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Wieder da: Familientheater in Platenlaase

Der Wolf ist zurück. In Deutschland, im Wendland – und ganz aktuell im Theater. Mit dem Stück „Lanz und Isegrim“ lädt der Kulturverein Platenlaase zum achten Mal ins vorweihnachtliche Familientheater und zieht mal wieder alle Register: Drama, Komödie, hinterlistiger Wortwitz und schlitzohriger Lokalbezug.

Als Motiv diente das kaum bekannte Grimm’sche Märchen „Der alte Sultan“, das im Original zwar einen grandiosen Konflikt formuliert, in der Auflösung aber eher ein Langeweiler ist. Es geht um einen alten Hofhund, der von seinem Bauern als „nutzloser Esser“ erschossen werden soll. Als der Hund dem Wolf davon erzählt, bietet der seine Hilfe an. Zum Schein raubt er das Kind des Bauern, damit der Hund es heldenhaft retten kann. Der Coup gelingt, und ab sofort kann Sultan/Lanz die Dankbarkeit der Bauersleute genießen. Dann aber fordert der Wolf eines der Hoftiere als Gegenleistung.

Im klassischen Märchen siegt natürlich das Gute, und in der Regel ist am Ende der „böse“ Wolf tot. Oder er erweist sich, wie bei Grimms, als Feigling. Im von Peter Bauhaus renovierten Stück geht es etwas anders zu. Spätestes, seit übereifrige Jäger bei Gedelitz ein zugewandertes Tier liquidierten, hat sich die Haltung zum Wolf geändert: weg von der Bestie, hin zum intelligenten Familienwesen und schützenswerten Wildtier.

Die nicht ganz leichte Aufgabe, den Mythos für ein spannendes Stück zu nutzen, gleichzeitig aber die Rehabilitierung des Wolfs nicht aufs Spiel zu setzen, scheint gelungen: selbst die OrganisatorInnen der Wendländischen Wolfstage zeigten sich vom Plot angetan. Trotzdem langweilt das Stück nicht mit PC-Didaktik – in Platenlaase geht wie gewohnt die Post ab: derb, listig, mit klugem Witz und pointiert.

Der Grimm’-schen Vorlage wurden etliche Figuren hinzugefügt. Neben dem versoffenen Bauern Caspar Harlan), seiner plietschen Frau (Kerstin Wittstamm), dem Hund (Peter Bauhaus) und dem Wolf (Burkhard Reineke) noch das diätbewußte Schwein Biggi (Marion Kollenrott) das naive Schaf Agnes (Ingrid Schmidt), die intrigante Katze Minka (Carolin Serafin) und das Huhn Dixie (Lukas Spychay).

Und der Wolf? So wie hier hat ihn sicher noch kein Kind auf der Bühne erlebt. Ein gewieftes Schlitzohr, na klar, aber eben auch ein cooler Typ – auch noch, nachdem ihn die bunte Chaostruppe aufs Kreuz gelegt hat. Als er sich auch noch als guter Tänzer erweist, fahren die Mädels reihenweise auf den alten Schlawiner ab. Happy End? Natürlich nicht, denn besonders dieser Wolf glaubt nicht an Märchen.

Erzählt wird eine spannende und turbulente Geschichte mit vielen aktuellen und regionalen Bezügen: Blitzer in der Göhrde, Touristenströme zur KLP, Massentierhaltung und die Frage „Fleisch essen oder Vegetarier werden?“. Ein Stück mit ernsthaften Fragen und ebenso eine launige Komödie für alle Altersgruppen – ganz in der Tradition der bisherigen „Weihnachtsmärchen“.

Regie: Carolin Serafin und Caspar Harlan. Bühnenbild und Kostüme: Uta Helene Götz. Technik: Per Stueve.

Schulaufführungen ab dem 29. November, die erste Familienvorstellung findet am 4./5. Dezember statt, weitere am 11./12. Dezember.




2010-11-23 ; von zero (autor),

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