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Der "Cold Case" Katrin Konert wird neu aufgerollt

Seit beinahe 19 Jahren ist das Schicksal der damals 15-jährigen Katrin Konert ungeklärt. Nun will die Polizei mit einer intensiven Ermittlungskampagne den Vermisstenfall völlig neu aufrollen.

"Völlig neu aufrollen" wolle man den Vermisstenfall Katrin Konert, so die neue Leiterin der zuständigen Ermittlungsgruppe, Annegret Dau-Röbel, am Freitag bei einer Pressekonferenz. Was das bedeutet, erläuterten in Lüchow neben Dau-Röbel der Leiter des Zentralen Kriminaldienstes, Steffen Grimme, die Leiterin des Polizeikommissariates Lüchow, Stefanie Lerche, und Carsten Schütte von der Operativen Fallanalyse (OFA) des Landeskriminalamtes.

Hintergrund

Seit dem Neujahrsabend 2001 wird die damals 15-jährige Katrin Konert aus Groß Gaddau vermisst. Letztmalig wurde sie im Bereich des Ortskerns von Bergen (Dumme) gesehen. Die 1,60 m große, schlankeKatrin Konert hatte schwarz gefärbte, kinnlange Haare und war mit einer schwarzen Jacke ("Bomberjacke", mit orangefarbenem Innenfutter), einer schwarzen Cordhose, schwarzen Stiefeln sowie einem weißen Rollkragenpullover bekleidet. Am Abend des 01.01.2001 herrschte leichter, am Boden gefrierender Nieselregen ("Blitzeis").

Alle Hinweise und Ermittlungsversuche liefen bisher ins Leere. Selbst mehrfache ausgestrahlte Beiträge bei einschlägigen Fernsehsendungen wie "Aktenzeichen XY" oder "Tatort Deutschland" brachten keinen Erfolg.

1. das LKA wird eingesetzt

"Es liegen hunderte Hinweise vor, die im Laufe der 18 Jahre gesammelt worden sind, aber bisher zu keinem Ergebnis führten," so Dau-Röbel. "Diese und weitere neue Hinweise werden jetzt ganz neu bewertet und analysiert." Bei der Neubewertung und -analyse unterstützt sie ab sofort das Landeskriminalamt mit einer operativen Fallanalyse, die zum Ziel haben soll, mögliche Hintergründe und/oder Zusammenhänge von Hinweisen/Spuren herstellen zu können.

Die Ermittlungsgruppe im Kommissariat Lüchow wird auf acht Personen aufgestockt und phasenweise - falls notwendig - durch weitere Beamte ergänzt.

2. Nutzung eines anonymisierten Hinweisportals

Gleichzeitig setzt die Polizei ein Onlinetool zur anonymen Kommunikation ein: mit dem "Business Keeper Monitoring System" können mögliche Hinweisgeber völlig anonym mit der Polizei kommunizieren. "Wir setzen sehr darauf, dass Menschen, die womöglich in den letzten Jahren sich durch verschiedene Gründe gehindert fühlten, ihre Kenntnisse an die Polizei weiterzugeben, dieses Tool nutzen," so Steffen Grimme, Leiter des Zentralen Kriminaldienstes.

Carsten Schütte erläuterte die Funktionsweise des BKMS: Internetbasiert nimmt das BKMS System rund um die Uhr Hinweise auf. Mit technisch individuellen Verschlüsselungskonstellationen wird jeder Hinweis bezüglich Inhalt und Kanal gesichert und kann nur vom Kunden entschlüsselt werden. Der externe BKMS-Server befindet sich in einem Hochsicherheitsrechenzentrum in Deutschland.

Dabei nehmen die Ermittler in Kauf, dass auch der/die Täter/in das System nutzen könnte, um Hinweise auf das Geschehen zu geben. "Ja, es könnte sein, dass wir durch einen Täterhinweis die Leiche finden, aber den Täter nicht ergreifen können," so Dau-Röbel. "Denn auch die Täterhinweise werden durch die Verschlüsselung anonymisiert."

Doch die Ermittler setzen darauf, dass sich viele Hinweisgeber melden, die sich bisher nicht trauten, direkten Kontakt zur Polizei aufzunehmen. "Durch die vollständige Anonymität lässt sich vielleicht doch Manche/r darauf ein, per Internet einen Hinweis abzugeben," so die Hoffnung der vier Ermittler.

Erfahrungen aus anderen Fällen und Regionen hätten gezeigt, dass es durchaus realistisch ist, auch nach so vielen Jahren noch relevante Hinweise zu erhalten. "Wenn wir nicht daran glauben würden, dann würden wir hier nicht setzen," fasste Carsten Schütte die Überzeugung der vier Ermittler auf dem Podium zusammen.

Zum Hinweisportal "BKMS" gelangt man über folgenden Link: www.bkms-system.net/katrinkonert   oder über Verlinkungen zu "BKMS" über die Internet-, Facebook-und Twitterpräsenz der Polizei Lüneburg (#polizeilg)

3. Einrichtung einer mobilen Wache

Außerdem wird in der Zeit vom 30.10. bis 04.12.2018 in Bergen an der Dumme (Breite Straße, in HöheHausnummer 12) eine mobile Wache eingerichtet. Täglich zwischen 10 und 18 Uhr bzw. dienstags zwischen 18 und 22 Uhr wird dort ein Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Für schriftliche Hinweise wird rund um die Uhr ein Postkasten an der mobilen Wache installiert.

4. Verdoppelung der Belohnung

Die bisherige Belohnung in Höhe von 5000 Euro für sachdienliche Hinweise, die zur Ergreifung des Täters führen hat die Zentrale Kriminaldirektion auf 10 000 Euro verdoppelt.

Warum die plötzliche Aktivität?

18 Jahre lang wurde im Fall Katrin Konert kontinuierlich ermittelt, so Steffen Grimme."Schlecht ermittelt" habe man nicht. Allerdings habe man sich sehr auf das persönliche Umfeld von Katrin Konert konzentriert. Das soll nun anders werden. Die hunderte Hinweise werden nun mit Hilfe von LKA-Profilern unter anderen Gesichtspunkten neu bewertet.

Kriminaloberkommissar Andreas Rusche, der die Vermisstensache die ganze Zeit über betreute, bleibt bis zu seiner Pensionierung im Juli 2019 im Ermittlerteam. Er glaubt fest daran, dass er die Auflösung des Falls noch vor seiner Pensionierung noch mit erarbeiten kann. Aufzuhören, ohne dass der Fall geklärt ist? Für Rusche ist das nicht vorstellbar.

Auslöser für den aktuellen Ermittlungseifer war laut Steffen Grimme einerseits neue technische Möglichkeiten der anonymen Kommunikation, aber auch der Start der vom Hörfunksender NDR 2 im Rahmen des Radio-/ Podcastformats "Täter unbekannt" produzierten umfangreichen mehrteiligen Reportage. Ab Dienstag, 30.10.2018, wird sie jeweils wöchentlich gesendet.

"Wir wollen alles für die Aufklärung getan haben," begründete Carsten Schütte die Tatsache, dass jetzt auch das LKA eingeschaltet wurde. Warum geschah das nicht schon früher? "Normalerweise ermitteln wir ja nur dort, wo Spuren vorhanden sind," so Schütte. "Diese gibt es hier aber nicht. Nun unterstützen wir die Ermittlungsgruppe mit unserer Erfahrung und den Methoden der operativen Fallanalyse sowohl bei der Erarbeitung eines Ermittlungskonzeptes als auch bei der Neubewertung der vorhandenen Hinweise. Wir nutzen jetzt alle Chancen."

Foto | Angelika Blank: Erläuterten am Freitag vor rund 30 PressevertreterInnen ihr neues Ermittlungskonzept (von links): Carsten Schütte (LKA), Annegret Dau-Röbel (Leiterin Ermittlungsgruppe "Konert", Stefanie Lerche (Leiterin des Polizeikommissariats Lüchow), Steffen Grimme (Leiter Zentrale Kriminaldienste).




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Fotos

2018-10-26 ; von Angelika Blank (text),
in Saaßer Chaussee, 29439 Lüchow, Deutschland

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