Thema: widerstand

Castortransporte: Schadensersatzklagen gegen das Land vor Gericht

Diese Woche begannen im Landgericht Lüneburg zwei Schadensersatzprozesse gegen das Land Niedersachsen. Darauf verweist die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg.

Den Beginn machte am Dienstag die Verhandlung über die Klage eines 38-jährigen Mannes, der die damals dem Land Niedersachsen unterstellte Bundespolizei für einen Zwischenfall haftbar macht.

Der Kläger, ein ausgebildeter Baumpfleger und -kletterer, wollte am 9.11.2010 ein Transparent gegen die Castortransporte in den Bäumen an der Transportstrecke bei Laase anbringen. In mehr als fünf Meter Höhe wurde er mit Pfefferspray so stark besprüht, dass er den Halt verlor und sich beim Sturz auf den Rücken einen Brustwirbel brach. Er war mehrere Wochen arbeitsunfähig und muss mit Spätschäden rechnen.

Der Vorfall wurde von einem italienischen Journalisten fotografiert. Dieser hat am Dienstag auf Antrag des Klägers als Zeuge ausgesagt. Die eingesetzten Beamten, die zu einem anderen Zeitpunkt vernommen werden sollen, haben den Pfeffersprayeinsatz gegen den Kläger, der auch Gegenstand einer Anfrage im Niedersächsischen Landtag war, schlichtweg bestritten. Ihnen folgend hat die Staatsanwaltschaft Lüneburg das auf Antrag des Verletzten eingeleitete Ermittlungsverfahren eingestellt, allerdings ohne den damals schon benannten Journalisten als Zeugen zu vernehmen.

Am Mittwoch folgte vor dem Landgericht ein Verfahren wegen Schadensersatzes und Schmerzensgeldes für die rechtswidrige Freiheitsentziehung eines Demonstranten, der am 27.11.2011 im Kessel bei Harlingen festgesetzt wurde. Der damals 62-jährige Projektleiter aus Hamburg wurde von ca. 4 Uhr morgens bis 11 Uhr in der "Freiluft-Gesa" zusammen mit vielen anderen AtomkraftgegnerInnen gehindert, den Ort zu verlassen.

Dass diese Ingewahrsamnahmen von Anfang an rechtswidrig waren, stellte das LG Lüneburg in zweiter Instanz am 24.1.2013 fest. Es handelte sich um eine mehrstündige Freiheitsentziehung im Polizeikessel ohne richterliche Anordnung und ohne die Möglichkeit, den Rechtsweg einzuschlagen bzw. einen Richter zu erreichen, und das bei widrigen Witterungsverhältnissen.

Der Kläger betont: "Das war eine Ingewahrsamnahme auf freiem Feld, bei niedrigen Temperaturen, unter ständiger Videokontrolle und Polizeibeobachtung. Die Polizei hat mich im Kessel abgestellt und dann bis zur Freilassung meinem weiteren Schicksal überlassen, ohne meine Personalien aufzunehmen oder sonst wie ein rechtmäßiges Verfahren einzuleiten. Damit das nicht ohne Folgen bleibt, verlange ich Schmerzensgeld."  




2014-11-19 ; von asb (autor), pm (autor),
in Lüneburg, Deutschland

widerstand   castor   atommüll  

Kommentare

    Sie müssen registriert und angemeldet sein um einen Kommentar schreiben zu können