Thema: wald

Gartower Waldgeschichte I - Von Heideflächen, Sanddünen und Mooren zum dichten Wald

Im 17. Jahrhundert bestanden die Flächen rings um Gartow aus Heide, Sand und Mooren. Erst im Laufe der Jahrhunderte wurden aus ihnen durch Waldbaumaßnahmen ausgedehnte dichte Wälder. Eine Waldgeschichte in vier Teilen

Als Gottlieb Graf von Bernstorff 1694 das Gartower Schloss mit seinen beinahe 6000 ha Fläche kaufte, gab es keinen geschlossenen Wald. Ausgedehnte Heideflächen wechselten sich mit Sanddünen und Mooren ab. Entwässerungs- und Bodenverbesserungsmaßnahmen schufen die Voraussetzungen für den Aufbau eines Forstes.

Erst über hundert Jahre später waren großflächige Aufforstungen möglich, die die heutigen Wälder begründeten. Detaillierte Informationen über die Waldbaumaßnahmen zwischen 1830 und 1869 sind im Tagebuch des Oberförsters Schmidt, der damals im Forsthaus Rucksmoor wohnte, nachzulesen.In den ersten Jahren seiner Dienstzeit war er nach seinen Aufzeichnungen immer wieder mit Entwässerungsmaßnahmen beschäftigt, um Waldflächen zu vergrößern.

Von Trockenheit, Baumschädligen, einer verheerenden Flut und einem Großbrand

Aus dem Tagebuch geht auch hervor, dass die Waldhüter sich mit Problemen auseinandersetzen mussten, wie sie auch heute noch nur allzu bekannt sind. Im März 1855 ließ eine verheerende Flut die gesamte Niederung zwischen Schnackenburg, Gartow und Gorleben im Wasser versinken. Vieh konnte nur in letzter Sekunde gerettet werden, ein Ehepaar in Gorleben verlor bei dem Versuch, sich mit dem Boot zu retten, beide Kinder. Sie wurden erst zwei Monate später im Schlick der Elbe gefunden.

Auch verschiedene Arten von Baumschädlingen bereiteten den Förstern schon damals Sorgen. Um 1830 waren es mehrere Jahre mit Trockenheit und Hitze, was die Widerstandskraft der Nadelbäume gegen Baumschädlinge stark herabsetzte. In dieser Zeit war es die vordringliche Aufgabe der Förster, die Schädlinge von den Bäumen fernzuhalten. Nicht nur einmal mussten zehntausende Bäume gefällt werden, die von Raupen zu sehr geschädigt worden waren.

Die damaligen Förster konnten nur Bekämpfungsmittel nutzen, die sich in der Natur fanden. Zum Beispiel Schlupfwespen. Mit der Nutzung dieser kleinen Insekten gelang es zumindest zeitweise, die Raupen zu eliminieren. Dabei wurde die Eigenheit der Schlupfwespen genutzt, die Körpersäfte ihrer Wirte - den Käferlarven - auszusaugen. Diese Maßnahme hatte „einigen Erfolg“ freute sich Schmidt – zumindest für ein paar Jahre.

Großbrände waren zudem ein Problem, welches die trockenen Jahre mit sich brachten. Sie trafen nicht nur die Wälder. 1853 hatte ein Großbrand in Gartow 39 Wohngebäude sowie 51 Nebengebäude und Ställe zerstört. 388 Menschen wurden dadurch obdachlos, berichtet Schmidt.

Nicht umsonst wurden die Forsthäuser in den Wäldern gebaut, mitten im Arbeitsgebiet der Förster. Die Dienstwege sollten möglichst kurz sein. So war es einfach, das Revier im Blick zu behalten, Wildbewegungen beobachten zu können sowie aufkommende Brände so schnell wie möglich zu erkennen. Erst 1952 wurde bei Falkenmoor ein Feuerwachturm errichtet, der bis in die 2000er Jahre hinein bei Waldbrandgefahr besetzt wurde.

Coming soon: Teil II - die Forsthäuser

Bild | Christian Fischer: So wie hier in den Gartower Tannen (bei Meetschow) hat es vermutlich Anfang des  19. Jahrhundert in vielen Teilen des heutigen Gartower Forstes ausgesehen - Heide- und Moorflächen wechselten sich mit Baumbeständen ab.
 




2021-09-15 ; von Angelika Blank (autor),
in 29471 Gartow, Deutschland

wald   waldgeschichte  

Kommentare

    Sie müssen registriert und angemeldet sein um einen Kommentar schreiben zu können