Thema: platenlaase

Die Weihnachtsklauer aus Hannover

Eines der Stücke, die die Tradition der Weihnachtsmärchen in Platenlaase begründeten, handelte von den „Weihnachtsklauern“, grell gestreiften Widerlingen, die an Heiligabend auszogen, um alle Geschenke einzusacken. Damals gab es zum Glück die clevere Frieda, die die frechen Rüblinge mit Witz und List austricksen konnte und die Weihnachtsfreude für alle rettete.

So viel Glück haben wir in diesem Jahr nicht: Es wird kein Weihnachtsmärchen in Platenlaase geben! Der Grund: das Ministerium für Wissenschaft und Kultur in Hannover hat dem Projekt „Der Schweinehirtentraum“ von F. K. Waechter die beantragte Förderung versagt. Über die Motive kann man nur spekulieren, so ein Gremium erklärt sich nicht. Informell war aber zu erfahren, es habe Kritik an der Stückauswahl gegeben.

Nanu – F. K. Waechter nicht mehr spielbar? Poesie und skurriler Witz nicht mehr gefragt? Was mag den Kultur-Rationierern in Hannover da wohl entgangen sein? Vor allem aber, was entgeht uns? Leider genau dies: ein hintersinniges, poetisches Märchen, eine Kombination aus Schauspiel und Puppentheater, für das eine Berliner Puppenspielerin die Figuren kreieren, Uta Helene Götz das Bühnenbild und die Kostüme gestalten und bei dem die A-cappella-Gruppe „Stimmt so“ live singen und spielen wollten – zusammen mit einer Riege spielerfahrener Darsteller/ innen, inszeniert von Kerstin Wittstamm und Caspar Harlan... 

Aus,  vorbei! Leider. Die Weihnachtsklauer, diesmal nicht grell gestreift, sondern im Anzug, haben zugeschlagen.

Für viele Erwachsene hat das jährliche „Weihnachtsmärchen“ in Platenlaase längst Kult-Charakter. Bedauerlich ist die Entscheidung aber vor allem für die hiesigen Schulkinder, deren einzige Theatererfahrung häufig aus einem jährlichen Weihnachtsstück besteht. Und die, wenn „Platenlaase“ wegfällt, oft nur die wenig aufregende Wahl zwischen „Frau Holle“ und „Rumpelstilzchen“ haben.

Auch wenn es in dieser Situation keine Frieda gibt, die den Weihnachtsklauern aus Hannover auf die Zehen treten könnte – die Regisseurin Carolin Serafin war bereit, mit einer spannenden Inszenierung in die Bresche zu springen. Zusammen mit den Mitgliedern ihrer jungen Theatergruppe hat sie „Die beste Zeit des Lebens“ entwickelt – ein Stück, das von Alltag und Schule erzählt und dabei das Lebensgefühl von Kindern in der Vorpubertät spiegelt – entstanden aus Gesprächen, selbstverfaßten Texten und Improvisationen.

Es geht um Alltag und Realität, Freundschaft und Liebe, Ärger und Wut und um kleine Fluchten. Ein Theatererlebnis nicht nur für selbst Pubertierende. Wer als Erwachsener spüren und erfahren und sich vielleicht erinnern möchte, wie Halbwüchsige in ihrem „magischen“ Alter ticken, welche Gefühle und Gedanken, welche Verwirrungen und Hellsichtigkeiten, Ängste und Sehnsüchte sie bewegen, der darf sich „Die beste Zeit des Lebens“ nicht entgehen lassen.

Hier ist mit wenig Geld, minimalem technischen Aufwand und viel Engagement etwas ganz Eigenes und sehr Besonderes entstanden. Anrührend vor allem ist die Offenheit der jungen DarstellerInnen, ansteckend ihre Spielfreude. Theater als Spielfläche für Lebensentwürfe.

Einen Vergleich mit den Weihnachtsproduktionen der letzten Jahre kann diese Inszenierung nicht suchen – ein solcher Aufwand ist beim besten Willen nur mit einer Förderung möglich. Trotzdem bietet sich hier – neben dem eigenen Vergnügen –  die Gelegenheit, mit einem Besuch auch über die Zukunft der Institution „Theater in Platenlaase“ an sich abzustimmen. Es lohnt sich also – in jeder Hinsicht.

Schulaufführungen finden von Montag, dem 7. Dezember bis Freitag, dem 11. Dezember jeweils um 10 Uhr statt. Familienaufführungen gibt es am Sonnabend, dem 12. Dezember, um 19 Uhr und am Sonntag, dem 13. Dezember, um 15 Uhr und um 19 Uhr.

Darüber hinaus gibt es auch die Möglichkeit, Platenlaase und damit auch die Theaterarbeit mit einer Spende zu unterstützen: Konto: 420 900 76 bei der KSK Dannenberg,  BLZ: 258 501 10.




2009-12-05 ; von zero (autor),

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