Platenlaase plant die lange fällige Sanierung, und das Land gibt Geld – sagt es.
Kaum zu glauben: in Zeiten fast leerer Kassen macht die Landesregierung in Hannover Geld locker, um bestehende soziokulturelle Zentren zu sanieren. Ein Extra-Etat – ausgerechnet für die Soziokultur? So viel guter Wille muß gewürdigt werden! Die Aktiven vom Kulturverein Platen-laase haben sich deshalb ins Zeug gelegt und einen fundierten Förderantrag geschrieben. Und wenn alles klappt, dann könnte „Platenlaase“ sein dreißigjähriges (Traraah!) Bestehen in diesem Jahr in umgestalteten, frisch renovierten Räumen feiern. Wenn...
Zu sanieren gibt es allemal einiges, denn seit dem großen Umbau sind bereits zwanzig Jahre vergangen. Stammgästen mag es nicht auffallen, aber das gute alte „Grenzbereiche“ hat inzwischen auch ausstattungsmäßig eine gewisse Grenze erreicht. Der alternative Charme bekommt Risse. So mag etwa die Gemeinschaftsrinne in der Herrentoilette für die Kommunikation unter den Gästen noch förderlich sein, die harte Akustik im Café ist es sicher nicht. Eine unpersönliche Beleuchtung, das überdimensionierte Theken-Raumschiff und die gerade mal zweckmäßige Möblierung wirken wenig einladend. Gemütliche Kneipenatmosphäre ist anders. Auch den Musiksaal wünscht man/frau sich irgendwie anders... Aber wie eigentlich?
Der jetzige Musiksaal ist die Keimzelle des heutigen „Platenlaase“ – eine ehemalige Dorfkneipe, in der vor 30 Jahren zuvor nie gehörte Großstadt-Mucke auf die Bühne kam, wo zum Bier noch Billard gespielt werden konnte und an Samstagabenden die ersten verkratzten 16 Millimeter-Filme liefen. Damals nannten die Madsen-Brüder das „Grenzbereiche“ ihr „Wohnzimmer“. Hier haben sie in legendär gewordenen Jugend-Musicals mitgespielt, hier haben sie ihre ersten Konzerte gegeben.
Auch andere große Namen, damals leidlich bekannt, heute berühmt oder vergessen, sind hier aufgetreten – die Plakate im Saal erzählen von dieser stolzen Musik-Geschichte: „Trio Bagatelli“, „No Sports“, „Clowns & Helden“, „Guru Guru“, „Bots“, Lydie Auvrey, „Silly“, „Look People“ aus Kanada, „The Klezmatics“ aus New York. Und natürlich die „Drei Tornados“, „Erwi und Alvi“, die „Preddy Show Company“. Wie also umgehen mit diesem etwas sperrigen Saal, der seine ganz eigene Geschichte hat und trotzdem ein zeitgemäßer Veranstaltungsort sein muß?
Das Programmangebot des Kulturvereins ist unverändert ambitioniert – im Musikbereich unter anderem durch die Kooperation mit „Wendland-Jazz“ und „Nordlys-Musik“, im Theater mit attraktiven Kabarett-Programmen, neuem Tanz-Theater, der facettenreichen Tradition der „Weihnachtsmärchen“, und – ganz aktuell – durch eine Zusammenarbeit mit der frisch gegründeten „Freien Bühne Wendland“. Die Kino-Crew, ständig im tapferen Clinch mit einer veralteten Vorführtechnik, stützt die anderen Programmbereiche mit einem regelmäßigen Plus und heimst zusätzlich immer wieder Preise ein.
Die private Konkurrenz des „Grenzbereiche“ ist seit den Anfangsjahren ständig gewachsen, aber der Verein ist darauf angewiesen, mit dem Café und seinem Kulturprogramm Geld zu verdienen – nicht um Gewinn zu machen, sondern damit „Platenlaase“ als soziokulturelles Zentrum weiterhin ein offenes Haus für die vielen lokalen Initiativen und Gruppen sein kann. Vor allem diese Funktion des Vereins gilt es zu sichern und auszubauen. Dazu braucht es Räum-lichkeiten mit zeitgemäßer Ausstattung und einem zeitgemäßen Ambiente. „Abbau des Sanie-rungsstaus der soziokulturellen Einrichtungen und Initiativen“ nennt dies die Landesregierung ungewohnt einsichtig.
Der Antrag auf Investitionsförderung wurde pünktlich zum 1. März gestellt: Umbau des Cafés, behutsame Neugestaltung des Musiksaals, Sanierung der Toiletten und eine teilweise Umrüstung der Lichtanlage auf energiesparende LED-Technik. Aber mit einem gut durchdachten Antrag allein ist es nicht getan, denn die Förder-richtlinien verlangen zusätzlich zur in Aussicht gestellten Fördersumme einen kommunalen Anteil von 15 Prozent und einen Eigenanteil von 10 Prozent. Unabhängig von den leeren Kassen des Landkreises und der Gemeinden: bei einer kalkulierten Gesamtsumme von maximal 80 000 Euro müßte der Verein selbst etwa 8 000 Euro wuppen. Das ist nur zu leisten durch einen gut organisierten Einsatz ehrenamtlicher HelferInnen und eine engagierte Spenden-Aktion.
„Was ist Euch Platenlaase wert?“, hatte der Verein vor einigen Jahren in „zero“ gefragt. Bei einer anschließenden Benefiz-Veranstaltung in Salderatzen konnte dann ein Gutteil der heute noch aktiven Fördermitglieder gewonnen werden. Damals ging es darum, neue Fördermitglieder zu gewinnen. Diesmal gilt es, eine historische Chance zu nutzen: eine öffentliche Investitionsbereitschaft wie diese wird auf Jahre hinaus vermutlich die letzte sein.
Und jede/r weiß: Kultur ist nicht per se ein nachwachsender Rohstoff. Das müßte auch ansässigen Firmen und Institutionen klar sein, die Fehlsummen mit Spenden ausgleichen könnten. Die Aussicht auf ein „Grenzbereiche“, das sein kulturelles Angebot halten oder gar ausbauen kann und auch unabhängig vom Programm ein gemütlicher Treffpunkt ist – dafür lohnt sich der Einsatz! Der Umbau ist für den Sommer geplant, die notwendige Unterstützung müßte sofort anlaufen. Spenden an den gemeinnützigen Verein sind steuerlich absetzbar:
Konto 420 900 76 bei der Sparkasse Uelzen-Lüchow-Dannenberg (Bankleitzahl 258 501 10).