Thema: literatur

„Unsere Umwelt: Lebensraum und Lebenstraum?“ - Literaturfestival in Schreyahn

"Verführung zur Literatur" ist für Britta Gansebohm ein wichtiges Anliegen. Auf dem Literaturfestival in Schreyahn will sie dieses Jahr mit dem Thema "Landschaft" zum Lesen verführen - und dazu, neue Blickwinkel zu entdecken.

Ein Literaturfestival mit hochkarätigen AutorInnen - Open Air und auf dem platten Land. Ein wagemutiges Unterfangen. Doch für Literaturfans ist es ein Glücksfall, dass die Begründerin des Berliner "Literarischen Salons" ihre Aktivitäten ins Wendland ausgedehnt - und eine Finanzierung für das Literaturfestival gefunden hat.

Ihr Berliner Salon gehört schon seit über 20 Jahren zum festen Bestandteil der Literaturszene in der Hauptstadt. Heute so renommierte AutorInnen wie Richard David Precht, Florian Illies oder Judith Hermann hatten dort ihre ersten großen Leseauftritte. Die Mischung aus jungen Talenten und hochkarätigen LiteratInnen zeichnet bis heute das Konzept von Britta Gansebohm aus.

Für das diesjährige Literaturfestival in Schreyahn hat sie sieben AutorInnen eingeladen, wovon sich drei dem "Nature Writing" verschrieben haben - und gänzlich unterschiedliche Blicke auf Landschaft und Umwelt werfen.

Nature Writing - ohne Pathos die Natur in den Mittelpunkt stellen 

Das Schreiben über Natur liegt schon seit einiger Zeit im Trend. Das liegt wohl auch daran, dass immer mehr Menschen Natur bewusster wahrnehmen und ihren Wert immer mehr zu schätzen lernen. Das Genre ist schon älter: schon Jean-Jacques Rousseau, Alexander von Humboldt oder Henry David Thoreau konzentrierten sich im 18.und 19. Jahrhundert auf Naturbeschreibungen.

Heute vermischen sich Naturwissenschaft, Philosophie, Natur- und Kulturgeschichte. Über romantisch anmutende Landschaften zu schreiben, funktioniert nicht mehr. Vielmehr steht im Vordergrund, was Landschaft mit einem macht, wie sie sich verändert, wie sie zerstört wird. Wie Lebensraum und Lebenstraum immer weiter auseinanderklaffen.

Von digitalen Landschaften und Echoräumen irrealer Welten

Die AutorInnen, die in Schreyahn lesen werden, beschäftigen sich mit einem eher zwiespältigen Verhältnis zur Natur. Für Marion Poschmann wird in ihrem Roman die "Die Kieferninseln" Natur zum Echoraum für die irreale Welt des Protagonisten.

Friederike Otto, Philosophin und Klimaforscherin hat ein neues Feld in der Wissenschaft mitbegründet, die Zuordnungswissenschaft (die Bewertung des menschengemachten Klimawandels auf extreme Wetterereignisse). Ihr Buch "Wütendes Wetter " war monatelang auf der Spiegel-Bestsellerliste.

Aber auch digitale Landschaften, die Veränderung durch Industrialisierungsprozesse, Sprachlandschaften oder das Erleben von zwei "heimatlichen" Landschaften aus Sicht einer Geflüchteten sind Themen der AutorInnen auf dem Literaturfestival in Schreyahn.

Für Britta Gansebohm gehören Gesprächs- und Diskussionsrunden zwingend zu den Lesungen. Ebenso wichtig wie die Vorstellung der AutorInnen ist es ihr, Generationen über Literatur und die Themen, die sie transportiert, in Verbindung zu bringen.

Noch bis zum 5. September wird es im Garten der Stipendiatenstätte in Schreyahn Lesungen und Gesprächsrunden im Rahmen des Literaturfestivals geben. Als nächstes liest am Sonntag, dem 18. Juli, Marion Poschmann aus ihrem Buch "Kieferninseln".

Bild von Virvoreanu Laurentiu auf Pixabay. Außergewöhnliche Blicke auf Fauna und Flora (hier die Makroaufnahme eines Fliegenkopfes) zu werfen, ist eine Variante, sich Natur intensiv zu nähern.



2021-07-13 ; von Angelika Blank (autor),
in Schreyahn, 29462 Wustrow (Wendland), Deutschland

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