Wie lebt es sich, wenn der Körper mehrmals am Tag abschaltet und nur noch Dunkelheit im Hirn herrscht? Oder wenn den ganzen Tag Wirbelstürme durch den Kopf jagen und so jegliche Konzentration unmöglich machen? Nicht nur der AD(H)S-Film von Dannenberger Jugendlichen sorgte am Dienstag in Platenlaase für Furore.
Auf beeindruckende Weise zeigten am Dienstag Abend im Kinosaal des Kulturvereins Platenlaase Jugendliche aus STÄRKEN-vor-Ort geförderten Projekten filmische Dokumente aus ihrem Alltag.
Wie zum Beispiel die Jugendlichen aus dem Projekt von Monika und Christian Umlauf, die in ihrem Film zeigten, was es bedeutet an AD(H)S (Aufmerksamkeits-Defizit-(Hyperaktivitäts)-Syndrom)zu leiden. Für die Jugendlichen war es gleichzeitig eine Auseinandersetzung mit ihrer Krankheit.
Doch nicht nur der AD(H)S-Film sorgte in Platenlaase für Begeisterung. Jugendliche aus dem Jugendzentrum Hitzacker hatten ihre Erfahrungen mit brutalem Mobbing zu einem Film verarbeitet. In starken Bildern, unterlegt mit den hämmernden Klängen der jugendlichen Rockband DOV, motiviert der kaum 10 Minuten lange Film dazu, Mobbing nicht einfach hinzunehmen, sondern den Quälern entgegen zu treten.
Die Künstlerin Annette Wirtz hatte dagegen Jugendliche eingeladen, ihre inneren Welten zu Trickfilmen zu verarbeiten. Neben mehreren kurzen Stücken präsentierte die Gruppe ihr längeres Werk „Zeitschleife“, in dem sie sich mit der Entwicklung der Menschheit auseinander setzten.
Und nicht zuletzt lieferte der Videojournalist Dirk Drazewski einen Beitrag zur Berufsorientierung in Lüchow-Dannenberg. In seinem Film „Gemeinsam im Wendland“ porträtierte er mehrere Jugendliche auf ihren Ausbildungsstellen, ihre Arbeitgeber und den Betrieb, in dem sie arbeiten. Mit Landschaftsszenen und kurzen Interviews entstanden so mehrere kleine Filme, die viel über die Arbeitsmöglichkeiten aber auch die Lebensqualität im Wendland erzählen. Auch „Respect the style“ war ein STÄRKEN vor Ort-Projekt aus dem Jahre 2010, in dem Drazewski sich mit einer jugendlichen Kampfsportgruppe in Dannenberg beschäftigte.
Fast 100 Zuschauer, darunter viele Jugendliche, interessierten sich für die Lebenswelten der Anderen und quittierten die Werke mit großem Applaus. „Wir sind froh, dass wir mit dem Förderprogamm STÄRKEN vor Ort so vielen Jugendlichen die Möglichkeit geben konnten, einen kreativen Ausdruck für ihre inneren Welten zu finden“, so Beate Maatsch, Leiterin der Koordinierungsstelle in Lüchow. „Und vor allem konnten sie so auch Berufe kennen lernen, die in Lüchow-Dannenberg nicht sehr häufig anzutreffen sind, wie z. B. Mediengestalter oder Regieassistent.“
Insgesamt haben an dem Ende des Jahres auslaufenden Förderprogramms mehr als 1000 Jugendliche teilgenommen. Das Programm STÄRKEN vor Ort wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und dem Europäischen Sozialfonds der Europäischen Union gefördert.
Foto: Angelika Blank / Für ihren aufrüttelnden Film über Mobbing erhielt die Projektgruppe des Jugendzentrums Hitzacker in Platenlaase stürmischen Applaus.