Thema: wendlandshorts2017

"Watu Wote - All of us" gewann Publikumspreis

Sehr intensiv waren dieses Jahr die Filme der "wendland shorts" in Salderatzen - und sehr viel politischer als im vergangenen Jahr. Das Publikum wählte einen Kurzfilm über einen Terroristenangriff in Kenia als besten Film aus: "Watu Wote - All of us". 

"Sehr schön lebendig," fand Festivalleiter Dirk Roggan die diesjährigen "wendland shorts" in Salderatzen. Trotz des Film-"Bombardements" über 48 Stunden hinweg fanden sich zahlreiche Kinofans in der Scheune des Herrenhauses ein. Sie waren wohl auch wegen der vielen gesellschaftspolitischen Themen der Kurzfilme gekommen. Nicht zuletzt gewann eine Kurzdoku über einen kenianischen Terroristenangriff den Publikumspreis und keine Comedy.

Dabei ist "Watu Wote - All of us" keine einfache Kost. Katja Benrath schildert in diesem Kurz-Spielfilm eine wahre Begebenheit aus Kenia. Im Dezember 2015 kam es zu einem Angriff islamistischer Al-Shabaab Terroristen auf einen Reisebus in Kenia. Die Passagiere des Busses wurden aus dem Bus getrieben und aufgefordert, sich in Christen und Muslime aufzuteilen.

Doch diesmal verweigerten sich die muslimischen Reisenden dem Befehl der Terroristen. Bereits im Bus hatten sie an die Christen Kleidung und Kopftücher verteilt. „Die Angreifer drohten uns zu erschießen, doch wir blieben sitzen und schützten unsere Brüder und Schwestern. Schließlich gaben die Islamisten auf und verschwanden“, berichtet einer der Betroffenen. Hautnah erleben die Zuschauer den Angriff und die folgenden Auseinandersetzungen mit.

Der Goldene Storch ging an "Die Überstellung"

Der Siegerfilm des Festivals "Die Überstellung (The Transfer)" von Michael Grudsky stellt u. a. die Frage, was Kunst in Zeiten wo die "Leading Nation" Mauern baut, leisten kann - und soll. "Die Überstellung" wurde beim diesjährigen Max-Ophüls-Preis als bester Kurzfilm ausgezeichnet. Aus der Begründung der Max-Ophüls-Preisjury: "Wenn die Ordnung der Welt aus den Fugen gerät, wenn die politischen Verhältnisse jeglicher Voraussicht, Mitgefühl und Menschlichkeit entbehren, in Zeiten, in denen die Erste Nation Mauern baut ist die Kunst – in unserem Fall natürlich der Film – ein Ventil, ein Spiegel der Verhältnisse. Wer steht wo? Wer wechselt die Seiten? Wer bleibt in seiner Enge? Wer sucht das Weite? Politik im Kleinen als Parabel auf das Große. Mit hoher Sensibilität, mit starken Kinobildern und präzisem Spiel stellt dieser Kurzfilm die richtigen Fragen und zeigt die komplexen politischen Herausforderungen auf. "

Auch die Jury in Salderatzen war von dem Film überzeugt und wählte ihn zum besten Kurzfilm aus. In "Die Überstellung" haben drei junge israelische Soldaten den Auftrag, einen Strafgefangenen in ein Gefängnis nach Megiddo zu überstellen. Die Stimmung ist angespannt, eine Annäherung zwischen den Charakteren scheint unmöglich. Als mitten in der Negev-Wüste das Fahrzeug stehen bleibt, geraten die vier plötzlich in eine Ausnahmesituation, die der Handlung eine unerwartete Wendung gibt.

Roggan: "Ein Zeichen für Qualität"

Festivalleiter Dirk Roggan war zufrieden mit dem Erfolg des diesjährigen Festivals. "Trotz der hohen Intensität der Filme interessierten sich ähnliche viele Besucher für die wendland shorts wie im Rekordjahr 2016", so Roggan. "Intensität" ist für Roggan aber auch ein Zeichen für Qualität. Nicht zuletzt war es ihm auch dieses Jahr gelungen, wieder einen Max-Ophüls-Preisträger ("Die Überstellung" /Michael Grudsky) nach Salderatzen zu holen.

Und auch der "Special"-Abend zog zahlreiche Interessierte nach Salderatzen. "Als Paul über das Meer kam" berührte das Publikum zutiefst, so dass noch bis Mitternacht darüber diskutiert wurde, wie offen Europa sein kann, wie weit Geflüchtetenhilfe gehen soll und kann und inwieweit die Entwicklung von Freundschaften existenziell für gelungene Integration ist.

Hier die Preisträger im Überblick:

  • Der Goldene Storch für den besten Kurzfilm: "Die Überstellung (The Transfer )" von Michael Grudsky
  • Publikumspreis: "Watu Wote - All of us" von Katja Benrath
  • Goldener Zollstock als "Maß aller Dinge" für eine besondere künstlerische Einzelleistung: Tobias Rosen für die Produzenten-Leistung bei "WATU WOTE - All of us"
  • Silberner Storch für den besten Kurzdokumentarfilm: "Mein Vater und Ich" von Ali
  • Tamim
  • Silberner Storch für das beste Projekt des AutorenCamps für: "Fingard" von Ethan Turbek
  • Silberner Storch für den besten Pitch: "Bartel" von Steffen Heidenreich

Foto: Terroristen stürmen eine Reisebus in Kenia. Standbild aus dem Film "Watu Wote"


 


2017-06-20 ; von Angelika Blank (autor),
in Salderatzen 3, 29496 Waddeweitz, Deutschland

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