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Herr Paul: Wulff im Schafpelz

Tach allerseits, ick bin’s bloß, der Herr Paul. Werte Fans und Feinde, ooch wenn unser Präsident bei Erscheinen dieser zero vielleicht schon auf der Flucht sein sollte – dieser unser Wulff is ein würdiger Repräsentant unsrer Republik und vor allem seiner Partei, die in Sachen Moral, Ehre und Wahrheit schon lange Maßstäbe setzen tut!

Ick schlage vor, den Herrn zu adeln, denn wahrlich: Wir alle sind mit der Erbfolge kleinkarierter Provinzfürsten bestens bedient. Und außerdem muß Mutti dann nicht mehr in muffigen Hinterzimmern halbseidene Deals mit halbseidenen Koalitionspartnern abwickeln.

Erinnert sich noch wer an den Vorgänger? Der wurde ooch ins Amt jemauschelt, is aber dann zurückjetreten, weil er sich dabei erwischen ließ, wie er aus Versehen die Wahrheit über deutsche Kriegsbeteiligung sprach.

Der jetzige will und soll bleiben, obwohl er sich entschuldigt hat, dis sich dit Fachwerk biegt. Ick erkenne da eine jewisse geistig-moralische Tendenz, die man hierzulande im Zentralorgan für Moral und Anstand für die „schweigende Mehrheit“, der „Bild“, am ehesten noch dem Adel verzeiht. Deshalb schlage ick, falls er doch desertiert, unser aller Loddar-Double zu Guttenberg als Nachfolger vor. Was die Gattinnen betrifft, bewejen wa uns uff ähnlichem Niveau und ooch intellektuell oder moralisch is da kaum ein Unterschied...

Und wg. Jeld muß sich niemand um den Buprä sorgen – der hat lebenslänglich zumindest seine 199 000 jährlich plus Büro und Dienstwagen. So oder so könnte der jute Wulff als vielleicht letzten Dienst am Vaterland, den diversen Finanzjongleuren in Stadt und Landkreisen ‘n paar Tips jeben, wie ooch normal Sterbliche oder Kommunen an derart jünstiges Jeld kommen. Dis würde so manche Finanzkrise beenden helfen.

Apropos: Unserer hübschen Pleite-Idylle steh’n die Schulden bis Oberkante Unterlippe, da kämen ein paar Millionen vom Land gerade recht. Dafür hat der liebe Gott den Zukunftsvertrag erfunden, und der jeht so: Die Pleitejemeinde sacht, wat se hat und wat fehlt, dann sacht dis Land: Ihr habt aber noch zuviel, denn sacht die Jemeinde, wo se wieviel sparen will und wo se Jebühren erhöht, und dafür jibt’s vielleicht ‘ne Belohnung aus Hannover.

Und nu is man in der Samtjemeinde Lüchow/Wendland janz entsetzt, dis die noch nich völlig klammen Städtchen Wustrow und Lüchow ooch ihre Sparstrümpfe offenlegen sollen: „Nee, wie unjerecht!“, greint es aus den Amtsstuben, dis muß doch der Landkreis ooch nich machen... Ja, denn wird’s aber Zeit, denkt meiner einer, denn – ehrlich jesagt – is et mir völlig wurscht, in welcher Amtsstube mit dem Jeld anderer Leute, also mit Steuern, Miese produziert wern. Letzten Endes haften nur die, die noch blöd jenuch sind, Steuern zu zahlen.

Apropos blöd: Spieglein Spieglein an der Wand, wer is wohl der größere Tierschützer im janzen Land? Die, die rasend moderne und unglaublich hygienische Mastställe in die Landschaft klotzen, oder die, die se aus Sorge um die geschundene Kreatur anzünden? Ick fürchte, die Frage is falsch jestellt. Ick erlaube mir, diesbezüglich festzuhalten, dis die einen wahrlich nüscht fürs Wohlleben ihrer Tiere tun, sondern sie bloß effektiv mästen und schnell umbringen lassen wollen.

Und die anderen kümmern sich bloß um ihr lupenreines Jewissen. Und im Erjebnis wird vorläufig – zumindest hier – nich mehr über Tier- oder Umweltschutz geredet, sondern über die armen Hascherl, die ihren Hof retten wollen, indem se janz entspannt die Um- und Tierwelt sowie die Konkurrenz in Afrika ruinieren und so für langfristigen Absatz ihrer Schlachtreste sorgen. Man könnte also sagen, beide Seiten machen mit dem Tierschutz dis, wat Herr Wulff aus der „Würde des Amtes“ jemacht hat.

Ick meine ja bloß,

sacht der Herr Paul




2012-01-22 ; von Stefan Buchenau/zero (autor),

herr paul  

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