Kurz vor dem Wechsel zum Frühjahr verlieren alle Rothirsche ihr Geweih - das Hormon Testosteron ist jetzt auf dem Tiefststand. Erst in fast fünf Monaten prangt wieder ein neues Geweih auf den Häuptern.
„Auch der stolzeste Platzhirsch ist jetzt bald oben ohne“, sagt Dr. Andreas Kinser, Rotwildexperte der Deutschen Wildtier Stiftung. Beim Geweihabwurf spielt das Männlichkeitshormon Testosteron eine tierisch wichtige Rolle. Denn mit dem Tiefstand des Sexualhormons, das durch den Hell-Dunkel-Wechsel im Frühjahr wesentlich mit beeinflusst wird, werfen Rothirsche ihr Geweih ab.Knochenfressende Zellen (Osteoklasten) zerstören die Knochensubstanz zwischen dem Geweih und den knöchernen Stirnzapfen, auf denen das Geweih sitzt. Dadurch lösen sich die Stangen und fallen ab.
Abwurfstange wiegt bis zu sieben Kilogramm
Eine einzelne Abwurfstange kann bis zu sieben Kilogramm wiegen. „Schon bald nach dem Abwurf beginnen die Geweihstangen erneut zu wachsen“, erläutert Dr. Kinser dieses Naturphänomen. „Innerhalb von nur 140 Tagen trägt der Hirsch dann wieder ein komplettes Geweih auf dem Kopf, das mit zunehmendem Alter größer, schwerer und verzweigter wird. „Für den Körper ist das ein enormer Kraftakt, denn der Rothirsch muss bis zu 14 Kilogramm Knochenmasse neu bilden“.
Geweih besteht aus Knochen
Ein Geweih besteht also nicht etwa aus Horn - wie viele Menschen denken – sondern aus Knochen. Es ist durchblutet und lebendig. Schon kurz nach dem Abwurf wird die Abbruchstelle innerhalb weniger Stunden mit einer Hautschicht, dem Bast, wieder verschlossen. Später ist das nachgewachsene Geweih von einer samtigen Schicht, der Basthaut, überzogen.
Das Mitnehmen von im Wald gefundenen Geweihstangen ist übrigens verboten. Wer es trotzdem tut, macht sich rein strafrechtlich gesehen der „Wilderei“ schuldig. Der Kopfschmuck des Rothirschen gehört rechtlich gesehen demjenigen, der in dem Revier das Jagdrecht ausübt.
Hier gibt es ein Video über Stangensucher im Harz
Foto: Deutsche Wildtierstiftung