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Mangelhafte Tragzapfen: "Es ist unklar, wieviele Castorbehälter betroffen sind"

Immer wieder gab es in der Vergangenheit Probleme mit Tragzapfen an Castorbehältern. Wie das niedersächsische Umweltministerium mitteilte, konnten die Betreiber nicht lückenlos nachweisen, ob und wie Qualitätsprüfungen durchgeführt wurden.

Die Überprüfung der Dokumentation der Qualitätssicherung bei der Herstellung von Tragzapfen aller Castorbehälter in Deutschland sei abgeschlossen, teilte das Niedersächsische Umweltministerium (NMU) am Freitag mit.

Dabei hat die sowohl als Zulassungsbehörde als auch als Sachverständige tätige Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) gemeinsam mit dem Behälterhersteller, der Gesellschaft für Nuklear-Service mbH (GNS) festgestellt, dass bundesweit 315 beladene Behälter von dem Qualitätsfall Tragzapfenfertigung betroffen seien, hierunter 58 in niedersächsischen Zwischenlagern.

"Alle Behälter betreffend bestehen Mängel in der Dokumentation der Qualitätsprüfungen; demnach kann zur Zeit nicht konkret aufgelistet werden, bei welchen Tragzapfen Qualitätsprobleme bestehen und bei welchen nicht," so das NMU.  "Als atomrechtliche Aufsichtsbehörde erwarten wir nun von den Betreibern für jeden einzelnen Behälter eine Stellungnahme zum sicherheitstechnischen Handlungsbedarf und werden auf dieser Grundlage eine Bewertung vornehmen."

Nach Auffassung der Atomaufsicht und der BAM seien Konsequenzen erforderlich. Tatsächliche Fertigungsmängel sollen laut Behälterhersteller GNS bislang nicht festgestellt worden sein. 92 vorsorglich an betroffenen, unbeladenen Behältern ausgetauschte Tragzapfen wiesen in einer Nachprüfung laut GNS und BAM die erforderliche Qualität aus.

Umweltminister Stefan Wenzel hatte sich bereits bei einem Besuch der BAM im September 2014 über den seinerzeitigen Sachstand informiert. „Angesichts der erheblichen Ausweitung des Qualitätsfalles Tragzapfenfertigung muss eine bessere und umfassende Information der Öffentlichkeit durch die GNS und die Betreiber der Zwischenlager erfolgen. Auch wenn von dem Fall derzeit keine unmittelbare Gefahr für Leib und Leben ausgeht, haben wir es offenbar mit einem Defizit in der Sicherheitsphilosophie zu tun“, so der Minister. „In einem Schreiben an den Präsidenten der BAM habe ich darauf hingewiesen, dass die Informationswege und die Zusammenarbeit der beteiligten Sachverständigen mit der Atomaufsicht verbessert werden müssen, um somit auch für mehr Transparenz zu sorgen.“

Nach Auffassung von Wenzel muss die Atomaufsicht über die Zwischenlagerung von hochradioaktivem Atommüll und die Behälterfertigung vor dem Hintergrund der zu erwartenden langen Zwischenlagerzeiten intensiviert werden.


2015-04-10 ; von asb (autor),

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