Thema: kreisfusion

Zukunftskonferenz für Lüchow-Dannenberg: DAN21+

“Wir fahren mit 140 Stundenkilometern im Nebel bei dichtem Verkehr auf der Autobahn. Ohne Nebelscheinwerfer. Ohne Navigationsgerät”, so Boris von dem Bussche (FDP) auf der Kreistagssitzung am 4. Juni zur Fusionsdebatte. Eine Initiative von Unternehmern will den Nebel lichten und unter dem Namen DAN21+ eine Zukunftskonferenz einrichten.

Die Initiatoren von DAN21+ sind die Unternehmer Andreas Schlüter (Geschäftsführer Artesan und Vorsitzender des iFU), Dirk Roggan (Schütte Baumarkt), Alexandra Sprockhoff und Claas Spitz (Huth & Fricke), Verena und Dietrich von Gruben (Gornig), und Hanno Jahn (Volksbank, stellvertretender Vorsitzender iFU). Zusätzlich im Boot der Initiatoren sitzen Stephan Wichert von Holten (evangelische Kirche) und Albrecht von Sydow (DAN-KE.ORG). Die Initiatoren hatten nach den Gesprächen den Eindruck, dass die Politiker dem Konzept sehr wohlwollend gegenüber stünden.

DAN21+ ist ein von externen Beratern gesteuerter und moderierter Prozess, in dem Empfehlungen für die Politik erarbeitet werden, wie Lüchow-Dannenberg erhalten werden kann. Die Ergebnisse dieses voraussichtlich 10-14 Wochen dauernden Prozesses sind offen. Es sollen sowohl die Möglichkeiten, Chancen und Schwierigkeiten aufgezeigt werden, die mit einem Erhalt der Verwaltungsstruktur einhergehen, als auch die Vor- und Nachteile einer etwaigen Fusion. Gleichzeitig sollen auch innovative Wege eruiert werden, wie die regionale Identität und eine möglichst hohe administrative Selbstständigkeit erhalten werden kann, falls eine Fusion unumgänglich ist.

Ziel der Unternehmer ist, die kommunalen Politiker zu unterstützen, ihre Entscheidungen auf einer fundierteren Faktenlage treffen zu können und dadurch auch mehr Rückhalt in der Bevölkerung zu erfahren. „Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass Probleme innerhalb eines Betriebes häufig besser und schneller von Externen erkannt und gelöst werden können, weil man als Geschäftsführer häufig betriebsblind ist“, erklärt Andreas Schlüter sein Engagement. Und Dirk Roggan ergänzt: „Wenn man nur von Innen denkt, sind manche Lösungen nicht ersichtlich, die von Außenstehenden schnell erkannt werden.“ Dietrich von Gruben freut sich, mit „DAN21+ einen zusätzlichen, einen parallelen Weg zu beschreiten, der der Politik zusätzliche Handlungsoptionen eröffnet“. „Es ist uns wichtig, dass nicht der Eindruck entsteht, wir meinten, die Politik hätte ihre Hausaufgaben nicht gemacht“, betont Alexandra Sprockhoff. „wir glauben aber, dass sie Sachzwängen unterworfen ist, die ein professioneller, unbefangener Prozess auflösen kann.“

Stephan Wichert von Holten begrüßt die Idee der Unternehmer, eine prominente Persönlichkeit aus Politik oder Wirtschaft als „Moderator“ von DAN21+ zu gewinnen. „Dadurch entsteht eine Wichtigkeit in der öffentlichen Wahrnehmung, die vielleicht Türen und Möglichkeiten eröffnet, die sonst verschlossen blieben.“ Albrecht von Sydow ist vor allem deswegen von DAN21+ überzeugt, weil „die Lüchow-Dannenberger in allen Treffen und Zusammenkünften immer wieder ihr Bedürfnis nach mehr Klarheit und besseren Informationen zum Ausdruck gebracht haben. Dieses Bedürfnis kann DAN21+ erfüllen. Und durch aktive Teilhabe der Bürger an dem Prozess werden die Entscheidungen, die Politiker aufgrund der gemachten Empfehlungen treffen werden, auf eine demokratisch breitere Basis gestellt.“

Die Unternehmer glauben nicht, sie hätten die Lösungen und wüßten die besten Antworten. Aber sie sind überzeugt, dass DAN21+ allen Bürgerinnen und Bürgern und insbesondere den Politikerinnen und Politikern von Lüchow-Dannenberg helfen wird, sich eine klarere Meinung darüber zu bilden, welche Richtung eingeschlagen werden sollte. Die hier genannten Unternehmen sind bereit, einen nicht unbedeutenden Teil der Finanzierungskosten aufzubringen.

Von der Politik wünschen sie sich – idealerweise bereits von der Kreistagssitzung am 25. Juni – ein klares Unterstützungssignal, z.B. eine Empfehlung an die Verwaltungen, DAN21+ möglichst weitgehend mit Daten und fachlichen Informationen und Zugang zu Verwaltungsbeamten zu unterstützen. Bis zum 23. Juli wollen die Unternehmer Budget und Konzept für DAN21+ vorlegen, welches dann auch sofort umgesetzt werden könnte.

In den Gesprächen wurden unterschiedliche Motive genannt, warum Unternehmer sich für diesen Prozess einsetzen:

Wir meinen, dass der Kreiserhalt große Anstrengungen rechtfertigt, weil für Unternehmen (Alteingesessene und Neuansiedler) eine lokale Verwaltung, die insbesondere im Rahmen des Bau- und Raumordnungsrechts ortsgerechte Entscheidungen treffen kann, ein wesentlicher Standortvorteil ist.

Außerdem ist der Kreis mehr als eine Verwaltungseinheit. Er entwickelt sich zunehmend zu einer Marke, von der mehr und mehr Unternehmen profitieren – nicht nur im touristischen Bereich.

Wir Unternehmer halten es für unabdingbar, weitreichende Entscheidungen über die Zukunft unser Region erst dann zu treffen, wenn vorher in einem strukturierten Prozess Klarheit über die Konsequenzen geschaffen wurde. Im Englischen nennt man das „Due Diligence“ – im Deutschen „gebotene Sorgfalt“. Mit DAN21+ wollen wir unseren Teil dazu beitragen, dass auch über die Zukunft unseres Kreises mit der „gebotenen Sorgfalt“ entschieden werden kann.

Wir wissen aus Erfahrung, dass externe Beratungs-Prozesse funktionieren. Es ergeben sich immer Verbesserungs, Einspar- und Rationalisierungsmöglichkeiten, aber auch Chancen, neue Einnahmequellen zu erschließen, insbesondere wenn Hierarchien und Strukturen älter sind als technologische Entwicklungen.

Wir glauben daran, dass der Kreis erhalten werden kann, weil unsere unternehmerische Erfahrung uns sagt, dass das Potential einer solchen externen Beratung deutlich größer ist als das zu bewältigende Haushaltsdefizit. Dies behaupten wir, ohne die Strukturen zu kennen. Und wir sind zuversichtlich, dass DAN21+ diese Behauptung bestätigen wird.

Wir beobachten, dass die Politik sich schwer tut, weil sie anders als Unternehmer nicht an allen Stellschrauben gleichzeitig drehen kann, sondern viele Bedingungen (den Rechtsrahmen, Differenzen mit und zwischen anderen Behörden, Zuständigkeiten etc.) als gegeben hinnehmen muß. Deswegen glauben wir, dass ein aus der Bürgerschaft gestalteter Prozess effektiver funktionieren kann. Weil alle Beteiligten von einem Außenstehenden an einen Tisch gebracht werden, der keine Vorurteile und Verstrickungen mitbringt. Außerdem können in einem solchen Prozess auch Bedingungen des Rechtsrahmens selbst in Frage gestellt werden und Strategien entwickelt werden, wie Korrekturen realisiert werden könnten.

Wir halten es für sinnvoll, dass dieser Prozess keine formale Bindungswirkung entfaltet. Nur wenn die Politik hinterher frei ist in der Entscheidung, den entwickelten Empfehlungen zu folgen oder nicht, kann auch dieser Entwicklungsprozess selbst frei von Bedingungen stattfinden.

Wir haben die Vision, dass im Wendland eine Modellregion entstehen kann, wie ländliche Räume sich in Zukunft kraftvoll und vital entwickeln können. DAN21+ ist vielleicht ein erster Schritt hierfür. Und DAN21+ könnte ein Modellprozess sein, wie anderen Regionen das auch gelingen kann.

Wir hoffen, dass die Politik unser Angebot annimmt, parallel zu dem politischen Prozess einen bürgerschaftlichen Prozess zu unterstützen.




2012-06-26 ; von pm (autor),
in Lüchow-Dannenberg, Deutschland

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