Thema: herr paul

Herr Paul: Danke, liebe Beamte!

Pünktlich zum 20. Jahrestag der Wiedervereinigung hat Herr Paul so seine ganz eigene Ansicht über die deutsche Einheit ...

Tach allerseits, ick bin’s bloß, der Herr Paul. Werte Fans und Feinde,

Schland oh Schland wird 20 und meiner einer erinnert sich mal wieder: Die letzte Volkskammer hat am 23. August 1990 die Selbstabwicklung der DDR zum 3. Oktober beschlossen, und so jab’s ‘n halbet Land im Sommerschlußverkauf. Seitdem blüh’n Land- und Kameradschaften, ein Aufschwung jagt den nächsten, so dass der Bevölkerung von Neufünfland janz trieselig im vom Sozialismus, Nudismus, Stalinismus und Alkoholismus jeschädigten Resthirn jeworden is.

Im Zuge dieses unaufhaltsamen, weil historischen Prozesses wurde der dicke Kanzler mehrmals vom Mantel der Gechichte jestreift und sang auf dem Balkon vom Rathaus Schöneberg mit ein paar Saufkumpanen eine besonders schöne Version der Nationalhymne (youtube!). Außerdem hinterließ er uns jeplünderte Portokassen (auch als Sozial- und Rentenkasse bekannt) jede Menge häßlich-teure Architektur sowie zum Ausgleich die tiefe Überzeugung, daß an allem die Stasi schuld is und der Wessi alljemein der bessere Mensch is.

Vorhandene Industrien wurden wg. Veraltung, Dreck und unliebsamer Konkurrenz planiert, und ein paar besonders unfähige West-Beamte zum Aufbau Ost und zum Bezug saftiger Zulagen („Busch-Prämie“) verdonnert. Dafür bekommen die Ossis bis heute (!) weniger Lohn. Frau Birgit Breuel, die als niedersächsische Finanzministerin so jut wie allet verhökerte, wat nich niet- und nagelfest war und trotzdem die Staatsschulden verfünffachte, durfte mithilfe der „Treuhand“ ein paar windigen Immobilien- und sonstigen Haien zur einen oder anderen Million verhelfen. Da wuchs wirklich zusammen, was zusammen jehört!

Und weil es dabei so unglaublich jerecht zuging, dürfen Lichtgestalten wie Lafontaine sich heute als Retter der Enterbten aufspielen. Wenn dis alles keen Grund zum Feiern is? Apropos feiern: Eon & Co. feierten, als Mutti Merkel Weinkönigin Brüderle die Wirtschaft und dem klugen Herrn Röttgen die Umwelt zur weiteren Karriereplanung überließ: endlich jilt Sommerschlußverkauf ooch für Energiepolitik. Trotzdem fürchteten die Grauen Herren in den strahlenden Zentralen, dis sie tatsächlich tun müßten, wat se einst selbst unterschrieben hatten, nämlich so nach und nach die Gelddruck- Reaktoren abschalten.

So steht’s im (in unserer strahlenden Provinz viel gescholtenen) „Atomkonsens“. Is aber wurscht, weil die ständig unter Atomstrom stehenden Manager und sonstige Helden aus Politik und Gesellschaft per ganzseitiger Anzeige in diversen Zeitungen Mutti klarjemacht haben, wo der Hammer hängt, nämlich da, wo jenug Geld is, um sich solche Anzeigen leisten zu können. Von Lenin stammt der Spruch: „Sozialismus ist Sowjetmacht plus Elektrifizierung.“ (Nebenbei: Mein Rechtschreibprogramm kennt „Sowjetmacht“ nich und schlägt stattdessen u. a. „Sowjetyacht“ vor. So ändern sich die Zeiten!) Man muß Lenin nich mögen, aber von Macht verstand er einiges!

Jemeint war: Wer gesellschaftliche Strukturen und den Energiemarkt bestimmt, hat sie, die Macht. Wenn man dis weiß, klingen 120 000 Demonstranten nich mehr janz so imposant. Wat natürlich nich jegen Demonstrationen spricht, sondern für ‘ne realistische Bewertung ihrer politischen Bedeutung. Und deshalb ham wa eigentlich keene Chance. Aber die sollten wir nutzen. Wir sehn uns im November!

Zum Schluß die jute Nachricht: Alle Sichtblenden an der Lüchower Ortsumgehung wurden abjebaut. Sie sollten jegenseitige Blendungen von Autos und Eisenbahn verhindern. Nu hat man im Straßenbauamt Lüneburg aber jemerkt, dis da bis auf weiteres jar keene Eisenbahn fährt. Danke, liebe Beamte und Glückwunsch allerseits!

Ick meine ja bloß,

sacht der Herr Paul




2010-10-04 ; von zero (autor),

herr paul  

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