Fremd im eigenen Land? Heimat in Ost und West.

Von: 2024-08-30 19:00 bis: 2024-08-30 21:30 im Archiv der unveröffentlichten Texte im Gasthaus Schulz, Heider Chaussee 12, Groß Heide
29451 Dannenberg (Elbe)-Groß Heide, Deutschland
Die Maueröffnung aus der Sicht des Ostens: Wie hat die eigene Familie die Öffnung der Mauer erlebt? Und das nicht in Berlin, sondern am Rand der Republik in Salzwedel. An der freien Schule dort haben SchülerInnen Interviews mit den Großeltern, den Eltern und Verwandten geführt. Und sind mit ihnen in die Erinnerung an einen historischen Tag eingetaucht. An ihren Ergebnissen werden sie teilhaben lassen im „Archiv der unveröffentlichten Texte“. Initiitert hat die Umfrage Gisa Märgner, Lehrerin an der freien Jeetze Schule in Salzwedel.

Ein weiterer Gast: Die Psychoanalytikerin Annette Simon weiß, dass Kindheit im Ost und im Westen sehr verschieden waren. So wie die Bundesrepublik und die DDR ja auch zwei in sich sehr heterogene Gebilde waren, die sich bis 1989 verschieden entwickelt haben. Im „Archiv der unveröffentlichten Texte“ fragt sie sich, inwieweit das vereinte Deutschland dann die Heimat für beide sein kann? Und ob der Begriff Heimat vielleicht gar nicht mehr in unser postmodernes Leben passt? Annette Simon berichtet autobiografisch, was für sie als Ostberlinerin das Wort Heimat bedeutet hat. Sie spricht über die östlichen Pioniertage und deren Heimatgesänge. Aber auch, wie sich durch den Einmarsch der Truppen des Warschauer Pakts 1968 in Prag eine Opposition herausbildet. Sie beobachtete, wie die DDR-Elite ihre eigenen Kinder ins Gefängnis steckte. Und dann nach der Ausweisung von Wolf Biermann immer mehr Ostdeutsche bereit waren, in den Westen zu wechseln. Auch unter Inkaufnahme von Haftzeiten. Mit Neid und Faszination hat Annette Simon schon früh die 68er-Bewegung im Westen beobachtet und ihre Auseinandersetzung mit ihren Eltern verfolgt. Die Kinder dort standen unter keinem Loyalitätsdruck und forderten die Versprechen von Demokratie und Freiheit ein, als sie gegen den Krieg in Vietnam auf die Straße gingen. Beide – die 68er Generation Ost wie West – waren dabei, ihr jeweiliges Land zu verändern. Und als die 68er-Ost im Westen angekommen waren, stellte sie fest, dass sie kein gemeinsam vereintes Deutschland vorfanden. Annette Simon, älteste Tochter von Christa Wolf und dem Verleger Gerhard Wolf, hat über die ostdeutschen und westdeutschen Biografien geforscht. Von 1975 bis 1991 arbeitete sie in einer psychiatrischen Klinik in Ostberlin. Seit 1992 ist sie niedergelassen in freier Praxis, seit 1996 als Psychoanalytikerin und Lehranalytikerin der Arbeitsgemeinschaft für Psychoanalyse und Psychotherapie. Sie ist verheiratet mit dem Autor Jan Faktor.
„Fremd im eigenen Land“ und „Bleiben will ich, wo ich nie gewesen bin“, „Heimat, die nie eine war“ und „Identität und Macht – Das Ende der Dissidenz“ (alle im Verlag Psychosozial) lauten die Titel ihrer Bücher.

Diese und ähnliche Erfahrungen werden erzählt und diskutiert im „Archiv der unveröffentlichten Texte“ und zwar am 30. 8. 24 um 19 h, im Gasthaus Schulz, Heider Chaussee 12, in Groß Heide.

Kommt und hört. Diskutiert mit uns die Geschichten aus Euren/Ihren Familien in Ost und West. Und die aus Euren eigenen Leben. Es freuen sich auf Sie/Euch die Mitglieder des „Archivs der unveröffentlichten Texte“: Antje Busse, Monika Eckoldt, Nina El Karsheh und Dr. Sibylle Plogstedt, alle aus Groß Heide. Mit Unterstützung von Dr. Cora Titz.
Wer uns an den geschriebenen, aber noch nicht gehobenen Schätzen aus dem Familienbesitz, verfasst von früheren Generationen, teilhaben lassen möchte, wende sich an: Dr. Sibylle Plogstedt, Heider Chaussee 7, 29451 Dannenberg. Tel: 05861- 9867575, Mail: info@archiv-der- unveroeffentlichten-texte.de