Thema: integration

BI Wustrow: "Wir sind nicht gegen Behinderte!"

Nach der Vergewaltigung durch den Bewohner einer Behinderteneinrichtung in Wustrow gründete sich die Bürgerinitiative "Gemeinsam sicher leben in Wustrow". Vorwürfen, sie wollte Behinderte ausgrenzen, trat die BI in ihrer aktuellen Sitzung am Donnerstag entschieden entgegen.

Von den rund 90 Interessierten, die sich nach der großen Versammlung Mitte August (wnet-Artikel über die Versammlung siehe hier!) an einer Bürgerinitiative beteiligen wollten, kamen am Donnerstag rund 19 in die Gaststätte am Fehlhaus, um zu beraten, wie sie ihre Arbeit weiter fortsetzen wollen.

Große Betroffenheit herrschte über eine öffentliche Wahrnehmung, die der BI Behindertenfeindlichkeit unterstellt. "Es war nie unser Anliegen, die Behinderten der LEBE auszugrenzen," betonte Eike Neuschulz als eine der drei Sprecherinnen der BI. "Uns ist hauptsächlich daran gelegen, dass die Behinderten in der Einrichtung vernünftig betreut werden."

Nicht nur in dieser Hinsicht hat die BI einige Fragen an den Betreiber der Wohneinrichtung, die LEBE Mechau GmbH. Von dieser fühlen sich die Wustrower, so war zumindest bei dem BI-Treffen zu hören, im Laufe der 13 Jahre, die die LEBE dort schon arbeitet, immer wieder hintergangen. "Viele der Versprechungen sind nicht eingehalten worden, wie zum Beispiel die Begrenzung der Bewohnerzahl," hieß es an dem BI-Abend. Auch in Sachen Transparenz hegten die BI-Mitglieder arge Zweifel, ob die Geschäftsführung der LEBE es damit wirklich ernst meint.

"In den ersten Jahren herrschte Frieden," so ein BI-Mitglied zu der Frage, warum es 13 Jahre lang offenbar keine Probleme gegeben habe. "Vielen waren per DU mit der Leitung oder Betreuern. Doch in den letzten Monaten hat sich die Situation zugespitzt." Erst nach der Vergewaltigung habe man sich ausgetauscht und so erfahren, dass es wesentlich mehr "Vorfälle" im Ort gegeben habe, als die Einzelnen dachten.

Für die BI-Mitglieder hat schon die kurze Zeit ihrer Existenz Erfolge gezeitigt: "Wir begrüßen das 10-Punkte-Programm, dass der Betreiber vorgestellt hat und hoffen sehr, dass er es damit auch ernst meint," hieß es in der Runde. "Allerdings sehen wir immer noch eine Diskrepanz zwischen den Aufnahmemöglichkeiten der LEBE und der realen Aufnahmesituation." Nach Ansicht der BI-Mitglieder nimmt die LEBE zuviele Behinderte eines bestimmten Krankheitstyps auf, was sie nicht bewältigen könne.

Erst vor kurzem hatte die Geschäftsführung der LEBE in Reaktion auf die massive Kritik der Wustrower einen Zehn-Punkte-Plan vorgestellt, mit dem sie einerseits die Betreuungsintensität verstärken sowie andererseits die Kommunikation mit den Wustrowern verbessern möchte. Dazu gehören u.a. die Erhöhung von pädagogischem Personal, Umstellungen in der Nachtbereitschaft, eine engere Zusammenarbeit mit den örtlichen Kontaktbereichsbeamten der Polizei sowie die Einrichtung eines Veranstaltungsraums im Neubau, der auch von "Externen" genutzt werden kann.

Am 8. Oktober soll in Wustrow ein runder Tisch stattfinden, an dem Vertreter des Stadtrates ebenso teilnehmen werden wie Vertreter der LEBE Mechau sowie der BI Gemeinsam sicher leben.

Zum Schluss der Versammlung betonte Eike Neuschulz noch einmal, dass "wir mit der BI etwas zum Positiven verändern wollen." 

Grafik / Robert Aehnelt : Von der Extinktion (oben) zur Inklusion (unten) ist es noch ein weiter Weg.




2013-09-20 ; von Angelika Blank (autor),
in Wustrow (Wendland), Deutschland

integration   behinderte  

Kommentare

    Sie müssen registriert und angemeldet sein um einen Kommentar schreiben zu können