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Silberschatz am Höhbeck gefunden

Schon im vierten Jahr forschen Göttinger Archäologen am Höhbeck nach den Spuren slawischer Besiedlung. Doch was die Wissenschaftler jetzt in den Sieben fanden, interessiert nicht nur die Lüchow-Dannenberger: 150 Silbermünzen aus der Zeit Heinrich des Löwen, also um 1150, lassen auch die Herzen auswärtiger Fachleute höher schlagen.

Unscheinbar ist das kleine Plastiktütchen, das Archäologe Dr. Jens Schneeweiß aus der Hosentasche zieht. Das Funkeln in seinen Augen lässt allerdings ahnen, daß die kleinen grauen Scheibchen, die er da in seine Hand schüttelt, etwas ganz Besonderes sind. "Wir haben hier Silbermünzen, die schon aufgrund ihrer Prägung eindeutig der Zeit Heinrich des Löwen, also zwischen 1140 - 1180, zuzuordnen sind.", so Archäologe Dr. Jens Schneeweiß, Leiter der Grabung am Höhbeck. "Leider ist der eigentliche Vergrabungsort der Münzen irgendwann im Zuge der landwirtschaftlichen Bearbeitung des Ackers zerpflügt worden. Doch aufgrund der hohen Anzahl an Münzen, die wir allein auf einem Feldstück gefunden haben, sind wir uns sicher, daß es sich hier um einen sogenannten "Hortfund" handelt, also einen ehemals als Ganzes vergrabenen oder versteckten Silberschatz."



Zu welchem Zweck die Münzen gehortet wurden, ob sie in einem Topf, einer Kiste oder einem Ledersäckchen aufbewahrt waren - das sind Fragen, die die Wissenschaftler derzeit noch erkunden. Schon lange vermuten die Wissenschaftler, daß an der Seegemündung am Höhbeck eine grosse Siedlung gestanden hat, die bis ins frühe Mittelalter hinein als Umschlags- und Handelszentrum hohe Bedeutung hatte. Der Schatzfund in dieser Grössenordnung bestätigt die Vermutungen, auch wenn erst die genauen Untersuchungen ergeben werden, welche Geschichte die Münzen tatsächlich zu erzählen haben.

Doch schon jetzt ist klar, daß es sich hier um einen sehr bedeutsamen Fund handelt. Dr. Jens Schneeweiß: "Dies ist mit Sicherheit ein Fund, der mindestens norddeutschlandweit von Bedeutung ist. Ein Münzenfund in dieser Grössenordnung ist schon etwas ganz Besonderes." Der Materialwert der insgesamt rund 150 gramm schweren Münzen ist zwar nicht nennenswert, aber in Sammlerkreisen dürften die Münzen schon zu einem erheblichen Preis gehandelt werden.

Aber der materielle Wert ist den Archäologen gar nicht wichtig. Sie freuen sich vielmehr, durch so einen grossen Fund nun noch mehr Puzzlestücke zur Erforschung von Lebensumständen und Geschichte am Höhbeck in der Hand zu haben.


Im Moment geht es Dr. Schneeweiß und seinen ehrenamtlichen Helfern allerdings erst einmal um ganz praktische Dinge. Spätestens Ende April wird der Landwirt, der den Acker bewirtschaftet, seine Frühjahrsbestellung beginnen wollen, so daß für die Expertengruppe die Zeit drängt. Schon in den nächsten Tagen wollen Dr. Jens Schneeweiß und seine vielen ehrenamtlichen Helfer ihre Arbeit abschließen. Sie hoffen, daß sie an der Grabungsstelle noch andere Stücke finden, die ihnen mehr Aufschluß darüber geben, in welchem Zusammenhang die Silbermünzen einst aufbewahrt wurden. Auch kleinste Keramikscherben oder Stoffstücke könnten da schon sehr helfen, so Dr. Schneeweiß. Eine grosse Hilfe bei der Suche sind dabei die ehrenamtlichen Sondengänger der Detektorgruppe Schleswig-Holstein, die mit ihren Metalldetektoren selbst einen grossen Acker schnell und effektiv nach Metall in der Erde absuchen können.

Lange wird sich die Region an den Münzen nicht freuen können. Schon bald werden die Münzen ihre Reise in die Universität antreten, um dort genauer untersucht zu werden. Denn archäologische Fundstücke wie diese sind grundsätzlich Eigentum des Landes. Finder und Grundstückseigentümer erhalten lediglich eine am Marktwert orientierte Entschädigung. Für Ausstellung oder Sonderschauen wird sie sich der Landkreis aber sicher ausleihen können.


Fotos: Um die Grabungsfunde schnell bergen zu können, ist der Einsatz vieler Helfer auch bei Wind und Wetter notwendig. Und ohne die ehrenamtlichen Sondengänger der Detektorengruppe Schleswig-Holstein hätten die über eine grosse Fläche verteilten Münzen auch nicht so schnell gefunden werden können.





2008-04-02 ; von Angelika Blank (autor),

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