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West-Östlicher Kasten - zwölf Ansichten von Hüben und Drüben

10KX07 - was klingt wie ein Handy-Typenmodell ist in Wirklichkeit der Name einer Künstlerinnen-Gruppe, der seit 2007 in der Region immer wieder für spannende Ausstellungen steht. Diesmal haben sich die Frauen aus dem Wendland mit Künstlerinnen aus Ost-Deutschland zusammen getan und präsentieren im Museum Wustrow seit Sonntag höchst unterschiedliche Sichtweise auf das west-östliche Miteinander.

„Die Arbeiten, die hier zu sehen sind, sollen anregen, Bereiche von Erinnerung, Identität und Wechsel neu zu überdenken“, so die Künstlerin Haninga Thiel aus Damnatz, die für die Künstlerinnengruppe am Sonntag die Einführungsrede hielt. „Diese Ausstellung in ihrer Vielfältigkeit schlägt große Bögen und provoziert geradezu Dialoge.“

Auch in der Zusammensetzung der Künstlerinnen dokumentiert sich der Ost-West-Bezug: von den zwölf beteiligten Künstlerinnen kommen sechs aus den neuen Bundesländern. „Wir sind gezielt auf die Suche nach Ost-Künstlerinnen gegangen, die bereit waren, sich dem Thema zu stellen“, so Irmhild Schwarz, eine der beteiligten Künstlerinnen aus dem Wendland.

Den Kasten als Symbol für begrenzte Sichtweisen wählte die Gruppe als gemeinsames Motto, sozusagen als Klammer für die höchst unterschiedlichen Wahrnehmungen der ost-westlichen Realitäten. Das Motiv des „west-östlichen Kastens“ stellt aber auch eine Beziehung zu der zwölf bändigen Gedichtesammlung „West-Östlicher Diwan“ von Johann Wolfgang von Goethe her, in der Poesie ganz unterschiedlicher Richtungen enthalten ist.

„Unser 'Diwan' von 2010 beschreibt einen Kleinen Grenzverkehr von – ebenfalls zwölf – Bildenden Künstlerinnen. Ostwestpassagen von Kunst, die eine Vielzahl kultureller Referenzen enthält.

Sichtbar wird dies zum Beispiel überaus prägnant in der Arbeit „Tresor und Bühne“ von Maren Simon aus Werder an der Havel, die in den beiden Kästen zwei Pole unterschiedlicher Ordnung Darstellung. Während im Kasten „Tresor“ die DDR-Wirklichkeit mit Babuschkas, bunten Nelken und rosa Sonnenbrillen in einem alten Medizinschränkchen in ihrer beschränkten Wahrnehmung symbolisiert wird, finden sich in der Schublade „Bühne“ die knallbunten Insignien westdeutschen Seins: kreischende Ausverkaufs-Schildchen und bunte Plastikblumen. Für Maren Simon symbolisiert ihr Werk die Erkenntnis, dass „All das Äußerliche, das hüben wie drüben das Leben prägte, hinfällig bzw. entbehrlich“ ist. Graue Totenmasken in beiden Kästen sollen daran erinnern, dass jenseits des Oberflächlichen in der Stunde des Todes alle gleich sind.

Uta Helene Götz, die in Potsdam geboren, aber in Berlin/West aufgewachsen ist, wählte für ihr Werk „Ist denn der Weg noch lang?“ einen mit Kindheitserinnerungen angefüllten Bollerwagen, der auf einem Zitat aus Georg Büchners „Leonce und Lena“ parkt. Jederzeit könnte der Griff des Bollerwagens aufgenommen und die Reise fortgesetzt werden. Für Uta Götz ist die Wiedervereinigung kein Status Quo, sondern „ein langer Weg von Gewissheiten und Ungewissheiten, von Veränderungen und Suchprozessen bis hin zur Poesie.“

Insgesamt präsentieren die zwölf Künstlerinnen in ihren beinahe zwanzig Werken sehr persönliche Ansichten, die viele Denkanstöße für die eigene Wahrnehmung des west-östlichen Seins im wiedervereinten Deutschland liefern.

Geöffnet ist die Ausstellung im Museum Wustrow jeweils Dienstags bis Freitags sowie Sonntags von 14.00 – 17.00 Uhr. Sondertermine für Gruppen können unter Tel. 05843-244 ausgemacht werden.

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Wer mehr über die einzelnen Objekte erfahren möchte, kann dies hier nachlesen.

Foto: Angelika Blank / Im Werk von Astrid Clasens "Biotop" zeigt sich die so ähnliche und doch so unterschiedliche Welt in Ost und West.

 

 




2010-09-13 ; von Angelika Blank (autor),

10kx07   wustrow  

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