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Schnäppchen: Dömitzer Bahnbrücke, zum 1., zum 2. und zum...

Zum Schnäppchenpreis ein großes Stück Zeitgeschichte kaufen? Kein Problem. Am Sonnabend, dem 10. April, um 11 Uhr wird in Berlin ein solches Objekt versteigert: die Dömitzer Eisenbahnbrücke. Mindestgebot: 19.800 Euro. Gekostet hat sie einst 3,6 Millionen Reichsmark.


Eigentümerin des am 20. April 1945 durch amerikanische Bomben zerstörten Elbüberwegs ist die Deutsche Bahn. Schon vor geraumer Zeit hatte sie versucht, die Brücke – besser: was von ihr noch übrig ist - zu veräußern, doch ohne Erfolg. Nun wird sie im Immobilienkatalog des Berliner Auktionshauses Karhausen im Auftrag der „DB Mobility Networks Logistics AG“, einer Tochtergesellschaft der Deutschen Bahn, angepriesen.

Grundstück: rund 71 000 Quadratmeter

Die Überreste der einst 1050 Meter langen Bahnbrücke, über die am 18. Dezember 1873 der erste Zug rollte, werden im Auktionskatalog auf zwei mit Farbfotos bebilderten Seiten beschrieben. Das dazugehörige Grundstück, so erfahren die interessierten Leserinnen und Leser der Offerte unter anderem, ist annähernd 71 000 Quadratmeter groß.

„Touristische Nutzung bietet sich an“

„Die Brücke steht als Einzeldenkmal unter Denkmalschutz“, heißt es im Katalog, und: „Die Denkmalpflege des Landkreises Lüchow-Dannenberg begrüßt Maßnahmen, die den Erhalt mit einer sinnvollen Nutzung des Baudenkmals sichern. Aufgrund des geschichtlichen Hintergrundes des Dömitzer Brücke bietet sich eine touristische Nutzung an (bisher als Ausflugsziel bekannt). Die Nutzung der Brücke als Aussichtspunkt sowie die Einrichtung einer kleinen Gastronomie im Bereich des Brückenkopfes sind vorstellbar.“ Zum Standort des Objekts erfahren die Interessenten, die Brücke liegt „im Außenbereich gemäß § 35 Baugesetzbuch und im Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue“

Es gab schon einmal Kaufinteressenten

Was könnte ein potentieller Käufer der Eisenbahnbrücke mit ihr anfangen? „Wir hoffen, dass sie auf jeden Fall als Denkmal erhalten bleibt“, bekräftigt Samtgemeindedirektor Jürgen Meyer, Verwaltungschef der Samtgemeinde Elbtalaue, in deren Gebiet das historische Objekt liegt. Als die Bahn die Brücke seinerzeit schon einmal – aber nicht per Auktion – zum Verkauf angeboten hatte, so berichtet Meyer, haben sich Interessierte aus den Niederlanden gemeldet und überlegt, die Brücke gastronomisch zu nutzen. Jene Kaufinteressenten hätten auch Verbindung zu Menschen, die sich vorstellen könnten, in einem „Brückenhaus“ - wohl in den ausgebauten Kasematten – zu wohnen. Doch die Holländer haben sich nie wieder in Dannenberg gemeldet.

Für die Kommunen zu teuer

Es gibt schon seit längerem ein Konzept, wie die Brücke saniert und genutzt werden könnte, erinnert der Samtgemeindedirektor. An einen Standort zur Naturbeobachtung sei beispielsweise gedacht worden und auch an die Möglichkeit, das Befahren von Brückenschienen mit Draisinen zu ermöglichen. Der Düsseldorfer Unternehmer Kai Hagen, der unter anderem das Panorama-Café am Dömitzer Hafen und das dortige Hotel betreibt, habe sich seinerzeit interessiert gezeigt, geeignete Projekte im Zusammenhang mit der Eisenbahnbrücke gastronomisch zu betreuen. Das Ganze habe aber angesichts wirtschaftlicher Schwäche der Kommunen nicht verwirklicht werden können, bedauert Jürgen Meyer.

Das Sanieren des Brückenkomplexes und dessen Herrichten für eine künftige Nutzung würde Millionen Euro verschlingen. Hinzu kämen hohe laufende Unterhaltskosten. Auch wenn Zuschüsse, etwa von Land oder Bund, für die Sache geflossen wären, hätten die hiesigen Kommunen das Projekt nicht realisieren können. Und, so gibt Jürgen Meyer zu bedenken: Es hätte wohl kaum jemand in der Bevölkerung verstanden, wenn die kommunale Ebene an vielen wichtigen Dingen wie etwa Schulen spart, gleichzeitig aber Millionen für die Dömitzer Eisenbahnbrücke investiere.

Hoffentlich kauft sie kein Schrotthändler

Die Kommune wird die Brücke demnach nicht erwerben. Der Kaufpreis erscheint zwar äußerst gering – aber alle weiteren finanziellen Belastungen in puncto Brücke wären immens und nicht zu leisten. Was aber wünscht man sich im Dannenberger Rathaus zur Zukunft des einstigen Überwegs, wenn er denn versteigert wird? Jürgen Meyer: „Wir hoffen vor allem, dass die Brücke für eine sinnvolle Nutzung als ein sichtbares Stück Zeitgeschehen erhalten bleibt und dass sie nicht an einen Schrotthändler fällt“. Denn das hieße vielleicht: Abriss eines wirklich geschichtsträchtigen Bauwerks. Meyer erinnert in diesem Zusammenhang daran, dass ja schon in der Vergangenheit einstige Bahnstrecken verschrottet worden sind, etwa die Schienenverbindung von Dömitz nach Ludwigslust.

Brücke unterliegt dem Denkmalschutz

Ehe für die Brücke eine andere Nutzung als der Bahnverkehr erlaubt werden kann, muss sie durch das Eisenbahn-Bundesamt als Bahnstrecke entwidmet werden. Was ein Käufer der Brücke mit ihr macht – darauf hat die Bahn dann keinen Einfluss mehr, bestätigt Sabine Brunkhorst, Sprecherin der DB Mobility Logistics AG in Hamburg, zuständig auch für Niedersachsen. Fest stehe: Das Objekt unterliegt dem Denkmalschutz. Wenn die Bahn dort als derzeitige Eigentümerin etwas verändern würde, das den denkmalgeschützten Bereich berührt würde, müsste auch sie zuvor die Zustimmung der Denkmalschutzbehörde einholen. Und dass gelte selbstverständlich auch für einen künftigen Eigentümer. So einfach kaufen und abreißen, das geht demnach nicht.

Ob Kai Hagen vielleicht Interesse an der Brücke hat – angesichts seiner gastronomischen Aktivitäten in Dömitz? Wnet hätte diese Frage gern gestellt, doch der Unternehmer war am Donnerstag telefonisch nicht zu erreichen.

Versteigerung in Berlin-Tegel

Wer die Brücke ersteigern möchte, kann dies am 10. April um 11 Uhr in Berlin-Tegel tun: am Borsigturm 11 im „Meistersaal“. Erreichbar ist dieser Ort mit der U-Bahn U 6, Haltestelle Borsigwerke. Ob und wie es möglich ist, schriftlich und telefonisch mitzubieten und alle weiteren Modalitäten sind beim Auktionshaus Karhausen zu erfahren.

Fotos: Hagen Jung

 

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2010-03-18 ; von Hagen Jung (autor),

dömitz   eisenbahnbrücke   denkmal  

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