Die Mitgliederzahlen der Bürgerinitiative Umweltschutz sind zwar mit knapp 900 Mitgliedern seit Jahren einigermassen stabil geblieben. Aber die Zeiten, da alle kamen, wenn die BI rief, sind lange vorbei. In der Bevölkerung ist der Widerstand gegen die Atompläne für Gorleben zwar ungebrochen, die Aktionen finden aber inzwischen unter vielen verschiedenen Dächern statt:
Attac, xtausendmalquer, antifa-gruppen oder kleine unabhängige zusammenschlüsse haben die ehemals zentrale Rolle der BI abgelöst.
Führende Köpfe, die sowohl in der Lage sind, die Gorleben-Themen immer wieder in die öffentliche Diskussion einzubringen, als auch nach innen die verschiedenen Lager miteinander im Gespräch zu halten, fehlen. Junger Nachwuchs sieht in der BI eine wenig attraktive Basis für atompolitische Arbeit. "Alten-Veranstaltung" raunt es da durchaus öfters bei BI-Veranstaltungen.
Schon seit einiger Zeit brodelt es deswegen innerhalb der BI. Eine Strategieklausur solls jetzt richten - nicht zuletzt stehen Vorstandswahlen an und so manch eine Alt-Koryphäe befürchtet, daß die "falschen" Leute in den Vorstand gewählt werden - oder sich womöglich gar niemand findet, der die undankbare Aufgabe übernehmen möchte.
Und es wird mal wieder heftig über Inhalte gestritten. Ehemals führende Köpfe wie Susanne Kamien beklagen eine Zersplitterung der Themen, Gorleben komme zu wenig in den öffentlichen Äußerungen der BI vor. Andere finden das alles ganz richtig wie z.B. die derzeitige BI-Vorsitzende Kerstin Rudek. Denn schließlich wolle man mehr, als nur "Gorleben" verhindern, es ginge um die Nutzung der Atomkraft im Allgemeinen.
Dirk Drazewski befragte zwei Frauen, die für verschiedene Strömungen stehen - Susanne Kamien (ehemals BI-Vorsitzende) und Kerstin Rudek (amtierende BI-Vorsitzende) vor der Kamera zu ihren Positionen. Ob es allerdings wirklich um eine Neuorientierung der BI geht und doch nur wieder darum, bestimmte Leute aus dem Vorstand fern zu halten bzw. hinein zu bringen, das wird die Mitgliederversammlung Ende des Monats zeigen.