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Wendland mobil: Handy bringt Driver und Mausi ins Auto

Schnell per Handy eine Mitfahrgelegenheit von Ort zu Ort finden und zugleich etwas Gutes für die Umwelt tun: Dies soll das System „Wendland Mobil“ ermöglichen. Seine Initiatoren hoffen, dass Lüchow-Dannenberg als Modellregion für das Projekt ausgewählt wird.


Highway-Driver, so nennt sich ein Autofahrer aus Kapern, will am Freitagnachmittag mit seinem Pkw nach Waddeweitz fahren. Der gute Mann schnappt sich sein Handy und teilt diese Absicht dem Computer-System von „Wendland Mobil“ mit. Kurz zuvor hat „Mausi 1“, eine junge Frau ohne Auto aus Gartow, mit ihrem Handy in das selbe System den Wunsch eingetippt: Ich möchte am Freitagnachmittag nach Lüchow. Ruck, zuck hat der Computer erkannt: Wie passend! Gleiche Zeit – gleiche Strecke! Und schon werden Highway-Driver und Mausi via Handy informiert, werden Fahrer und Beifahrerin zusammengebracht.

Auch das Navigationsgerät im Auto des jungen Mannes aus Kapern erhält per Satellitensystem GPS die entsprechenden Informationen, so dass Highway-Driver auf dem Gartower Ortsplan des „Navi“ genau sieht, wo Mausi auf ihn wartet. Hat der Fahrer seine Passagierin gut nach Lüchow gebracht, erfolgt ein weiterer Schritt in der elektronischen Fahrt-Abwicklung: Von Mausis Konto wird ein relativ geringer Betrag abgebucht, 50 Cent davon bekommt der Betreiber des zentralen Computers, das „Fahrgeld“ wird Highway-Drivers Konto gutgeschrieben. War Mausi mit der Beförderung durch den Kaperner zufrieden, kann sie per Handy eine Bewertung ihres Chauffeurs schreiben – ähnlich wie beim Auktionshaus ebay.

Wendland Mobil: CO²-Belastung reduzieren

Noch ist diese kleine Geschichte von Highway-Driver und Mausi Zukunftsmusik, aber sie könnte 2011 Wirklichkeit werden in Lüchow-Dannenberg – falls die Region für ein entsprechendes Pilotprojekt erkoren wird. Dies ist das Ziel der Initiative „Wendland Mobil“, aus der Taufe gehoben von Horst Baumhauer, Bernd Rübsam-Wassong und Gabriele Simon. Sie präsentierten das Vorhaben am Mittwochabend einer interessierten Schar im Kulturverein Platenlaase.

Zum einen, so lässt sich die Motivation der Initiatoren zusammenfassen, sollen Mitfahr-Wünsche und -Angebote schnell und kurzfristig abgewickelt werden können, zum anderen die Zahl der Autofahrten reduziert werden. Bei rund 80 Prozent aller Fahrten sitze nur eine Person, nämlich der Fahrer, im Wagen. Würden vier Menschen mit gleichem oder auf der Strecke liegendem Ziel bei ihm mitfahren, würde das den umweltschädlichen CO²-Ausstoß reduzieren. Darüber hinaus sei auch die Kommunikation im Auto zu begrüßen.

Zur Information auf die Cebit

Zwei Systeme sind bereits entwickelt worden, die für ein solches Mobil-Projekt im Wendland eingesetzt werden könnten: Das eine nennt sich „flinc“ und wurde vom Fraunhofer-Institut, Berlin, entwickelt, das andere heißt „open-ride“ und hat seine Wiege in der Hochschule Darmstadt. Mit den Anbietern beider Systeme werden sich die Initiatoren von Wendland Mobil in der kommenden Woche auf der Computermesse Cebit (2. bis 6. März) in Hannover treffen, um Detailfragen zu erörtern. Dabei soll auch über Kosten gesprochen werden und auch darüber, wie Fahrziele und- wünsche mit dem PC eingegeben werden können.

Internetfähiges Handy erforderlich

Mancherlei Fragen aus dem Publikum gab es bei der Präsentation in Platenlaase, etwa: Wie sollen diejenigen Lüchow-Dannenberger das Mobil-System nutzen, die kein Handy haben oder denen es aufgrund ihres hohen Alters nicht leicht fällt, Handy oder Computer zu bedienen? Denkbar sei es, bemerkte Bernd Rübsam-Wassong hierzu, dass sich parallel zu Wendland Mobil eine Initiative bilde, die etwa via Telefon den Kontakt zwischen handylosen Menschen und Wendland-Mobil herstelle.

Zum Thema „Senioren und neue Technik“ gab Horst Baumhauer zu bedenken, dass in Computer-Clubs häufig Aktive um „Mitte 70“ anzutreffen seien, die keinerlei Probleme im Umgang mit PC, Internet und modernsten Handys hätten. Was die Teilnehmer an Wendland Mobil an Technik brauchen? Voraussetzung dafür ist, so hieß es in Platenlaase, ein Internetfähiges Handy, und für die Autofahrer sei ein Navigationsgerät nützlich.

Bedenken in puncto Datenschutz

So sehr die Möglichkeit zu mehr Mobilität und der umweltschonende Effekt des Projekts auch von den meisten Teilnehmer des Info-Abends begrüßt wurde – es gab auch kritische Stimmen: Die ganze Abwicklung per Handy sei in puncto Datenschutz bedenklich – persönliche Daten könnten „gehackt“ werden. Auch würden für Handys Akkus gebraucht werden, und der steigende Bedarf an Rohstoff dafür (Lithium) berge die Gefahr kriegerischer Konflikte in sich.

Die Mehrzahl der Anwesenden in Platenlaase befasste sich jedoch mit ortsnäheren Problemen, etwa mit dem Wunsch: Die Schrift auf Handy-Displays möge größer sein, um die Anwendung der Mobiltelefone – im Zusammenhang mit Wendland Mobil – auch älteren Menschen zu erleichtern.

800 müssen mitmachen

Ob, wie und wann das angestrebte System in Lüchow-Dannenberg funktionieren wird, das sei vor allem eine Frage der Akzeptanz. Es müssen genügend Interessiert mitmachen. „800 Menschen im Landkreis müssen sich bereit erklärt haben, für eine Zeit von etwa einem halben Jahr ihre Fahrziele ins System einzugeben“, so hatten es die Initiatoren schon im Vorfeld der Info-Veranstaltung erklärt.

Wünschenswert wäre es auch, wenn sich die Politik stark mache für das Projekt, denn, so Horst Baumhauer, „eigentlich ist dies alles eine öffentlicher Aufgabe“. Aber: „Von den Einwohnern muss der Schub kommen!“. Wer mitmachen will beim „Anschieben“ von Wendland Mobil oder sich weiter informieren möchte, erreicht Horst Baumhauer telefonisch unter (0 58 62) 985 485 oder via E-Mail: wendland.mobil@web.de.

Foto: Hagen Jung / (von links) Bernd Rübsam-Wassong, Gabriele Simon und Horst Baumhauer - Initiatoren von Wendland Mobil.

 

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2010-02-25 ; von Hagen Jung (autor),

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