Thema: natur

Plan Bee für Bienen - Imker gehen in die Offensive

Der Imkerverein Wendland geht in die Offensive. Die Bienenhalter wollen es nicht mehr hinnehmen, dass der Bienenschutz bei landwirtschaftlicher Förderung und Flächennutzungsänderungen kaum eine Rolle spielt. Die Imker befürchten, dass der Bienenschwund ohne verbesserten Schutz bald katastrophale Ausmaße annimmt.

Mit handgefertigten Hühnerfedern klettern unzählige Menschen in Obstbäumen herum, um die Blüten mühselig mit der Hand zu bestäuben. 12 Stunden am Tag sind sie in der Blütezeit unterwegs, um möglichst viele Bäume zu bestäuben, bevor die Blüten verwelken. Schon vor Jahrzehnten waren die Bienen in dieser Region ausgestorben, so dass keine Pflanze, kein Baum mehr auf natürliche Weise bestäubt wird ...

Noch ist dieses Szenario nur die Phantasie von Maja Lund in ihrem Bestseller "Die Geschichte der Bienen". Doch Imker befürchten, dass es nicht mehr allzu lange dauern wird, bis diese Fiktion Realität wird.

"In manchen Regionen Deutschlands können wir heute schon einen Insektenrückgang von bis zu 80 % fest," so der bisherige (grüne) Landwirtschaftsminister kürzlich bei einem Besuch der wendländischen Imker in Lüchow.

Der Imkerverein Wendland will diesem Geschehen nicht länger tatenlos zusehen. "Wir wollen dass Bienenschutz in landwirtschaftliche Förderprogramme fest verankert wird," so Jörg Knaack vom Imkerverein Wendland. "Denn Bienen haben bisher bei den Verhandlungen um Fördergelder und Flächennutzungsplänen keine Lobby." Des Weiteren sollen Imker bei der Entwicklung von naturschutzfachlichen Planungen mit einbezogen werden.

Nicht ohne Grund gibt es im Landkreis nur noch einen einzigen Berufsimker, Marco Otte aus Beutow. Alle anderen haben sich auf die Hobbyhaltung beschränkt, da der Aufwand, genügend Honig mit den eigenen Bienen zu produzieren, zu groß geworden ist. Otte hat zum Beispiel seine Völker überwiegend bei Hamburg und Berlin stehen, da die Bienen auf dem Lande immer weniger Nahrung finden. Gründe sehen die Imker in der zunehmend industrialisierten Landwirtschaft.

Fachtagung: Eine Lobby fürdie Bienen

Einen Auftakt für die verstärkten politischen Bemühungen war Anfang Oktober eine Fachkonferenz in der Woltersburger Mühle bei Uelzen. Ursachen und Konsequenzen des Bienensterbens sowie mögliche Lösungsansätze standen dabei im Mittelpunkt der Veranstaltung. Organisatoren der Fachtagung waren die grüne Landtagsabgeordnete Miriam Staudte sowie der Imkerverein Wendland.

Auf dem Podium diskutierten die Grünen Abgeordneten um Agrarminister Christian Meyer, sowie Thomas Mitschke vom NABU Lüneburg, Uschi Herzog und Jörg Knaak vom Imkerverein Wendland, Ursula Dix von der Gesellschaft zum Erhalt der Dunklen Biene e.V. und Klaus Ahrens vom Deutschen Berufs- und Erwerbsimkerverbund mit den zahlreichen Gästen. Nach mehreren Fachvorträgen wurden in drei Workshops Strategien zur Rettung der Bienen erarbeitet.

"Trotz ihrer zentralen Rolle im Ökosystem haben in den vergangenen Jahren unter anderem die intensive Landwirtschaft mit hohen Stickstoffeinträgen und dem Verlust an Blütenvielfalt, der Einsatz von Insektiziden, Pestiziden und Fungiziden, der Flächenverbrauch  sowie der Schwund von Rückzugsbereichen zum dramatischen Rückgang der Bestände geführt," so Jörg Knaack. "Um diesem entgegen zu wirken, braucht es ein gesamtgesellschaftliches Umdenken, welches durch politisches Umsteuern begleitet werden muss. Wir müssen die Imkerei politisch machen“.

Biene als UNESCO-Weltkulturerbe schützen?

Man könne den Erhalt der Honigbiene nicht allein Hobbyimkern überlassen, sondern müsse sich intensiver um natürliche und gesellschaftliche Wirkmechanismen kümmern. Neben praktischen Maßnahmen vor Ort wie etwa der Anlage von Brachen sowie Ackerrand- und Gewässerstreifen brauche die Biene Schutz durch einen rechtlichen Rahmen sowie eine Lobby. Diese könne beispielsweise durch den Status der Imkerei als Unesco-Weltkulturerbe erreicht werden. „Bienen sind ein Indikator für den Zustand unserer Natur“, sagte Klaus Ahrens vom Berufs- und Erwerbsimkerverbund auf der Tagung. "Während die Winterverluste an Bienenvölkern früher etwa fünf Prozent betrugen, sind heute 30 Prozent Verlust der durch Gifte und Varoa-Milben geschwächten Bestände keine Seltenheit."

Das Blühstreifenprogramm des Landes Niedersachsen, welches im vergangenen Jahr noch intensiviert wurde, ist nach Ansicht der Imker eine Maßnahme, um dem Rückgang der Bienenpopulationen entgegen zu wirken. „Uelzen und Lüneburg sind die Hochburgen“, freute sich Christian Meyer.. Allein im Landkreis Uelzen stieg die Fläche an Blühstreifen im Jahr 2017 von 1123 auf 1760 Hektar", so Meyer. „Als weitere wichtige Maßnahme müsse die dunkle Honigbiene ebenso wie andere Arche-Tiere geschützt und gefördert werden, da viele heimische Pflanzenarten auf ihre Bestäubung angewiesen seien“, betont Christian Meyer abschließend. Anmerkung: Meyer hatte in seiner Amtszeit verfügt, dass ein Landwirt nur dann Prämien für einen Blühstreifen bekommt, wenn er mit einem Imker zusammenarbeite. 

Die Grüne Landtagsabgeordnete Miriam Staudte zeigte sich mit dem Ergebnis der Fachtagung sehr zufrieden: „ Der Austausch zwischen Politik und Praxis zum Schutze der Bienen wurde mit der heutigen Tagung neu angekurbelt. Beide Seiten wissen nun, wo sie ansetzen können, um gemeinsam etwas gegen das Bienensterben zu bewirken. Dies soll ein Auftakt sein.“

Foto | pixabay.com : Bienen spielen bei der Bestäubung von Pflanzen und Bäumen eine zentrale Rolle. Verschwinden sie, verschwinden auch die Lebensgrundlagen für den Menschen.







2017-10-24 ; von Angelika Blank (text),
in Lüchow-Dannenberg, Deutschland

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