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Ausbildung im Wendland: Auf der Suche nach Talenten

Der Fachkräftemangel greift auch in Lüchow-Dannenberg immer mehr um sich. Sinkende Schülerzahlen und die Tendenz der Jugendlichen, den Landkreis so schnell wie möglich zu verlassen, lassen viele Firmen fürchten, dass ihnen demnächst der Nachwuchs ausgeht.

Dabei ist es nicht einfach, Jugendliche zu erreichen. "Jugendliche haben ihre eigene Sprache  und sprechen deswegen nicht unbedingt auf Produkte an, die von Erwachsenen gestaltet wurden," weiß Martina Grud, Leiterin der Lüchower Wirtschaftsförderung. Deswegen initiierte sie gemeinsam mit acht Unternehmen des EMT-Netzwerkes die Produktion von mehreren Kurzvideos, in denen Jugendliche in ihrer eigenen Sprache und mit eigenen Bildern verschiedene Ausbildungsmöglichkeiten in der Region vorstellen.

Rosa Hannah Ziegler, Filmemacherin aus Dickfeitzen, leitete das Projekt als Regisseurin und Ratgeberin in technischen und dramaturgischen Fragen, Michael Unger schuf als Kameramann hervorragende Bilder von Arbeitsprozessen und Menschen.

Bei der Arbeit mit den Jugendlichen (z.B. aus der Bernhard-Varenius-Schule) stellte Rosa Ziegler schnell fest, wie wenig das junge Team sachliche Informationen über die jeweiligen Ausbildungsplätze transportieren wollte. "Viel wichtiger war den Jugendlichen, dass ihre AltersgenossInnen die verschiedenen Firmen und die Arbeitsfelder emotional erleben, dass sie erfahren, was in den jeweiligen Berufen Spaß macht und wie es sich anfühlt, in dieser oder jener Firma zu arbeiten." In der Zusammenarbeit mit den Jugendlichen entstanden im Laufe von über einem Jahr acht kurze Filme, die ohne viel Sprache auskommen und über ausdrucksstarke Bilder von einem interessanten Berufsleben in einer idyllischen Umgebung mit sympathischen KollegInnen erzählen.

Dabei waren den Jugendlichen Schlüsselbegriffe wie Vertrauen, Zusammenhalt, Teamarbeit oder Qualität herstellen und ernst genommen werden besonders wichtig. So beweisen die acht Clips, dass das Vorurteil "hier wird ja nix für Jugendliche geboten" aus Sicht der Jugendlichen zumindest im Berufsbereich nicht stimmt. Ob AVEBE, SKF, WZT, FKM, RiMaTec, Winterhoff, Steinicke Hochlandgewürze oder Dreyer & Bosse ... in allen vorgestellten Firmen lassen sich Berufe erlernen, die in der ganzen Republik gebraucht werden. Um Zerspanungsmechanik, Produktionsdesign oder Elektronik für Betriebstechnik zu lernen, muss niemand das Wendland verlassen.

Bei der Präsentation der Videos in der Wirtschaftsförderung in Lüchow bezweifelte zwar der oder andere anwesende Pädagoge, dass sich die Jugendlichen wirklich von den Filmen motivieren lassen, aber trotzdem waren alle von der hohen Qualität der Filme begeistert. "Das Hauptproblem ist allerdings, dass viele Jugendliche sich nach der Schule zunächst für gar nichts interessieren, was mit Beruf, Lernen oder Perspektiven finden zu tun hat," beklagte einer der Pädagogen.

Trotzdem befürworteten alle das Projekt des EMT-Netzwerks, denn "nur wenn die Jugendlichen in ihrer Sprache angesprochen werden, gibt es eine Chance, dass sie sich motivieren lassen" - im Wendland zu bleiben und die Region tatsächlich als "Start" und "Zukunft" zu begreifen.

Die DVDs werden demnächst in vielen Schulen, bei den beteiligten Firmen ausliegen oder sind über die Wirtschaftsförderung Lüchow-Dannenberg, Tel. 05841-97867-0 kostenlos zu beziehen. Ausserdem wird im Kino Alte Brennerei Lüchow ab sofort ein Kino-Spot für Aufmerksamkeit sorgen.

Foto:
Angelika Blank ... Standbild aus dem Video über die Firma Dreyer & Bosse in Gorleben


2012-07-17 ; von Angelika Blank (autor),
in Lüchow (Wendland), Deutschland

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