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Stones for Lüchow (1)

Lüchow (bvo). „Ja“, findet Rolling-Stones-Fan Ulrich Schröder aus dem niedersächsischen Lüchow: Hier wird in Kürze Deutschlands erstes Rolling-Stones-Museum entstehen. Der Stadtrat hat nach jahrelangen Verhandlungen in einer geheimen Abstimmung für das private Vorhaben vor kurzem einen Zuschuss von 100.000 Euro bewilligt. Und das, obwohl Lüchow chronisch pleite ist. „Zu groß ist die Gefahr, das Schröder mit seiner einzigartigen Sammlung abwandert“, heißt es aus dem Rathaus.

Schröder ist seit über 30 Jahren glühender Stones-Fan und hat inzwischen eine bemerkenswerte Sammlung rund um die Band zusammengetragen. Über 160 Konzerte in aller Welt hat der ehemalige Bausparberater besucht und sogar persönliche Kontakte zu seinen Idolen geknüpft: Bill Wyman, den Ex-Stones-Gitarristen, begleitet er gelegentlich auf Tourneen mit dessen neuer Bluesband.

Und für Gitarrist Ron Wood, der seit 1975 bei den Stones die Saiten zupft, ist Ulrich Schröder  als Gallerist engagiert. „Ronny“, wie Schröder ihn nennt, ist nämlich von Hause aus eigentlich Grafiker. Seine knallbunten Radierungen – Lieblingsmotiv „Die Stones auf Tour“ – werden weltweit gesammelt. Kürzlich wurde erstmals für ein Wood-Gemälde eine Millon Dollar gezahlt.

Bei einem Ferraristi-Treffen in Maranello/Italien lernte Schröder in den 80er Jahren den Pink-Floyd-Drummer Nick Mason kennen. Sie kamen ins Gespräch, und am Ende gab Mason Schröder, beeindruckt von dessen Kunstinteresse, die Telefonnummer von Ron Woods Druckwerkstatt aus London.

Nach einigen Treffen war klar: Schröder besitzt die wohl umfangreichste Sammlung an Wood-Grafiken. Was wiederum den Stones-Gitarristen derart beeindruckte, dass er Schröder zu seinem 50. Geburtstag nach Irland einlud. Nach einigen Drinks fragte Ronny: "Willst du dein Geld weiter in der Bausparkasse verdienen oder mit Sex, Drugs und Rock'n'Roll?" Schröder sagte zu. Fortan durfte er als Gallerist Ausstellungen organisieren und Bilder im Auftrage Woods verkaufen.

Jetzt will Schröder seine wertvolle Stones-Sammlung der Öffentlichkeit zugänglich machen: Sie umfasst tausende Exponate - vom Konzert-Ticket über Pressemappen bis hin zu raren Single- und LP‘s (Schröder besitzt rund 1500 verschiedene Stones-Pressungen), hunderte verschiedene Tour-T-Shirts und -Plakate, handsignierte, originale Instrumente, seltene Fotos, Bücher, Flipper, DVD‘s, Super-8-Filme,  35-mm-Filme und vieles mehr.

Sein Traummuseum fand Schröder natürlich in seiner Heimatstadt. Auch andere Städte hätten Interesse signalisiert, berichtet der Gallerist – unter anderem Amsterdam. Ein Sammler hatte ihm einen siebenstelligen Betrag geboten. Aber als echter Lokalpatriot will Schröder, dass Deutschlands erstes Stones-Museum im wendländischen Lüchow entsteht. Ein ehemaliger Supermarkt im Fachwerkstil im Herzen der 8000-Seelen-Stadt, er bietet fast 600 Quadratmeter Ausstellungsfläche, wird Schröder in Kürze ankaufen – und geschätzte 500.000 Euro an Eigenmitteln investieren.

Damit sind die ersten zehn Jahre des Stones-Museums finanziell abgesichert. Erwartet werden bis zu 10.000 Besucher pro Jahr, denen auch Konzerte, Filme und ein Rock-Café geboten werden. „Reich werden kann ich mit dem Museum natürlich nicht“, schmunzelt Schröder, aber das hat er wohl auch nicht mehr unbedingt nötig. Was soll‘s, zitiert er einen Stones-Hits: „It‘s only rock‘n‘roll, but i like it!“

Realisation+Kamera: Dirk Drazewski+Björn Vogt
Schnitt: Gerhard Ziegler


2008-05-23 ; von Dirk Drazewski/Björn Vogt (autor),

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