Gegenstand der Bürgerbefragung im Landkreis Lüneburg ist auch die Abstimmung über den Eigenanteil des Landkreises Lüneburg an den Investitionskosten für den Bau der Elbbrücke in Neu Darchau. Der Kreistag in Lüneburg hatte am 5. Juli 2012 beschlossen, hierzu eine Bürgerbefragung durchzuführen.
Die Kosten für die Brücke wurden 1999 mit 21 Mio. Euro kalkuliert und werden jetzt für das gesamte Bauwerk grob auf 45 Millionen Euro veranschlagt. Eine genauere Berechnung liegt noch nicht vor, weil der Landkreis Lüneburg vor der Bürgerbefragung aus Kostengründen noch kein Ingenieurbüro mit der konkreten Planung beauftragt hat. Es ist aber mit weiteren Kostensteigerungen zu rechnen.
Aus Bundesmitteln hat das Land Niedersachsen 75 Prozent der Bau- und Planungskosten zugesagt. Aus eigenen Mitteln will das Land weitere 1,3 Millionen Euro beisteuern. Der Landkreis Lüchow-Dannenberg beteiligt sich mit 700 000 Euro an den Bau- und Planungskosten. Zusammen wären das 35,75 Millionen Euro. Der Eigenanteil des Landkreises Lüneburg läge jetzt bei 9,25 Millionen Euro.
Politischer Wille des Landrates Manfred Nahrstedt ist ein maximaler Eigenanteil von 10 Millionen Euro. Bei einer Bausumme von 48 Millionen Euro wäre dieser Eigenanteil des Landkreises Lüneburg von 10 Millionen Euro erreicht, wobei das Risiko einer weiteren Kostenerhöhung allein beim Landkreis liegen und zu einem höheren Eigenanteil führen würde.
Bauliche Unterhaltungskosten werden in den ersten Jahren nicht anfallen. Sie werden auf Dauer mit einem Prozent der Bausumme – also circa 450 000 Euro pro Jahr geschätzt. "Das Kostenrisiko und die hohen Unterhaltungskosten kann der Landkreis Lüneburg finanziell nicht verkraften," so die Bürgerinitiative gegen den Brückenbau. "Denn das Geld würde für andere Vorhaben im ganzen Landkreis nicht mehr zur Verfügung stehen."
Die verkehrliche Verbindung wird heute durch zwei Fähren bei Bleckede und Neu Darchau dargestellt. Sie sind nach Ansicht der Brückengegner eine touristische Attraktion für die Region. Im Falle des Brückenbaus würde die Fähre „Tanja“ nicht weiter betrieben, und auch die Zukunft der Fähre in Bleckede ist ungewiss.
Seit 2007 wird ein neues Planungsverfahren durchgeführt. Der Landkreis Lüneburg hat als Planungsbehörde verschiedene Gutachten in Auftrag gegeben:
- Das Verkehrsgutachten zeigt die Veränderung der Verkehre für den Fall des Baus einer Elbbrücke in Neu Darchau auf. Auf einer Elbbrücke Darchau / Neu Darchau würden täglich circa 3200 bis 3400 Fahrzeuge pro Tag fahren, davon rund 700 schwere Lastwagen, die auch die anderen Kreisstraßen belasten würden. Die jetzige Fährverbindung wird von insgesamt nur etwa 700 Fahrzeugen benutzt.
Die Elbquerung in Neu Darchau liegt im Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue. Entlang der Elbe liegen Schutzgebiete der höchsten Kategorie C und diverse weitere Schutzgebiete, insbesondere Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Gebiete. Durch die neue Ortsumgehung von Neu Darchau würde ein siedlungsnahes Gebiet der Kategorie C durchschnitten.
- In einer Umweltverträglichkeitsstudie und FFH-Verträglichkeitsuntersuchung wurden die Auswirkungen einer Elbbrücke einschließlich Ortsumgehung von Neu Darchau auf die Tier- und Pflanzenwelt untersucht. Im Ergebnis ist eine umweltverträgliche Ortsumgehung überhaupt nur dann möglich, wenn massive Schutzmaßnahmen ergriffen und erhebliche Ausgleichsmaßnahmen durchgeführt werden.
- Die Schalluntersuchung hat die Veränderung der Verkehrsführung und des -aufkommens dargestellt. Danach wären die Lärmbelastungen rechnerisch für die Anwohner verträglich. Auch dies allerdings nur unter der Voraussetzung, dass Schutzmaßnahmen ergriffen würden.
Die Bedeutung und Schwierigkeit dieses Brückenbauvorhabens mit nicht abzuschätzenden Kosten haben den Kreistag erstmalig veranlasst, eine Bürgerbefragung im Landkreis Lüneburg durchzuführen.
Wer mehr über die Diskussion über den Bau der Elbbrücke erfahren möchte, findet auf den Internetseiten "fährbindung.de" viele weitere Informationen.
Foto / Andreas Conradt: Im vergangenen Jahr versuchte die BI "Ja zur Fähre - Nein zur Brücke" mit verschiedenen Aktionen für den Erhalt der Fährverbindung zu werben - z.B. konnte die Fähre einen ganzen Tag kostenlos genutzt werden.