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ZuhauseKraftwerke: Wärme fürs Haus - Schwarmstrom für alle

Mit einem neuen Konzept kommt der Ökostrom-Anbieter Lichtblick der Idee dezentraler Energieversorgung ein Stück näher: Zuhausekraftwerke liefern dem Hausbesitzer Wärme - und der Allgemeinheit Strom. Am Dienstag Abend informierte Lichtblick in Hitzacker über Details.
Eigentlich ist nur ein kleiner 2-l-Motor, wie er auch im VW Touran genutzt wird, der das Herzstück der komplexen Anlage bildet. Doch durch eine ausgeklügelte Technik (von VW entwickelt) soll das "Zuhausekraftwerk" Gebäude mit einem Mindestwärmebedarf von 40 000 kWh im Jahr zu 100 % mit Wärme versorgen.

Über einen angeschlossenen "Dynamo" wird Strom produziert, der zunächst in einen Pufferspeicher wandert, wo er dann von Lichtblick über eine Funksteuerung je nach Bedarf abgerufen und ins öffentliche Netz eingespeist wird. Die Wärme steht dem Hauseigentümer zur Verfügung - der Strom wird von Lichtblick verkauft.

In Hitzacker interessierten sich rund 60 Energiebedürftige für das neue Konzept, sich ein eigenes Kraftwerk in den Keller zu stellen. Wie zu hören war, sind es besonders die Kirchen, die deutliches Interesse an dem Modell zeigen, da viele der Heizungsanlagen veraltet sind und erneuert werden müssen.

 

Wie Stefan Somann von Lichtblick in Hitzacker betonte, ist das "Zuhausekraftwerk" für alle Besitzer von größeren Gebäuden interessant, die ihre Heizungsanlage modernisieren oder optimieren wollen.

Grundbedingungen sind allerdings

  • ein Mindestwärmebedarf von 40 000 kWh im Jahr (entspricht 45 000 kWh Gas)
  • ein vorhandener Erdgasanschluss
  • ein freier Raum von ca. 9 m² Größe (können auch getrennte Räume sein) mit einer Höhe von mind. 1,95 m
  • ein Durchgang von mind. 0,80 m Breite
  • ein geeigneter Schornstein (max. 30 m Höhe, lichtes Maß eckig 11 cm/rund 13 cm)

Außerdem muss die Bereitschaft zu einer Nachtabsenkung von 3 °C über 6 Stunden hinweg da sein. Ab 5000,-- Euro Kosten liefert Lichtblick bei Feststellung der Eignung eine komplette Heizungsanlage inkl. Pufferspeicher, die auch für die Trinkwarmwasser-Versorgung genutzt werden kann. Den derzeitigen Wärmepreis gibt Somann mit 6 - 7 cent/kWh an. "Damit liegen wir leicht unter dem Preis seriöser Gasanbieter." so Sommann. Wieviel der Kunde allerdings wirklich zu zahlenhat, ergibt sich erst nach einer genauen Analyse des Heizwertes der eigenen Anlage. "Ist das eigene System hocheffizient, könnte es für den Kunden sehr viel günstiger ausgehen als bei herkömmlichem Erdgasbezug per Therme."

Die Anlage bleibt im Besitz von Lichtblick, wird von der Firma auch gewartet und fernüberwacht. Anschluss der neuen sowie Abbau und Entsorgung der alten Anlage (allerdings keine Entsorgung von Öltanks) wird ebenfalls von Lichtblick übernommen.

Sonderanforderungen wie Bau oder Erweiterung eines Schornsteins, die Anlage eines Verteilungs-Netzwerks oder der Umbau von Räumen müssen von den jeweiligen Eigentümern selbst organisiert und finanziert werden. Der Hausbesitzer erhält 10 Jahre lang die Garantie, seinen Wärmebedarf zu 100 % durch die Anlage gedeckt zu bekommen.

Nach Aussagen von Stefan Somann ist das "Zuhausekraftwerk" kein Blockheizkraftwerk im herkömmlichen Sinne, sondern erzeugt die Wärme ohne Spitzenlastsystem. "Die Wärmelieferung ist immer zu 100 % garantiert", so Somann, "Dabei ist es unerheblich, wann diese Menge verbraucht wird." Das System entscheidet ob es den Wärmebedarf aus dem Speicher oder aus dem Zuhausekraftwerk bedient.

Lichtblick hat die Angebots-Offensive erst vor kurzem gestartet und will auf insgesamt rund 100 000 Zuhausekarftwerke in Deutschland erreichen. "Wenn das erreicht wird, dann könnte mindestens ein Groß-Kraftwerk abgeschaltet werden," ergänzte Dieter Schaarschmidt, Experte für Erneuerbare Energien aus Güstritz. Außerdem löst die dezentrale Organisation der Energieversorgung das Problem eventuell nicht vorhandener Stromnetze, da die Energie nicht mehr von zentralen Punkten durch die ganze Republik geschickt werden muss, sondern von vielen kleinen Punkten ins Netz eingespeist wird. "Außerdem ist die Reaktionszeit bei Spitzenlastzeiten oder Minderverbrauch sehr viel schneller als bei Großkraftwerken," erläuterte Somann. In max. 60 Sekunden kann die zentrale Steuerung die Menge der Stromeinspeisung regulieren, so dass auch zu extremen Spitzenlastzeiten keine Gefahr der Unterversorgung mehr bestünde.

Bisher hat Lichtblick in Deutschland rund 500 Zuhausekraftwerke angeschlossen. In Lüchow-Dannenberg werden nun mindestens 30 Gebäudeeigentümer gesucht, die sich zu einem Einbau entschließen können, dann könnte auch Lüchow-Dannenberg zum "Schwarmstrom"-Gebiet werden - wie es Hamburg, die Region Wolfsburg oder Hannover bereits sind.

Mehr zu Technik, Kosten und Anschlussanforderungen findet sich hier!

Foto: Lichtblick/Manfred Witt ... das "ZuhauseKraftwerk" bietet neue Möglichkeiten der dezentralen Energieversorgung




2012-06-27 ; von Angelika Blank (autor),
in Hitzacker (Elbe), Deutschland

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