Thema: hochwasser

Nach der Flut ist vor der Flut - Erfahrungen und Konsequenzen aus dem Hochwasser

Am Dienstag Nachmittag trafen sich in Bleckede Vertreter aus Niedersachsen, Mecklenburg-Holstein, Niedersachsen und Schleswig-Holstein, um sich über die Erfahrungen und Konsequenzen des gerade überstandenen Hochwassers auszutauschen. Staatssekretärin Almut Kottwitz (NMU) drängte dabei auf schnelle Maßnahmen zum Hochwasserschutz, denn "im Herbst könne schon das nächste Hochwasser" kommen.

Zu dem Treffen waren auch die Landräte von Lüneburg und Lüchow-Dannenberg gekommen, die ministeriellerseits noch einmal ausdrücklich dafür gelobt wurden, dass sie den Katastrophenalarm so früh ausgelöst hatten. "Nun geht es allerdings darum, so schnell wie möglich vorbeugende Maßnahmen im Hochwasserschutz zu beschließen und umzusetzen," so Staatssekretärin Kottwitz. Denn nicht nur sie befürchtet, dass man sich bereits im Herbst mit dem nächsten Hochwasser beschäftigen muss.  

Im Fokus stehen dabei auch die immer noch unbefriedigenden Prognosen. In der Woche vor dem Eintreffen des Flutscheitels mussten sich die Einsatzleitungen mit der nervenaufreibenden Situation auseinandersetzen, dass an einem Tag die Wasserstände katastrophal hoch prognostiziert wurden, um am nächsten Tag wieder nach unten relativiert zu werden. Erst kurz vor Eintreffen des Hochwasserscheitels näherten die Werte sich an. "Eine Konsequenz muss sein, dass die Prognosesituation sich verbessert," so Staatssekretärin Kottwitz. Kritik übte sie dabei konkret an der Arbeit der Hochwasserzentrale in Magdeburg. "Wir dürfen nicht nur die Technik verbessern, sondern die Erfahrung der Menschen muss auch mitgenommen werden," betonte die Staatssekretärin. 

Lob für die gute Zusammenarbeit

Viel besser als im Jahre 2006 lief allerdings die länderübergreifende Zusammenarbeit in der Katastrophenbewältigung, da waren sich alle Anwesenden einig. Im Hochwasserschutzes müssen allerdings deutlich verbesserte länderübergreifende Konzepte entwickelt und verbindlich umgesetzt werden - auch da waren sich alle einig. damit die Deichverbände und Kommunen nicht alleine mit dem Problem da stehen. "Es kann nicht angehen, dass die Unterlieger den Preis für die Fehler der Oberlieger zahlen," war aus der Runde zu hören. "Wir müssen überlegen, wie wir die Oberlieger bei der Umsetzung effektiver Hochwasserschutzmaßnahmen unterstützen können," so die elegante Formulierung von Staatssekretärin Kottwitz. Denn nach ihrer Aussage sind zum Beispiel von den im Jahre 2006 verabredeten 20 Flutungspoldern längs der Elbe bisher lediglich die Hälfte umgesetzt worden.

In Sachen Verbuschung setzt bei der (grünen) Landesregierung offenbar ein Umdenken ein. „Wir werden bei der Verbuschung mit dem Naturschutz reden, denn wir dürfen nicht gegen EU-Regeln verstoßen," so Kottwitz. "Und von daher werden wir gemeinsam mit dem Naturschutz Konzepte entwickeln, wie durch Abbau der Verbuschung ein möglichst ungestörter Abfluss gewährleistet werden kann."

Finanzen für die Hochwasserhilfe stehen bereit

Almut Kottwitz, aber auch Frank Doods, Staatssekretär im Niedersächsischen Finanzministerium , betonten, dass die Grundlagen für die Auszahlung der Soforthilfen sowie anderer Hochwasserhilfen geschaffen sind. "Bereits nächste Woche könnten die ersten Auszahlungen laufen," so Almut Kottwitz. Und: das Land wird bis zur Hälfte der Kosten für die Beseitigung der Sandsäcke übernehmen, damit niemand auf den Kosten sitzen bleiben muss. Unklar bleibt vorerst, ob dieses Angebot nur den Deichverbänden zu Gute kommt oder ob Gemeinden davon auch profitieren können.

Die Gelder für die Soforthilfe (Übersicht gibts hier!) sin d ebenfalls bereit gestellt, so dass bereits in der nächsten Woche mit der Auszahlung begonnen werden könnte, so Doods. Einerseits sollen die Soforthilfen so unbürokratisch wie möglich ausgezahlt werden, andererseits, so Doods, müsste die Organisation aber "so aufgesetzt werden, dass es zu guten Ergebnissen führt". 

In der Struktur wird es wohl ein Nebeneinander von Soforthilfen und dem Hochwasser-Fonds geben. Wie dieser inhaltlich ausgestattet sei bzw. wie sich die beiden Hilfsinstrumente voneinander abgrenzen, dass sei noch nicht geklärt, so Doods.  

Grundsätzlich, so Doods weiter, müsse die Landesregierung sich die Frage stellen, welche Gelder mobilisiert werden müssen, um effektiven Hochwasserschutz zu realisieren? Vor dem Hintergrund, dass man sich regelmäßig auf hohe Hochwasser einstellen müsse, gewinne diese Frage zunehmend an Bedeutung. In diesem Zusammenhang verwies Lüchow-Dannenbergs 1. Kreisrat Claudius Teske darauf, dass das Bemessungshochwasser dringend neu festgelegt werden müsse. Dies müsse dann als Grundlage für einen noch zu entwickelnden "Masterplan Elbe" genommen werden.

Vier neuralgische Punkte in Lüchow-Dannenberg

Nach der Flut von 2002 wurde in Lüchow-Dannenberg einiges in den Hochwasserschutz investiert. Viele Deiche wurden saniert, modernisiert oder völlig neu gebaut. So gab es dieses Jahr an vielen Stellen keine Probleme. Auch der mobile Deich in Hitzacker hielt dem massiven Druck stand - allerdings um den Preis, dass unzählige Helfer Tag und Nacht damit beschäftigt waren, Treibgut von der Spundwand fern zu halten, um Schäden durch Anprall zu verhindern.

Nach ersten Analysen der Ereignisse zeichnen sich für das Ministerium vier neuralgische Punkte ab, an denen der Hochwasserschutz dringend verbessert werden muss:

  • eine Deichstrecke von 14 km bei Hitzacker 
  • Neu Darchau
  • Gartower Raum (Minderhöhen/Deichanschluss Am Helk)
  • Vietze ("Ganz wichtig" - Zitat Kottwitz) 

Die Vertreterin der Landesregierung die Deichverbände und Kommunen darum, ihre Schäden so schnell wie möglich festzustellen und zu melden, damit möglichst bald ein Überblick über die tatsächliche Schadenshöhe vorliegt.

Foto / Peter Stern: In Vietze im Ostkreis Lüchow-Dannenbergs stand ein ganzer Ortsteil unter Wasser.





2013-06-27 ; von Angelika Blank (autor),
in Schloßstraße 10, 21354 Bleckede, Deutschland

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