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Sexuelle Vielfalt? Nein Danke!

Mit ihren Äußerungen zum rotgrünen Vorstoß, in den Schulen das Thema sexuelle Vielfalt stärker zu berücksichtigen, schaffte es die CDU-Landtagsabgeordnete Karin Bertholdes-Sandrock sogar in das Nachrichtenmagazin SPIEGEL. Das Schwulen- und Lesbenmagazin queer.de kritisierte die Landtagsabgeordnete als "homophob".

Seit der Veröffentlichung eines Zitats von Karin Bertholdes-Sandrock in der Nordwest-Zeitung herrscht Aufregung bei Schülern, Elternvertretern und Landespolitikern. Gegenüber der Tageszeitung hatte Bertholdes-Sandrock geäußert, dass es „Auf keinen Fall“ sein könne, "dass beispielsweise Schwule und Lesben in den Klassen allein gegenüber den Kindern auftreten“. Die Jugendlichen würden damit überfordert. 

Gegenüber SPIEGEL ONLINE relativierte Bertholdes-Sandrock ihre Äußerung zwar einen Tag später, konnte damit aber nicht mehr verhindern, dass Schülervertreter inzwischen ihren Rücktritt als Landtagsabgeordnete fordern. "Dass Frau Bertholdes-Sandrock davon spricht, dass es unverantwortlich sei, Schüler mit Homosexuellen unbeaufsichtigt zu lassen, ist wirklich traurig und höchst diskriminierend. Es schockiert mich", sagte Helge Feußahrens, Vorsitzender des Landesschülerrats Niedersachsen gegenüber SPIEGEL ONLINE .

Diese Aussage löste sowohl bei Schwulen- und Lesbenverbänden als auch bei Landespolitikern Empörung aus. Auch auf queer.de , einem Schwulen- und Lesbenmagazin, wird Bertholdes-Sandrocks Äußerung scharf kritisiert. Dort wird die Landtagsabgeordnete gar als "homophob" kritisiert.

„Ich fordere Frau Bertholdes-Sandrock ausdrücklich auf, sich eindeutig von  ihren Äußerungen zu distanzieren und sich bei allen Menschen, die sich gegen Diskriminierung Homosexueller engagieren,  zu entschuldigen. Eine leichte  Relativierung  reicht hier nicht aus," empört sich auch die grüne Landtagsabgeordnete Miriam Staudte über die Äußerungen von Bertholdes-Sandrock. Für die Grünen-Politikerin zeigt die Debatte, wie weit latente Homophobie in der Gesellschaft verankert ist. „Noch immer sind Probleme aufgrund sexueller Orientierung eine Hauptursache für Suizid bei Jugendlichen, wir brauchen diese neue Aufklärung in Schulen.“

Auch der Versuch einer Relativierung ihrer Aussage misslang nach Ansicht Staudtes gründlich und habe weitere Proteste ausgelöst.

Für die SPD im Landtag sind Bertholdes Äußerung ein "Rückfall ins Mittelalter". „Wer im Jahr 2014 davor warnt, Schüler mit Homosexuellen alleine zu lassen, der handelt unverantwortlich. Das beweist auch, dass die individuelle und selbstbestimme Freiheit der Menschen in Niedersachsen zumindest von der CDU-Landtagsfraktion weder akzeptiert noch toleriert wird. Wer solche Ängste schürt, der fällt ins Mittelalter zurück“, erklärte Claus Peter Poppe, schulpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion.

HINTERGRUND:

Die rot-grüne Landesregierung will dafür sorgen, dass die Thematik unterschiedlicher sexuelle Ausrichtungen wie Homosexualität, Bisexualität, Transsexualität oder Intersexualität an den Schulen verbindlich in den Rahmenlehrplan für den Sexualkundeunterricht aufgenommen wird.

So beschloss es Rot-Grün im Sommer. Noch im Herbst soll das Gesetzgebungsverfahren starten. Derzeit sind Institutionen und Verbände aus dem Bildungsbereich aufgerufen, sich inhaltlich zu dem Vorhaben zu äußern. Neben der CDU stehen unter anderem auch Elternverbände der Reform kritisch gegenüber.

Foto / Angelika Blank: Karin Bertholdes-Sandrock (Archivfoto)


2014-09-18 ; von Angelika Blank (autor),
in Hinrich-Wilhelm-Kopf-Platz 1, 30159 Hannover, Deutschland

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