Für Hitzackers Bürgermeister Holger Mertins war es ein Staatsbesuch. Für die rund 500 Schaulustigen war es ein besonderes Erlebnis, die ehemalige Königin der Niederlande, Prinzessin Beatrix, einmal leibhaftig zu erleben.
Am Freitag Nachmittag weihte die ehemalige Königin der Niederlande die neu eingerichtete "Prinz-Claus-Promenade" an Hitzackers Hafen ein. Rund 60 Honoratioren aus Stadt und Landkreis waren geladen, an der kleinen Feier am Elbufer teilzunehmen.
Alle anderen Gäste, geschätzt 500, wurden mit orangefarbenen Bändern davon abgehalten, zu nahe an Prinzessin Beatrix heranzukommen. Das Königshaus hatte diese verschärften Sicherheitsmaßnahmen gewünscht. In den inneren Zirkel durfte nur, wer sich vorher akkreditiert und seine Personalausweis-Nummer hinterlassen hatte. Wohl eine Folge des Attentats auf die königliche Familie im Jahre 2009, als ein Amokfahrer mit seinem Wagen die Absperrungen durchbrochen und in die jubelnde Menge gerast war. Dabei waren damals vier Menschen gestorben.
In Hitzacker wollte das Königshaus wohl kein Risiko eingehen und ließ keine Autos in den Hafenbereich. Lediglich zu Fuß und per Rad konnten Interessierte sich auf den Kranplatz begeben, wo die Zeremonie stattfand.
Die deutliche Polizeipräsenz tat der Freude jedoch keinen Abbruch. Bei strahlendem Sonnenschein wartete die Menge geduldig, bis "ihre" Beatrix endlich aus dem Auto stieg. Hitzackers Bürgermeister erinnerte in seiner Rede daran, dass die Verlobung von dem in Hitzacker geborenen Claus von Amsberg und der späteren Königin der Niederlande für internationales Aufsehen sorgte. In den Niederlanden gab es zunächst viel Ablehnung des "feindlichen Deutschen".
Später jedoch wurde Claus zu einem der beliebtesten im Königshaus. Und auch auf Hitzackeraner Seite hat man Claus viel zu verdanken. "Prinz Claus hat entscheidend die Beziehung zwischen den Deutschen und den Niederlanden gefördert und verbessert," so Holger Mertins in seiner Rede. Die Entscheidung, die Promenade, an der die Hochwasserschutz-Wand liegt, nach Prinz Claus zu benennen, fiel dem Stadtrat nicht schwer, so Holger Mertins, "denn Wasserwirtschaft und Naturschutz waren einige seiner persönlichen Interessen, mit denen er durch sein Engagement gesellschaftliche Anerkennung erlangte".
Neue Adresse "Prinz-Claus-Promenade"
Nachdem die Jeetzelstaaker die Feier mit mehreren Shanty erfreut hatten, schritt Ihre Königliche Hoheit Prinzessin Beatrix der Niederlande (so der offizielle Titel der ehemaligen Königin) zur Tat. Schnell war unter dem Jubel der Menge das kleine Band des orangenen Tuchs zerschnitten, welches die Gedenktafel verhüllte. Drei Salutschüsse, abgegeben durch Vertreter der Hitzackeraner Schützengilde, würdigten das Ereignis.
Wie beliebt die ehemalige Königin aber auch ihr Ehemann Claus in den Niederlanden ist, bezeugten zwei Frauen des "Oranje-Komitees", die es sich nicht hatten nehmen lassen, "ihre Königin" mit einer fünfköpfigen Delegation nach Hitzacker zu begleiten. Auch die beiden 71- und 73 Jahre alten Frauen bestätigten, wieviel Prinz Claus für die deutsch-niederländische Verständigung getan hatte.
Nach einem Gang zur Hochwasserschutz-Wand, wo Elbtalaues Samtgemeinde-Brügermeister Jürgen Meyer die Wasserstände der verschiedenen Fluten erläuterte, ging es zu weiteren Gesprächen und einem kleinen Snack in die Sargtischlerei, bevor der königliche Tross Hitzacker gen Parchim verließ, wo ein Flugzeug wartete.
Das Wendland wäre übrigens nicht das Wendland, wenn es nicht am Rande leise Protestbekundungen geben würde: handgeschrieben war auf einem Schild an der Promenade zu lesen "Marianne-Fritzen-Promenade" - wohl eine Erinnerung daran, dass es hierzulande auch herausragende BürgerInnen gibt, die es zu ehren gilt. (die beinahe 90-jährige Marianne Fritzen gilt im wendländischen Gorleben-Widerstand als die "Grande Dame" der Bewegung). Das Königshaus hatte allerdings wenig Humor und ließ vor dem Besuch von Prinzessin Beatrix das "alternative" Promenaden-Schild verhängen. Und auch das wäre nicht das Wendland, wenn es nicht gelänge, diese "Verhüllung" rechtzeitig zum Defilee der Prinzessin und ihrer AnhängerInnen wieder zu entfernen.
Fotos / Angelika Blank