Totgesagte leben länger. Das gilt auch für die Wendischen Dialoge, die in diesem Jahr entgegen aller Unkereien erneut mit sieben Veranstaltungen Diskussionen über die philosophisch-ästhetische Seite des Lebens anstoßen wollen. Los geht es nächstes Wochenende mit einem "Abend der Detektive".
Das "Spielerische" soll in diesem Jahr mehr Raum bekommen, so Nicolaus Neumann, Mit-Initiator und Spiritus Rector der Wendischen Dialoge. "Nachdem wir im letzten Jahr die Erfahrung machen mussten, dass Ganztages-Seminare nur wenige Menschen anziehen, haben wir unser Programm umgestellt und um Varianten erweitert." Dabei sollen die Querdenker ebenso zu Wort kommen wie die "Detektive" unter den Ästheten, die sich zum Beispiel mit dem Wendenland oder Landschaftsgärten beschäftigen.
Im Juni dreht sich in einer Ausstellung alles um "Graphic Novels", die sich vom Comic längst zur eigenen Kunstform entwickelt haben. Immer mehr Buchhandlungen und Bibliotheken nehmen die teils schlichten, teils aufwändig gestalteten illustrierten Romane in ihr Standardprogramm auf, zahlreiche Galerien und Museen stellen sie aus. Laetitia Graffart, eine Expertin für Graphic Novels, wird zu diesem Thema mit Schülern der 11. und 12. Klasse des Dannenberger Gymnasiums arbeiten. Im September werden die im Projekt entstandenen Bilder der Schüler in einer eigenen Ausstellung vorgestellt.
Spannend wird es Anfang Juni, wenn es einen ganzen Tag lang um "philosophische Gärten" geht. Professor Dr. Adrian von Buttlar hat sich mit der Geschichte der "gebauten Ruine" beschäftigt, die besonders im 18. und frühen 19. Jahrhundert gerne als Symbol für die Vergänglichkeit in Gärten eingesetzt wurde.
Einen anderen Aspekt des Landschaftsgarten wird Dr. Corinna Thierolf vorstellen, die 170 Bleistiftzeichnungen von John Cage zu dem Zen-Garten in Ryoanji, zusammengestellt und in einem Katalog veröffentlicht hat. Der Zen-Garten im japanischen Ryoanji wurde 1450 angelegt und 1994 in das Weltkulturerbe aufgenommen. Cage hat sich dem Garten nicht nur zeichnerisch, sondern auch musikalisch genähert und ihm die Komposition "Twenty Three" gewidmet.
Neu ins Programm aufgenommen wurde die Auseinandersetzung mit der "Akusmatik", einer Konzertform, bei der die bzw. der Klangerzeuger nicht wahrnehmbar oder identifizierbar ist. Die Aufmerksamkeit des Hörers soll auf den reinen Klang konzentriert werden - die Klänge mit dem Raum verschmelzen. Der Komponist Clemens von Reusner, dessen elektroakustische Werke auch international aufgeführt werden, hat sich bereit erklärt, für die wendischen Dialoge einen Konzertabend im Oktober zu gestalten.
Dem "Land Ture" auf der Spur
Bevor es im Verlauf des Jahres thematisch hinaus in die Welt geht, beginnen die Wendischen Dialoge am Samstag, dem 28. März, mit einer archäologischen Entdeckungsreise ins Wendenland
In einem "bebilderten Grabungsbericht" nimmt Rolf Schulze die ZuhörerInnen mit auf die Suche nach dem Land Ture, das im "Wendenland" zwischen Lübz und Plauen vermutet wird.
Im zweiten Teil des Abends stellt Hans Christoph Buch Mutmaßungen über den Drawehn an. Eine "Plauderei zur Sprache und Kulturgeschichte des Wendlands" soll dieser Part nach den Vorstellungen der Veranstalter werden.
Wann? Samstag, 28. März, Beginn 19.00 Uhr
Wo? Künstleratelier Ernst von Hopffgarten (ehemaliges Gasthaus Bollmann), Hauptstraße 3, 29494 Trebel
Eintritt: 5 €, für Schüler 2 €
Anmeldung unter wendische-dialoge(ät)t-online.de - oder unter Telefon-Nummer 05848 1326
Foto / Bernard Gagnon - wikimedia Commons: der Zen-Garten von Ryoan-ji in der Nähe Kyotos war für John Cage Inspiration zu 170 Bleistiftzeichnungen einer Komposition für 13 Violinen, 5 Violen und 5 Celli.