Thema: tierschutz

Tierschützerin im Hungerstreik

Heidi Konopatsch und ihre 200 Katzen sollen ihr Obdach verlieren
Sie sieht müde aus, traurig, und hungrig. Heidi Konopatsch (58), ehrenamtliche Leiterin der "Tierhilfe Wendland" im Dörfchen Breustian im Landkreis Lüchow-Dannenberg, kann nicht mehr. Seit Samstag ist sie im Hungerstreik.

"Da kam der Brief von dem Anwalt", berichtet Konopatsch. Schockierender Inhalt: In 14 Tagen ist Schluss mit dem erfolgreichen Projekt, müssen Heidi Konopatsch, ihre 30 ehrenamtlichen Mitarbeiter und die zur Zeit 200 Katzen auf die Straße - wenn kein Wunder geschieht. Der Besitzer des Grundstückes verlangt seinen Hof zurück, ohne Angabe von Gründen.

"Er hat das Anwesen für unsere Vereinsarbeit 2005 extra gekauft. Seitdem nutzen wir das Gelände für unsere Arbeit. Ohne Vertrag, ohne Absicherung, nur mündliche Absprachen. Warum er es plötzlich zurückhaben will - wir wissen es nicht", berichtet Konopatsch. Ans Telefon geht der Besitzer, ein Gründungsmitglied der "Tierhilfe", nicht mehr, lässt über seinen Anwalt Briefe verschicken.

Allein im vergangenen Jahr hat Heidi Konopatsch fast 800 Tiere vermittelt und 616 Kastrationen an Katzen durchführen lassen. Jede Kastration kostet 100 Euro, sie soll Tierleid durch ungesteuerte Vermehrung eindämmen. Der Verein beschäftigt einen eigenen Tierarzt und einen Operationssaal - alles durch Spenden finanziert.

Die Menschen im Wendland stehen hinter der engagierten Tierschützerin. Doch nun droht das endgültige Aus. "Ende Juni müssen wir hier raus, und dann stehe ich mit meinen 200 Tieren auf der Straße. Da habe ich beschlossen, dass ich in den Hungerstreik trete". Ihr Ziel: Finanzielle Hilfe zum Ankauf des Anwesens durch den Landkreis, zu einem fairen Preis - da ist der Besitzer gefragt. Verkaufen will er offenbar schon, aber über die Summe besteht Diskussionsbedarf.

"Das Anwesen ist zwar ideal geeignet für unsere Arbeit, aber die Gebäude sind in einem schlechten Zustand", so Konopatsch, und zeigt ein einstürzendes Dach im Nebengebäude, dem Katzenhaus. Alternativ fordert die Tierhilfe ein vergleichbares Objekt im Tausch.

Heidi Konopatsch ist kein krankhafter "Animal-Hoarder" ("Tiere sammeln" ist eine anerkannte psychische Störung). Sie kann sich auf ihre vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter verlassen, bekannte Musiker veranstalten regelmäßig Benefiz-Konzerte für sie. Für Tiere in Not ist sie immer da. Sie nimmt alles auf, pflegt, vermittelt in gute Hände.

Ihr Tag beginnt um 4 Uhr morgens. "Dann muss ich die "Senioren" ausführen, und dann folgt die erste Waschmaschine. Und so geht es weiter, bis abends um acht." Und alles ehrenamtlich, alles auf Spendenbasis.

"Heidi Konopatsch versieht eine wichtige Aufgabe", lobt auch Landrat Jürgen Schulz (parteilos), aber finanziell unterstützen kann der klamme Landkreis die engagierte Tierschützerin leider nicht.

Heidi Konopatsch: "Wir haben in den vergangenen sieben Jahren eine Einrichtung geschaffen, die es noch nie im Landkreis Lüchow-Dannenberg gegeben hat. Wir würden weitermachen, wenn wir die Möglichkeit hätten. Leider sind unsere Tage in Breustian gezählt. Doch wir geben nicht auf! Nicht für die Tiere, die uns weiter brauchen, nicht für die Menschen, die in uns Vertrauen gesetzt haben; nicht die Tierschutzarbeit, die 365 Tage im Jahr gebraucht wird und die wir leisten." Nun warten alle auf ein Wunder.  

Fotos: Björn Vogt




Fotos

2013-06-18 ; von Björn Vogt (autor),

tierschutz  

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