Wendland Design Camp: Nachhaltige Ideen für ökologisches Wirtschaften

Mit der Vorstellung von fünf Konzepten für die Weiterentwicklung regionaler Unternehmungen ging vergangene Woche das zweite Wendland Design Camp 2013 in Kukate zu Ende.

Zwei Wochen lang hatten über zwanzig Studentinnen und Studenten aus verschiedenen Designbereichen, unterstützt von Praktikantinnen der Fachoberschule für Gestaltung in Uelzen an der Entwicklung von Produkten und Konzepten gearbeitet. Ein hochrangig besetzter Fachbeirat ließ sich am Samstag Nachmittag die dabei entstandenen Konzeptideen erläutern und stand dann den Studenten mit fachlicher Beratung zur Verfügung. Mit in der Jury: Tanja Breyer (Bundesinitiative für Kultur und Kreativwirtschaft), Prof. Dr. Ing. Hans-Joachim Beyer (Lehrgebiet Konstruktion Mechatronisches Design an der Hochschule für Wissenschaften Hamburg), Rebecca Harms (Fraktionsvorsitzende der Grünen im Europaparlament), Rüdiger Tamm (Akademie für Gestaltung im Handwerk Hannover) sowie Sebastian Fleiter (Künstler/Kassel).

Spannend die Präsentation der Ideen für neue Produkte und Konzepte: neben Vermarktungsideen für nicht normgerechte Kartoffeln, einem modularen Umzugskisten-System ging es auch um ganzheitliche Konzepte für Holz- oder Waldnutzung. Für die Jugendwerkstatt Küsten hatten zwei Designer (Cesar Lugo und Carolin Weitkamp) ein komplexes Verfahren zur Entwicklung neuer Produkte entwickelt. Dabei galt es, die besonderen Bedingungen von Jugendlichen, die bisher noch keine Perspektiven entwickeln konnten, zu berücksichtigen.

Von Bruderhähnen, Mondholz und mobilen Möbeln

Das Projekt „Waldgarten“ wiederum beschreibt konkret, wie eine ca. 35 ha große Fläche, zu einem ökologischen Hühnerhaltungsbetrieb mit Obstproduktion und touristischer Nutzung entwickelt werden kann. Auftraggeber für diese Konzeptideen ist Fried Graf von Bernstorff, der im Roten Haus bei Nienwalde einen Demeter-Hühnerfarm mit mobilen Ställen einrichten will. Nach den Vorstellungen der Designer (Marvin Kracheel von der Kunsthochschule Burg Giebichenstein sowie Julia Diehl, Fachoberschule Gestaltung Uelzen) soll das gesamte Areal zu einem erlebbaren Naturgarten mit Streuobstwiesen, Obst-, Nüssen- und Kräuteranbau, einem Zeltplatz sowie verschiedenen Lehrpfaden umgebaut werden. Um den Bezug zur Eier- und Fleischproduktion auch in den Städten enger zu gestalten, können Patenschaften einzelne Tiere übernommen werden. Futtermittel werden aus diesen Geldern bezahlt, der Pate kann Namen für sein Paten“kind“ übernehmen und bekommt zum Ausgleich Fleisch. Fried von Bernstorff ist begeistert von diesen Projektideen und möchte sie zu weiten Teilen bei Nienwalde realisieren.

Ähnlich äußerte sich Holger Danneberg von der Fa. Werkhaus, dem im Wendland Design Camp ein Aufhänge-System für größere und kleinere Kisten vorgestellt wurden. „Die Idee ist gut, unsere Kisten so umzubauen, dass sie gleichzeitig als Umzugskisten dienen können,“ so Danneberg. Er kann sich eine Umsetzung gut vorstellen. Doch bis es tatsächlich zur Serienfertigung kommen kann, sind noch viele Detailfragen zu klären: standardisierte Maße sind zu entwickeln, das Design muss in den Produktionsprozess eingebaut, die Rechte gesichert und das entsprechende Marketing entwickelt werden. „Das kann dann schon bis zu einem Jahr dauern, bis ein neues Produkt auf den Markt kommen kann,“ so Danneberg, der dieses Jahr die im vergangenen Design Camp entwickelten Vogelhäuser in seinen Katalog aufnimmt.

Insgesamt äußerten sich auch die Jurymitglieder zufrieden über den Design-“Jahrgang“. „Im Sinne der Nachhaltigkeit geht es immer wieder darum, Konsummuster zu überdenken, aber auch neue Ideen für einen anderen Gebrauch oder die Wiederverwertung zu entwickeln,“ so Harms. „Im Design Camp sind da viele gute Ideen entwickelt worden.“

Wie zum Beispiel auch das Konzept, verstärkt sogenanntes „Mondholz“ mit alten Holzgewinnungsmethoden zu schlagen, diese alten Techniken der Öffentlichkeit zum Beispiel mit einem Holzerntefest bekannt zu machen und eine Nutzung für Holzreste zu entwickeln.

Übrigens: mit dem gerade gewonnen Fördergeld des Stiftervererbandes der Wissenschaften kann das Wendland Design Camp für die nächsten zwei Jahre mit einer komfortablen Finanzausstattung von insgesamt 250.000 Euro in erweiterter Form fortgeführt werden. Angedacht ist zum Beispiel ein Design-Parcours, der auch Auszubildende in die Zusammenarbeit mit den Studierenden bringen soll.

Foto / Angelika Blank: Das Konzept für einen „Waldgarten“ hat gute Chancen auf Realisierung: Waldbesitzer Fried von Bernstorff (li.) ist entschlossen, weite Teile des Projektes mit dem Demeter-Hühnerzüchter Manfred Flegel (re. hinten) bei Nienwalde umzusetzen. Jurymitglied Rebecca Harms freute sich ebenfalls über die nachhaltigen Konzeptideen von Julia Diehl (re. Vorne) und Marvin Kracheel (2. von li.).




















Eigentlich ist der Schwerpunkt von Jittinan Kitsumritiroi die Nutzerforschung, um vor allem im Ernährungsbereich neue Räume zu gestalten. Im Design Camp hatte sie sich gemeinsam mit Carola Antonia Stock (beide studieren an der Hochschule für bildende Kunst in Bremen), mit dem Problem nicht normgerechter Bio-Kartoffeln beschäftigt. Der Bio-Landwirt Christoph Schäfer sucht nach einer Lösung für das Problem, dass rund 25 % seiner Kartoffelernte lediglich als Futtermittel verkauft werden können, da sie nicht den EU-Vermarktungsvorgaben für Aussehen entsprechen.


Kitsumritiroi und Stock hatten für die Darstellung der Problematik eine amüsante und dramatische Geschichte erfunden, die plastisch deutlich macht, dass eine unschöne Kartoffel ebenso viel wert ist wie eine „schöne“. Neben Vermarktungsideen für die nicht-normgerechten Kartoffeln (z.B. Schnaps und Chips,



 


2013-09-30 ; von Angelika Blank (autor),
in Kukate 2, 29496 Waddeweitz, Deutschland

regionalentwicklung  

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