So rasant wie das Integrationshaus in Lüchow gegründet wurde, so rasant findet es jetzt offenbar sein Ende: Der Trägerverein Arbeit und Soziales e.V. beschloss am Dienstag Abend die Auflösung des Vereins. Jetzt soll Insolvenzantrag gestellt werden.
Die Idee war bestechend: Der
Verein Arbeit und Soziales e.V. wollte eine „Zukunftsperspektive
Arbeit“ für Problemgruppen am Arbeitsmarkt entwickeln. „Unser
Hauptanliegen ist, die Vermittlungsaussichten der Teilnehmer/innen in
den allgemeinen Arbeitsmarkt zu erhöhen“, war von den InitiatorInnen zu hören.
Seit dem 14. Oktober 2016 ist der Verein Arbeit
und Soziales zertifizierter Bildungsträger und hat Sprachkurse und Beratungen durchgeführt sowie mehreren Dutzend arbeitslosen Menschen Arbeitsmöglichkeiten zur Verfügung gestellt. Unterstützt wurde das Projekt u. a. sowohl von der Agentur für Arbeit als auch vom Landkreis Lüchow-Dannenberg. In den ehemaligen Räumen der Berufsbildenden Schulen hatte der Verein großzügige Räumlichkeiten gefunden, in dem seit Oktober vergangenen Jahres das "Integrationshaus" untergebracht ist - mit einem beliebten Café und einigen Werkstätten.
Verein aufgelöst + Insolvanzantrag gestellt
Nun hat das gut angelaufene Projekt sein abruptes Ende gefunden. Am Dienstag Abend beschloss die außerordentliche Mitgliederversammlung die Auflösung des Vereins sowie die Beantragung des Insolvenzverfahrens.
Hintergrund sind Vorwürfe gegen die 1. Vorsitzende und die Kassenführerin, insgesamt rund 2000 Euro Vereinsgelder für private Zwecke genutzt zu haben. Dazu werden ihnen Unregelmäßigkeiten in der Barkassenführung vorgeworfen. Wie aus der Einladung + Begründung (die wnet vorliegt) zu der außerordentlichen Mitgliederversammlung am Dienstag hervorgeht, forderte die 2. Vorsitzende, Chanel H., die sofortige Absetzung von Margaretha K., ihrer Tochter, die als Kassenführerin fungierte, sowie eines weiteren Beteiligten. Im Gegenzug forderte K. die Absetzung von Chanel H. Chanel H. hat inzwischen nach eigenem Bekunden Strafanzeige wegen Veruntreuung gegen Margaretha K. erstattet.
Die laufenden Projekte wie z.B. Spachkurse laufen zwar nach Auskunft der Agentur für Arbeit noch weiter, aber Gelder für neue Maßnahmen wurden aufgrund der unklaren Situation bisher nicht bewilligt bzw. eingefroren.
Wie es mit dem Integrationshaus jetzt weitergeht, ist unklar. Wie Chanel H. wnet mitteilte, wurde am Mittwoch bereits der Insolvenzantrag beim Amtsgericht gestellt. Demnächst wird ein Insolvenzverwalter eingesetzt, mit dem gemeinsam dann das weitere Vorgehen geklärt werden soll.
Susanne Lüth-Küntzel, die beim Landkreis Lüchow-Dannenberg den Fachdienst Soziales leitet, war am Donnerstag früh offiziell über die Situation noch nicht informiert. Deswegen konnte sie zum weiteren Vorgehen in Sachen Integrationshaus auch noch nichts sagen. Der Landkreis hatte dem Verein die Räume an der Königsberger Straße zur Verfügung gestellt. Bis auf Weiteres bleibt deshalb unklar, inwieweit der Landkreis den Fortbestand des Integrationshauses unterstützen kann und wird.
Foto: Bei der Eröffnung des Integrationshauses herrschte noch fröhliche Stimmung. Rund 200 Interessierte hatten sich damals bei der Eröffnungsfeier eingefunden.