In diesem Jahr wird voraussichtlich kein MON810 auf deutschen Äckern ausgebracht. Das Verwaltungsgericht Braunschweig lässt eine Klage von Monsanto gegen das Anbauverbot der Genmais-Sorte MON 810 ruhen. Obwohl rund 1000 ha Ackerfläche angemeldet sind, ist damit der Anbau von Genmais in Deutschland mehr als unwahrscheinlich.
Einem Eilantrag des Konzerns im September 2009 hatte das Verwaltungsgericht Braunschweig 2009 nicht stattgegeben. Im Hauptsacheverfahren haben jetzt Monsanto und das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit das Zurückstellen des Verfahrens beantragt. Man versuche nun, die Angelegenheit aussergerichtlich zu klären, so ein Justizsprecher. Eine Einigung vor der Anbausasion wird nicht erwartet.
Deutschlandweit war geplant, auf rund 1000 ha Genmais anzubauen. Das werden die Landwirte jetzt nicht reaisieren können. In diesem Jahr wird auf europäischer Ebene über die Neuzulassung von MON810-Mais entschieden, da die Zulassung aus dem Jahr 1998 ausgelaufen ist.
In Niedersachsen hatte übrigens kein Landwirt den Anbau von Genmais angemeldet.
Greenpeace: Verwirrung um Gen-Mais
Bei den Anmeldungen zum Anbau von Gen-Pflanzen in Deutschland herrscht in diesem Jahr Durcheinander, so Greenpeace. "Obwohl der Anbau verboten ist und EU-Zulassungen fehlen, dürfen Landwirte unter Vorbehalt den Anbau von Gen-Kartoffeln und Gen-Mais anmelden. Zudem sind die Angaben teilweise falsch", heißt es in einer Mitteilung der Umweltschutzorganisation.
Greenpeace hat die Anmeldungen im Standortregister des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) in Braunschweig geprüft und dabei festgestellt, dass viele Angaben in den Standortregistern nicht stimmen. Greenpeace hatte bereits Anfang 2009 eine eigene interaktive Anbaukarte mit genveränderten Pflanzen veröffentlicht - jetzt sind auch die Daten für 2010 verfügbar. Nachzulesen ist die Karte hier.
"Der schlampige Umgang der Behörden mit den Anmeldungen macht das wichtige (offizielle) Standortregister fast unbrauchbar", sagt Stephanie Töwe, Gentechnikexpertin von Greenpeace. "Für alle Landwirte und Imker, die gentechnikfrei produzieren, ist die mangelnde Kontrolle eine Katastrophe. Sie wissen nicht, ob auf Nachbarfeldern Gen-Pflanzen wachsen werden und ob sie Vorkehrungen treffen müssen. Die große Mehrheit der Bevölkerung lehnt Gentechnik auf dem Acker ab. Dann müssen die Behörden auch zuverlässig dafür sorgen, dass alles mit rechten Dingen zugeht."
Fehler vor allem in Bayern und Brandenburg
Nach Angaben von Greenpeace sind derzeit wegen des Anbauverbots und der ausstehenden Zulassungen nur 1.001 Hektar für den Gen-Mais und erstmals für die Gen-Kartoffel 20 Hektar im Standortregister eingetragen (Stand 5.2.2010). Das sind rund 2.650 Hektar weniger als im Vorjahr. Greenpeace hat die Daten aus Bayern, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommen analysiert. "Von 24 angemeldeten Flächen in diesen drei Bundesländern sind 6 falsch eingetragen. Die Angaben können nicht stimmen, weil es entsprechende Flächen in den Gemeinden entweder gar nicht gibt oder diese völlig andere Größen aufweisen. Somit erfüllt das Standortregister nicht seine Aufgabe, für Transparenz beim Anbau der Risiko-Pflanzen zu sorgen", so Greenpeace. "Greenpeace fordert von Landwirtschaftministerin Ilse Aigner (CSU), diese verwirrenden Anmeldungen sofort zu unterbinden und für Klarheit zu sorgen."
"Aigner muss am Verbot für Mon810 festhalten. Sie muss auch im Falle einer EU-Zulassung der Gen-Kartoffel deren Anbau in Deutschland stoppen", erklärt Töwe. Eine von Greenpeace im Januar in Auftrag gegebene Emnid-Umfrage zeigt, dass 79 Prozent der Deutschen das Verbot für Mon810 erhalten wollen. 77 Prozent sind zudem gegen den Anbau der Gen-Kartoffel Amflora.
Foto: Timo Vogt / randbild / Besetzung eines Genmais-Feldes 2008 bei Laase
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