Am Dienstag Abend stellte Prof. Johannes Prüter dem Samtgemeinderat Gartow sein Konzept für vorbeugenden Hochwasserschutz an der Elbe dar. Im Ansatz stecken gebliebene Maßnahmen sollen dem Plan nach nicht mehr vorkommen.
Bereits nach der Sommerflut im Jahre 2013 hatte Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel angekündigt, mit einem sogenannten "Hochwasserschutz-Rahmenplan" ein Gesamtkonzept für vorbeugenden Hochwasserschutz zu entwickeln, durch das wasserwirtschaftliche und ökologische Interessen ebenso berücksichtigt werden wie der Hochwasserschutz.
Die Rückverlegung von Deichen oder die Aktivierung von Altarmen der Elbe gehört zu diesem grundlegenden Konzept ebenso wie die verstärkte bzw. geänderte Beweidung der Elbufer.
Prof. Dr. Johannes Prüter stellte nun am Dienstag dem Samtgemeinderat in Gartow ein Konzept vor, wie ein "integriertes Auenmanagement" umgesetzt werden könnte. Bei seinem Vortrag war dem Leiter der Biosphärenreservatsverwaltung sein Unmut über die mangelhafte Ausführung der im vergangenen Jahr umgesetzten Rückschnittmaßnahmen deutlich anzumerken. Sowohl in Wussegel, in Walmsburg als auch in Vietze waren die Rückschnitte sozusagen auf "halber Strecke" beendet worden. Teils zwei Meter hohe Baumstümpfe blieben stehen, Gestrüpp wurde nicht weggeräumt und ein direkt anschließendes Landschaftspflegeprogramm war gar nicht erst geplant - geschweige denn umgesetzt worden.
Die Folge: Bereits im Frühjahr begannnen die meisten der eigentlich zurückgeschnittenen Weiden wieder auszuschlagen und hatten sich bis zum Herbst zu kräftigen Kopfweiden entwickelt. Selbst liegen gebliebenes Gestrüpp begann wieder auszuschlagen. Dort beginnt bereits die Bildung neuer Baumgruppen.
Grund für diesen Halt auf freier Strecke ist unter anderem ein Zuständigkeitsgerangel zwischen Biosphärenreservatsverwaltung und Landkreis(en). Dabei geht es u.a. um die Organisation von Ausgleichsflächen, angeblich nicht vorhandene Finanzmittel sowie um die Zuständigkeit für die Auftragsvergabe.
Das Problem: Beteiligung vieler Behörden, Institutionen und Verbände
Ein Hauptproblem in der Umsetzung einer "planvoll abgestimmten langfristig tragfähigen Landschaftsentwicklung im Überschwemmungsgebiet" sah Prüter in der Vielzahl von Behörden, Institutionen, Umweltverbänden und Arbeitsgruppen, die mit dem Thema "Auenmanagement" befasst sind. Neben den Gemeinden und Landkreisen längs der Elbe sind die L andwirtschaftskammer, die Bundeswasserstraßenverwaltung, der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), das Amt für
regionale Landesentwicklung, das LBEG (für die bodenschutzfachliche
Beratung) sowie nicht zuletzt die Biosphärenreservatsverwaltung in die Planung und Umsetzung von Landschaftspflegenden Maßnahmen an der Elbe einzubinden. Darüber
hinaus sind mehrere Naturschutzverbände sowie diverse
Arbeitsgruppen von Kommunen und dem LEADER-Prozess zu geplanten Maßnahmen zu befragen.
Mit der Gründung eines Auenpflegeverbundes, an dem die an der Elbe gelegenen Gemeinden von Scharnebeck bis Schnackenburg ( Bleckede/Scharnebeck, Amt Neuhaus, Elbtalaue, Gartow) ebenso beteiligt sind wie die Landwirtschaftskammer und andere Institutionen, will Prüter nun dem bisherigen Zuständigswirrwarr ein Ende bereiten. Die Koordination und Federführung im geplanten Auenpflegeverbund will die Biosphärenreservatsverwaltung übernehmen.
Im Sinne der nach § 28 des Gesetzes über das Biosphärenreservat „
Gründung eines Auenpflegeverbundes
Um weitere Parallel- und Gegenmaßnahmen zu verhindern soll dieser Auenpflegeverbund alle Maßnahmen planen und die Umsetzung abstimmen. Zu den Aufgaben gehört dabei die Erfassung von Pflegebedarf und Maßnahmenvorschlägen ebenso wie die Maßnahmenbegleitung, die Abstimmung von Landnutzung, der Klärung des Förderbedarfs, Entscheidungen über den Einsatz der Finanzierungsgelder sowie die Abstimmung der Landschaftspflege und Grundlagenerhebung und Dokumentation .
Ziel dieses Auenpflegeverbundes soll es sein, die nachhaltige Wirksamkeit der erforderlichen Maßnahmen zu gewährleisten, um ähnlichen Wildwuchs in der Umsetzung wie in Wussegel oder Vietze in Zukunft zu vermeiden.
Die Änderung bzw. Verstärkung der Beweidung an den Elbufern ist dabei noch ein besonderes, heikles Thema. Derzeit sorgen sich die Landwirte noch, dass die Verwertung der auf den dioxinbelasteten Elbwiesen weidenden Tiere schwierig werden könnte. Der Verein zum Schutz der Kulturlandschaft an der Elbe (VSKE) fordert deshalb, dass das Land die Landwirte vom Risiko der unmöglichen bis eingeschränkten Verwertung der Weidetiere befreit. Diese Forderung war auch Hintergrund des Vortrags vor der Samtgemeinde Gartow, denn der VSKE hatte die Samtgemeinde gebeten, sich dieser Forderung anzuschließen.
Insbesondere Schafe oder Milchrinder könnten sich angesichts der Dioxingehalte im Boden als kaum verwertbar herausstellen. Insbesondere in Schaflebern reicht sich das unausrottbare Dioxin besonders an (siehe auch wnet-Artikel von 2009 - click hier! ) Des weiteren bleibt es eine offene Frage, inwieweit sich die an der Elbe wirtschaftenden Landwirte überzeugen lassen, ihre Herden aufzustocken bzw. auf andere Weidetierarten wie Schafe oder Ziegen umzusteigen.
Die Vorstellung des geplanten Auenpflegeverbundes kam beim Samtgemeinderat in Gartow gut an. Allerdings, so musste Prüter einräumen, ist das Konzept bisher nur ein Plan, der zwar beim Ministerium auf äußerst wohlwollende Reaktionen stößt. Die Finanzierung des Projektes ist aber noch nicht gesichert.
Foto / Angelika Blank: Noch bis zum Frühjahr lagen in Vietze Gestrüpp und Baumstämme herum. Erst kurz vor dem Frühjahrshochwasser wurden zumindest die - wertvollen - Stämme abtransportiert. Die im Hintergrund zu sehenden Baumstümpfe stehen bis zum heutigen Tage - und sind inzwischen zu kräftigen Kopfweiden ausgewachsen.