisenbahngesellschaft diese Maßnahmen für erforderlich, weil ein größeres Bündnis zum Camp und zu Protestaktionen in Valognes gegen einen Transport nach Deutschland aufruft, übrigens zum ersten Mal. Die französischen Grünen und Greenpeace rufen zu einer Demo am Dienstag um 18 Uhr, allerdings nicht zu Blockaden auf. Das französische Netzwerk Sortir du Nucléaire unterstützt die Protestaktionen. Darüber hinaus gibt es im ganzen Land zahlreiche Gruppen, die zu den Blockaden mobilisieren. Ein solches breites Bündnis gegen einen Castortransport ist bislang beispiellos. Die Behörden scheinen die Lage nicht genau einschätzen zu können und ergreifen daher massiv Vorsorgemaßnahmen. In der Regel ist das Thema in Frankreich tabu, vor allem wenn es um - angeblich - bösen deutschem Müll geht. Dank der massiven Reaktion von Verwaltung und SNCF ist der bevorstehende Castortransport nun aber überall Thema: Selbst große Zeitungen wie Libération publizieren Berichte.

(Anmerkung der Redaktion: alle angegebenen Zeiten und Pläne sind eine Einschätzung von Andreas Conradt, die er aus verschiedenen Quellen zusammen gestellt hat)

Foto: Malte Dörge / publixviewing.de




2011-11-22 ; von Andreas Conradt (autor),

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