Thema: ausbildung

Lachs beizen oder mit der Ski-Gondel zur Arbeit?

Auszubildenden in der Gastronomie können die einheimischen Betriebe oft nur wenige Facetten der vielseitigen Berufsbilder vermitteln. Welche Anforderungen herrschen in den Zentren des Wintersports in Österreich? Mit dem Projekt "Gastromobil" können hiesige Auszubildende ganz neue Erfahrungen machen - und die Betriebe werden in der flauen Winterzeit entlastet.

Im Wendland ist der Winter für Hotelliers meist die umsatzschächste Zeit. Eine Zeit, in der für Auszubildende nicht viel zu tun ist. Ganz anders in den Zentren des Wintersport in Österreich: Dort brummt noch mindestens bis März der Bär. Fach- und Hilfskräfte werden händeringend gesucht.

Über das von der EU über Leonardo-Mittel finanzierte Projekt "Gastromobil" starteten jetzt 11 junge Auszubildende aus dem gastronomischen Bereich und einer Kauffrau f. Tourismus und Freizeit im Januar 2012 für 9 Wochen nach Zell am See in Österreich. Nicht nur, dass ihre Betriebe in der umsatzschwachen Zeit von den Auszubildenden "entlastet" werden. Die Unternehmer wissen auch, daß ihre Auszubildenden in der Fremde eine Menge Erfahrungen „über den Tellerrand hinaus“ machen werden.

„Neun Wochen - da ist ausreichend Zeit, sich einzuleben und in die dortigen Arbeitsabläufe auch richtig integriert zu werden,“ findet Frau Reins, Ausbilderin aus dem Residenzia Hotel Grenadier in Munster, und berichtet, daß ihre Auszubildende in dem österreichischen Hotel an einem Mitarbeiter-Seminar teilgenommen hat, in dem die Teilnehmer Basics vermittelt bekamen, wie das Servieren, Umgang mit dem Gast etc.

Herzlich willkommen in Österreich

In der folgenden Woche wurde dann verstärkt darauf geachtet, wie das Gelernte umgesetzt wurde. „Anfänglich war ich ja doch ein bißchen angespannt, ob ich das alles so hinkriege und hatte schon ein bißchen Sorge“, berichtet Denise Kim Saß, „aber das war eigentlich gar nicht nötig, ich wurde gleich „an die Hand genommen“ und in alles eingewiesen. Das Team ist total nett und wir essen alle zusammen hier im Hotel. Da gibt‘s viel Gelegenheiten, sich privat zu verabreden.“

Michelle Demuth, angehende Köchin aus dem Gasthaus Wendel in Lüchow, ist ganz begeistert von „ihrem Romantik-Hotel in Zell“. Sie hat das erste Mal Lachs gebeizt und hat das gleich so perfekt hinbekommen, daß sie von ihrem Küchenchef dafür ein dickes Lob einheimsen konnte.

Der Ausbildungsverbund Lüchow-Dannenberg e.V. setzt sein erfolgreiches Projekt „Gastromobil“ in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftskammer Salzburg, Bezirksstelle Pinzgau auch in Zukunft fort. In der Region Zell am See herrscht wegen des Skitourismus Hochsaison. Die österreichischen Hotels, vom Alm-Betrieb bis zum Hotel der 4-Sterne Supreme-Kategorie, planen die Unterstützung durch die angehenden Köchinnen, Restaurantfachfrauen oder Hotelfachleute inzwischen fest mit ein. Die deutschen Auszubildenden sind dort hochwillkommen.

Andere Länder - andere Sitten

Jörn Kopp und Lars Donkor, beide angehende Hotelfachmänner vom Bio-Hotel Kenners LandLust, waren darauf vorbereitet, daß für Servicekräfte in den meisten österreichischen Hotels Jeans-Hosen passé sind - weißes Hemd, schwarze bzw. graue Hose und eine farblich passende Weste sind hier angesagt. „Ich hätte nicht gedacht, daß ich mich so schnell daran gewöhnen würde“, schmunzelt Jörn. Jeden Morgen mit der Ski-Gondel zur Arbeit, das ist eine neue Erfahrung für Sarah Homann, Auszubildende Köchin aus dem Gästehaus Bad Bevensen, die bei dichtem Nebel auch schon mal in der Schneeraupe mitfahren durfte -  und das ganz schön cool fand. Einen Teil ihrer Ausbildung macht sie seit Januar in der Küche des Hotels Krallerhof in Leogang. „Das ist schon der Wahnsinn hier! In der Küche arbeiten wir mit den neusten Küchengeräten, die man höchstens mal auf einer Messe gesehen hat," so Sarah Homann.

In diesem Sommer sollen umgekehrt österreichische Auszubildende einige Wochen in den teilnehmenden Betrieben in der Heide-Region verbringen. „Im Sommer ist hier in Zell und Umgebung weniger los,- wir sind auf den Skitourismus ausgerichtet, deshalb legen manche Hotels ihre Betriebsferien in die Sommerzeit. Da würde es vorzüglich passen, unsere Auszubildenden in den Norden zu schicken“, ist sich Herr Magister Hufnagl von der Wirtschaftskammer Salzburg, Bezirksstelle Pinzgau sicher.

Mehr Informationen zum Projekt Gastromobil gibt es beim Ausbildungsverbund Lüchow-Dannenberg e.V., Susanne Hanspach, mobil: 0176 – 430 690 08 oder an info[ät]avld.net.

Foto: Susanne Hanspach ... Gastromobil e.V. / Azubi Sarah Homann (li.) mit ihrem österreichischen Küchenchef auf dem Almbetrieb des Hotels Krallerhof in Leogang.




2012-02-22 ; von asb / pm (autor),

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