Thema: herr paul

Diebe rufen: „Haltet den Dieb!“

Tach allerseits, ick bin’s bloß, der moralische Herr Paul. Werte Fans und Feinde, wenn meiner einer, etwa auf dem Flohmarkt, ‘n jeklautes Rad zum juten Preis erwirbt, bin ick mein Schnäppchen eventuell schnell los, weil ick ein Hehler bin. Und dis is verboten.

Aber wenn Vater Staat und Mutti Merkel jeklaute Datensätze kaufen, um damit in der Schweiz illegal jeparktes Geld für den deutschen Fiskus zurückzuholen, is dis, wie Ex-Minister Steinbrück seinerzeit tönte, „mein bestes Geschäft“. Wie das? Hochgelehrte Kommentare befassen sich mit den moralischen und juristischen Problemen...

Nein, wie putzig! Jedes Kind weiß, dis in der Politik oder beim Jeschäft Moral nur hindert. Beiderseits der Grenzen rufen nun Diebe: „Haltet den Dieb? Ein schönes Schauspiel! Die Schweiz lebt, mit dem Bankgeheimnis von 1934, prima von dem Geld, dis Steuerartisten und Diktatoren aus aller Welt dort parken, während hierzulande erfolgreiche Steuerfahnder schon mal mittels psychiatrischer Gutachten aus dem Amt jemobbt werden.

Dis sich ausjerechnet unser Schäuble und die FDP über Schwarzgeld echauffieren, entbehrt nich einer jewissen Komik. Tricksen und Täuschen is doch kleinet Einmaleins der Politik: Wat, bitteschön, verbirgt sich denn hinter „Sondervermögen“ oder hinter „Schattenhaushalt“? Wer parkt eigentlich welchet Vermögen in „Bad Banks“? Und wer blecht am Ende? Wenn aber, wg. Schlampereien bei neuen Gesetzen, versehentlich Hartz IV-Empfänger 20 Euro zuviel Kindergeld bekommen, müssen sie selbstverständlich jeden Cent zurück..., selbst wenn der Verwaltungsaufwand höher ist als der Ertrag.

Aber, werte Fans und Feinde, wir dürfen janz entsorgt in die rosige Zukunft blinzeln: Dis jute „Jeschäft“ bringt fast so ville in die leeren Kassen, um die Mehrkosten der „Elbphilharmonie“ zu zahlen, die leider dreimal so teuer wie jeplant... Aber wenn’s nich reicht, schließt die Freie und Hansestadt Hamburg lieber ein Theater, ein Schwimmbad, eine Bibliothek, als ein paar offenbar überforderte (oder gierige?) Planer und Baulöwen in die Pflicht zu nehmen.

Wie so wat jeht, kann man sich „live“ im schönen Wuppertal anschauen, wo die weisen Stadtväter und Mütter sich böse mit „Cross Border Leasing“ verzockt haben. Ick rate allen Lesern dringend, die nächste Schwimmbadsaison zu nutzen – wer weiß, ob es in unserer Idylle nach den nächsten „Zielvereinbarungen“ noch Bäder jibt? Schon längst wird in den Kommunen jespart, „bis es quietscht“. Dummerweise haben die Landesfürsten inzwischen verjessen, dis sie dafür eigentlich ‘ne Belohnung versprochen hatten. Aber selbst wenn die paar Kröten noch fließen – es reicht nich hier und nich da, nich hinten und nich vorne.

Da freut es alle Wendländer sehr, dis die „Deutsche Regional Eisenbahn“ die Kosten der Ortsumgehung Lüchow dadurch niedrig hält, dis sie während der Bauerei keine Züge fahren läßt. Dit macht se zwar sonst ooch nich, aber trotzdem danke!

Apropos Hilfe: Der hiesige Top-Nachwuchs der Union in Gestalt des Kreistäglers Carmienke unterstützt, per EJZ-Leserbrief, die jeplanten Hähnchenmastställe. Aber, ach, der arme Mensch ist offenbar nich mal imstande, die Materialien von seinen Freunden bei „Wiesenhof“ oder dem Bauernverband zu lesen, sonst würde ihm dämmern, dis mit seinen Träumen von vier Arbeitsplätzen pro Stall irjend wat nich stimmen kann. Aber wenn’s der Wahrheitsfindung dient, hilft der Herr Paul gerne.

Also aufjepaßt, Herr Abjeordneter: Pro Stall entsteht, wenn’s der Bauer nich selber macht, gerade mal ein halber Arbeitsplatz, aber nur, solange der Laden läuft. Bei jeplanten 600 Neuställen ‘n echtes Glücksspiel. Bei solchen Freunden brauchen unsre Bauern keine Feinde mehr.

Ick meine ja bloß,

sacht der Herr Paul




2010-02-27 ; von Stefan Buchenau/ZERO (autor),

herr paul  

Kommentare

    Sie müssen registriert und angemeldet sein um einen Kommentar schreiben zu können