Heimatabend? zeros Heimatabend? Geht’s noch? Vielleicht bedarf es der Erläuterung. Der Begriff Wendland – nicht: Hannoversches Wendland, nicht: Lüchow-Dannenberg und schon gar nicht: Kreis Dannenberg und Kreis Lüchow – ist noch ziemlich neu.
In gut 30 Jahren ist diese neue Identität dieses Landstrichs aus dem Widerstand gegen die Atom-Anlagen entstanden. Wendland – das ist ein Wort, das nach Heimat riecht und das keinen Graben kennt zwischen Dannenberg und Lüchow. Es kennt auch keinen Unterschied zwischen Elbmarsch, Drawehn und Jeetzel-Niederung. Es nimmt keine Rücksicht auf Kirchtürme, Grundbesitz, zwei, drei, siebzehn oder gar keine Generationen Anwesenheit – und auch nicht auf Nationalität. Das Wendland als Heimat definiert sich in erster Linie kulturell.
Ein Urgestein dieser wendländischen Heimat ist „unser“ Kult(ur)verein Platenlaase. Und „zero“ ist über die Jahre ein bißchen die Heimatpostille dieses Wendlands geworden. Jedes Jahr abonnieren zehn, zwölf Familien aus Hamburg oder Berlin, die das Wendland über die KLP kennengelernt haben, „zero“ – und jede zweite davon bestellt es nach ein, zwei Jahren wieder ab, weil sie hierhergezogen ist und das Wendland zu ihrer Heimat gemacht hat, einer Heimat, in der so viele Sprachen gesprochen werden: Deutsch, Platt, Bayerisch, Kurdisch, Schwäbisch, Berlinerisch, Sächsisch, Englisch und all die anderen Mundarten. Die Schriftsprache ist im wesentlichen deutsch, zumindest wird dies versucht – vor der Rechtschreib-Reform und den eigentlich längst ausgerotteten Genitiv einbeziehend.
WendländerIn ist, wer freiwillig hier lebt – egal ob eingeboren, zu- oder weggezogen, mit Erst-, Zweit- oder Drittwohnsitz. Der Hardcore-Wendländer besitzt einen Wendenpaß der RFW (Republik Freies Wendland), eventuell sogar einen wendländischen „Föhrerschien“ und orientiert sich an der Gültigkeitserklärung derselben: „Für das ganze Universum“ und „Der Paß ist gültig, solange sein Inhaber noch lachen kann“.
Von daher wird zeros „1. Wendländischer Heimatabend“ weniger volkstümelnde Musik bieten, als der Begriff Heimat (durch die medialen Besetzer des Begriffs verbogen) nahezulegen scheint. Stattfinden wird er in der fünften Jahreszeit des Wendlands, der Castorzeit: am Donnerstag, dem 10. November – und natürlich im Café Grenzbereiche in Platenlaase. Und ebenso natürlich sind die Auftretenden allesamt – im Sinne des hier beschriebenen Begriffes – WendländerInnen.
Noch ist das Programm nicht ganz fertig, aber es gibt bereits jetzt Zusagen; etwa von den stimmakrobatischen Kometen von „Stimmt so“; dem neuen Stern am wendländischen Heimathimmel Svenja Leopold (Gitarre und Stimme); dem Zwillingsgestirn aus singendem Flohmarktorganisator Matthias Strauch (Gitarre und Stimme) und Joachim Goerke (Klavier); dem roten Stern Kurt Herzog, seines Zeichens Tor-Blockaden-Straßenmusikant. Und wenn es terminlich mit dem Studium paßt, kommen auch die jungen Frauen von „Direkt“ ), Nikki, Anja und Tabea, alle Gesang und Gitarre. Nicht zu vergessen „NovaBelle“ mit Per Stüve und Anke Dombrowski.
Viele weitere Sonnen, Planeten und Sternschnuppen sorgen für das Drumherum. Die „Stars“ treten ohne Gage auf, denn der Erlös des Abends soll die etwas zähe Liquidität des Heimatblattes wieder verflüssigen helfen. Das kommt dann auch dem Café Grenzbereiche und anderen Kulturveranstaltern zugute, denen weiterhin günstig (Preise seit 2006 unverändert!) Raum im Heft angeboten werden kann.
Damit aber auch ein wenig geschunkelt werden kann (wir wollen die Heimat nicht in Gänze kampflos den Silbereisen und anderen Mutanten überlassen), wird es vor der Bühne im Tanzsaal Stühle und Tische geben, die numeriert (für diesen Abend, versteht sich) verkauft werden. Der Rest des Saales wird mit Barhockern und Stehplätzen ausgestattet sein. Die Eintrittspreise reichen von 12 Euro (minus 5 Euro Ermäßigung für Einkommens-Minimaleure = 7 Euro) im Vorverkauf bis zu 27 Euro an der Abendkasse (inklusive Förderpreis 5 Euro) für einen Sitzplatz.
Sitzen vor der Bühne – das ist eine Premiere für Platenlaase; mal was Neues in der alten Heimat. Vielleicht gelingen uns auch noch ein paar kulinarische Überraschungen – ob und wie wird in der nächsten „zero“ zu lesen sein. Da gibt es dann auch den Sitzplan, die genauen Zeiten, das Programm – und natürlich die endgültigen Akteure. Aber den Termin, den kann man sich allemal jetzt schon vormerken.