Thema: kriminalität

Lüchow - nach dem Mord

Gut zwei Wochen nach der Bluttat in Lüchow fragen sich immer mehr Bürger,  was denn in der Kleinstadt los ist. Neben Betroffenheit und Entsetzen über die brutale Tat "in unserem schönen Landkreis" rückt die Frage nach der Situation Jugendlicher in Lüchow-Dannenberg mehr in den Mittelpunkt.

Kriminal-Hauptkommissar Ulrich Constabel weiß, dass die Kriminalstatistik über die Straftaten Jugendlicher für Lüchow-Dannenberg nicht sonderlich erfreulich ausfällt: im Jahr 2007 wurden 374 Roheitsdelikte, darin sind z. B. Raub und Körperverletzung erfasst, allein von 14- und 17-jährigen begangen. "Dabei nimmt die Gewalt im öffentlichen Raum, d.h. die Taten, bei denen Täter und Opfer sich nicht kennen, zu," so Constabel weiter. 

Im Klartext heißt das: die Schlägereien bei Discobesuchen, das "Abziehen" von Geld oder Handys, insgesamt die alltägliche Gewalt unter Jugendlichen hat in den letzten Jahren zugenommen - auch wenn sie noch lange nicht die Ausmaße der Ballungszentren angenommen hat. Dass jetzt allerdings Jugendliche an einem Mord beteiligt sind - das schockt auch so manchen Polizeibeamten.

Und was sind die Ursachen für diese Zunahme? Fragt man Lüchower Erwachsene, aber auch Jugendliche, so sind manche mit Antworten schnell bei der Hand: "die mangelnde Strenge", "lasche Erziehung" oder fehlende Aufsicht werden da als Gründe geortet. Andere fragen sich allerdings, wie es den Jugendlichen eigentlich geht, wo und wie sie ihre Freizeit verbringen können, insgesamt, welche Perspektiven sie als Lüchower-Dannenberger Jugendliche eigentlich haben.

Schon bei der "Zukunfts-Konferenz", die vor einigen Jahren Lüchows Stadtentwicklung voranbringen wollte, zuckten die - wenigen - anwesenden Jugendlichen gelangweilt mit den Schultern. Nach ihrer Erfahrung würden die Belange Jugendlicher so gut wie gar nicht berücksichtigt, konnte man damals hören. Und viel scheint sich daran nicht geändert zu haben. Denn immer noch scheinen nächtliche Treffs auf dem Busbahnhof, an Tankstellen oder in Kneipen spannender zu sein, als die speziellen Angebote für Jugendliche - sofern es sie überhaupt gibt.

Unterdessen ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen die fünf Verdächtigen wegen Mordes, auch wenn das Opfer letztendlich in der Jeetzel ertrunken ist, wie die gleich nach dem Auffinden der Leiche am Sonntag durchgeführte Obduktion ergab.

Die Vernehmungen hätten allerdings ergeben, daß die Fünfergruppe den 41-jährigen absichtlich zu Tode bringen wollte, "damit er nichts mehr sagen kann", so Oberstaatsanwalt Warnecke. Nach der Rechtslage wäre das sogar "Mord aus niederen Beweggründen".

Aber derzeit wird noch weiter ermittelt, wichtige Spuren wurden an das Landeskriminalamt weitergeleitet und die kriminalistische Feinarbeit fortgeführt, um die Anklage vorzubereiten. Mit dem Abschluß der Ermittlungen und somit auch mit der Anklageerhebung ist wohl erst in einigen Monaten zu rechnen.

 

Foto: Bernd Bruno Meyer




2008-04-18 ; von Angelika Blank (autor),
in Rosenstraße, 29439 Lüchow (Wendland), Deutschland

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