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Neue Moschee im alten Bahnhof

Im historischen Bahnhof von Lüchowhaben Bauarbeiten begonnen: In Eigenleistung errichten gläubige Muslime die erste große Moschee der Region. Imam wird HNO-Facharzt Dr. Maher Mouhandes, der den Bahnhof gekauft hat.

„Stadt ohne Rassismus“ prangt in großen Lettern auf dem langgezogenen Anbau, der sich an das historische Bahnhofsgebäude von Lüchow schmiegt. Noch schmückt das flächendeckende quietsch-bunte Graffito, auf dem Menschen eine Weltkugel umarmen, die Lagerhalle.

Aber die Tage des Kunstwerks sind gezählt, denn dem alten Bahnhof von Lüchow steht eine ganz andere, neue Nutzung bevor: Hier entsteht Lüchow-Dannenbergs erste große Moschee, und bald wird die Malerei einem dezenten Grau weichen.

Im Inneren tauchen Baustrahler den dunklen Saal in fahles Licht. An den Wänden leuchten noch immer die Graffiti, die von einer freien Theatergruppe und den Skatern hinterlassen wurden, die das Areal bis vor kurzem nutzten.

Mit viel Eigenleistung der Gläubigen erbaut

Die Zwischendecke ist schon fertig, mächtige Pfeiler stützen die Trägerbalkenlage, alles neu. „Das hat eine Firma gemacht, ansonsten machen wir ganz viel in Eigenleistung“, berichtet der Eigentümer des Gebäudes: Dr. Maher Mouhandes, HNO-Facharzt mit Praxis in Lüchow, ist Vorsitzender des Vereins Islamische Gemeinde Salzwedel Kreis Lüchow-Dannenberg e.V.

Einer, der tatkräftig mit auf der Baustelle anpackt, ist der „Meister“, wie Mouhandes ihn nennt. Elias Kubiev stammt aus Tschetschenien. Inzwischen lebt der hünenhafte Asylbewerber mit seiner Familie im Wendland. Kubiev, selber Muslim, lacht nur und wehrt bescheiden ab, „ich bin nur ein ganz kleines Licht“.

Ohne Eigenleistung der Gläubigen aber wäre diese Aufgabe, eine alte Bahnhofshalle in eine Moschee  zu verwandeln, nicht zu stemmen. Viele hundert Quadratmeter werden komplett renoviert, rechtzeitig zum Ramadan Ende Mai soll die Eröffnung gefeiert werden. Mekka liegt genau 4270,9 km entfernt - per Luftline.

Die muslimische Gemeinde braucht mehr Platz  

„Zur Zeit haben wir nur einen Gebetsraum in Lüchow“, erläutert der 62-jährige Mouhandes: „Aber durch den Zuzug von muslimischen Flüchtlingen hat sich unsere islamische Gemeinde erheblich vergrößert“. Der alte Gebetsraum ist inzwischen viel zu klein, da zu den Freitagsgebeten auch viele Muslime aus Salzwedel anreisen. „Und auch für die Frauen wollen wir in der neuen Moschee einen eigenen Raum schaffen – das ist wichtig, da Frauen und Männer getrennt beten“, erläutert Mouhandes, der seit 1991 im Wendland, in Dannenberg, lebt.  
Wie viele Muslime in Lüchow-Dannenberg leben, weiß Mouhandes, der in Lüchow auch als Imam, als Vorbeter auftritt, nicht. Er schätzt die Anzahl der Gläubigen, die am Freitagsgebet teilnehmen, auf bis zu 100.  

Finanziert wird der Umbau durch Spenden. Damit das neue Gebetshaus bald bezogen werden kann, helfen alle mit, berichtet Mouhandes, der selber bereits einen Haddsch, die islamische Pilgerfahrt nach Mekka, erlebt hat: „Jeder unterstützt das Projekt so, wie er kann. Der eine spendet Geld, der andere Arbeitskraft, jeder nach seinen Möglichkeiten“.

Zum Ramadan soll die Moschee fertig sein

Im Inneren wurde bereits kräftig entkernt. Neben der neuen Decke wurden große Fensteröffnungen vorbereitet, die Fenster stehen schon bereit, um eingesetzt zu werden.
Auf die den Gleisen zugewandte Seite kommt eine große Eingangstür. Die Moschee wird nach Fertigstellung rund 1000 Muslimen Platz bieten - viel viel Platz für die zur Zeit rund 100 Lüchow-Dannenberger Muslime.

Obwohl die täglichen Gebete grundsätzlich überall ausgeführt werden dürfen, gilt es laut Mouhandes als „besonders verdienstvoll, wenn man sie in der Moschee verrichtet, weil auf diese Weise die Zugehörigkeit zur muslimischen Gemeinschaft zum Ausdruck gebracht wird“. In verschiedenen Hadithen - den Überlieferungen der Aussprüche und Handlungen des Propheten Mohammed - heißt es, so Mouhandes, dass ein Gebet in der Gemeinschaft 25 Mal so viel wert sei wie ein Gebet zu Hause. Nur das Freitagsgebet ist definitiv an die Moschee gebunden. Ohne Vollzug in der Moschee verliert es seine Gültigkeit.

Darüber hinaus soll die Moschee in Lüchow allen gläubigen Muslimen offen stehen, die hier auch an anderen Tagen beten wollen. Das 1891 aus roten Klinkern erbaute Bahnhofsgebäude neben der künftigen Moschee ist zur Zeit an die Deutsche Angestellten-Akademie DAA und die „Tafel“ vermietet, „und das soll auch erstmal so bleiben“, so Mouhandes abschließend.

Fotos / Björn Vogt: Im alten Bahnhof von Lüchow entsteht eine große Moschee 





Fotos

2017-02-13 ; von Björn Vogt (autor),
in Am Kleinbahnhof, 29439 Lüchow, Deutschland

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