Mehr als 60 Menschen interessierten sich am Dienstag Nachmittag für die Vorstellung von drei Projekten, die neue Formen gemeinschaftlichen Wohnens und Lebens erproben (wollen).
Wie drängend die Frage nach neuen Wohnformen ist, zeigte sich am Dienstag Nachmittag im Ostbahnhof Dannenberg: über 60 Menschen - meist über 50 Jahre alt - interessierten sich für die Projektbörse "Verbindliche Nachbarschaften - Gemeinschaftliche Wohnformen" zu der das Seniorenservicebüro des Landkreises eingeladen hatte.
Vorgestellt wurden drei Modelle, wie sie unterschiedlicher nicht sein können: das Wohnprojekt "Buchhorst Garten" in Gartow, die Initiative "Hitzacker Dorf" und die Gruppe "Virtueller Rundling".
BUCHHORST-GARTEN
Bereits seit einigen Jahren ist die Siedlung "Buchhorst-Garten" am Rande Gartows bewohnt. Von insgesamt zehn Baugrundstücken sind seit dem Start des Projektes 2006 aktuell sechs belebt. Interessenten kaufen sich in die Entwicklungsgesellschaft ein, erwerben so ein Grundstück. In der Kaufsumme enthalten sind Anteile an den Erschließungskosten (Kanalisation, Strom- und Gasversorgung, TV- + Telefonleitungen etc.).
Das Zusammenleben wird gemeinsam von den BewohnerInnen in der Verwaltungs-Gesellschaft gestaltet. Gemeinsam wird entschieden, welche Gemeinschaftsanlagen errichtet werden, welcher Aufwand für Pflege und Instandhaltung der Anlagen geleistet werden soll etc.
Inwieweit die BewohnerInnen ihr Alltagsleben miteinander gestalten, bleibt der Initiative des Einzelnen überlassen - auch wenn der Wunsch nach Gemeinsamkeit grundlegende Idee des Projekes ist. Die Basis für das Zusammenwirken bildet ein von den BewohnerInnen erarbeitetes Statut.
Nach jahrelanger Erfahrung mit dem Leben in der Siedlung gibt es inzwischen auch Gemeinschaftsanlagen, die nur von Teilen der BewohnerInnen mitgetragen werden - wie z.B. die kürzlich errichtete Apfelallee im ehemaligen gräflichen Garten der Familie von Bernstorff.Einstiegskosten: rd. 60 000 Euro + Baukosten für das Wohnhaus
HITZACKER: INTERKULTURELLES GENERATIONENDORF
Noch im Planungsstadium befindet sich die Initiative, in Hitzacker ein gemeinschaftlich organisiertes "Dorf" zu entwickeln. Auf rund 6 ha Gelände sollen Wohnungen für ca. 300 BewohnerInnen entstehen. Knapp 2 ha stellte kürzlich die Stadt Hitzacker zur Verfügung, so dass die Genossenschaft i. Gründung konkrete Planungen beginnen kann. Bereits im nächsten Jahr sollen die ersten BewohnerInnen einziehen, hieß es auf der Projektbörse. Was die darüber hinaus benötigten 4 ha Fläche angeht, so zeigten sich die InitiatorInnen optimistisch, dass auch diese Ankauf bald gelingen werden.
Die Idee der "Dorf"gründer ist, Leben und Arbeiten "neu zu erfinden und anders zu denken". Was genau dies meint, blieb am Dienstag weitestgehend im Dunkeln. Außer dem allgemeinen Wunsch nach "mehr Gemeinsamkeit" und "interkulturellem Zusammenleben" war zu dem Thema nicht viel zu hören.
Inzwischen gründete sich eine "Bau GmbH", in der sich regionale HandwerkerInnen zusammengeschlossen haben, um die Bauten des Dorfprojektes zu realisieren. Angedacht sind nach baubiologischen Kriterien erstellte Häuser in Modulbauweise, wobei ein Einzelmodul 42 qm groß sein wird. Möglich ist es aber auch, mehrere Module zu nutzen.
Die GründerInnen wollen das Dorfprojekt als Genossenschaft betreiben, in der jede/r BewohnerInnen Mitglied ist. Das heißt, dass die BewohnerInnen kein Eigentum erwerben, sondern als GenossInnen Anteile an der Genossenschaft halten. Der Mindestanteil beträgt dabei 500 Euro. Die Mitgliedschaft soll mit einer zweijährigen Frist zu kündigen sein.
Nach eigenem Bekunden der InitiatorInnen haben sich bereits 60 Menschen entschlossen, der Genossenschaft (in Gründung) beizutreten. Weitere 150 Menschen sollen auf der Anwärterliste stehen.
Einstiegskosten: Genossenschaftsanteil von mindestens 500 Euro + (falls möglich) Eigenleistungen in individueller Höhe. Die Miede soll sozialverträglich ausfallen und wird bisher mit 5,50 Euro/qm kalkuliert.
VIRTUELLER RUNDLING
Einen völlig anderen Weg, mehr Gemeinschaft im Alter zu organisieren, geht das Netzwerk "Virtueller Rundling". Die ca. 42 Mitglieder wollen in ihren Häusern bzw. Wohnungen bleiben und versuchen, ein soziales Netzwerk zu entwickeln, "das uns lange aktiv hält, unser Leben bereichert, inspiriert und uns in schwierigen Situationen stützt."
In unterschiedlicher Besetzung trifft sich die Gruppe regelmäßig im Ostbahnhof. Darüber hinaus sorgen gemeinsame Aktivitäten wie Ausflüge aber auch gemeinsame Hilfsaktionen für mehr Zusammenhalt.
Mehr über den Virtuellen Rundling gibt es hier!
Foto / Angelika Blank: Die Aussicht in einem nach ökologischen Kriterien aufgebauten Rundling eine gute Form gemeinschaftlichen Wohnens leben zu können, machte die meisten ZuhörerInnen neugierig auf das Projekt "Interkulturelles Generationendorf" Hitzacker.