Thema: widerstand

Und so feierte die Bürgerinitiative ihren 40. Geburtstag

Mit Reden, einer Theateraufführung und einer ausgiebigen Party feierte die Bürgerinitiative Umweltschutz am Samstag ihren 40. Geburtstag. Gekommen waren rund 200 Altvordere - aber auch junge Gorlebengegner.

Wer 1980 im Hüttendorf auf dem Bohrloch 1004 im Gorlebener Wald keinen Pass der "Freien Republik Wendland" erhalten, konnte dies am Samstag in Trebel nachholen: erst nach dem Durchlaufen einer "Pass- und Stempelstelle" war der Weg zum Festsaal frei. Zu Neubürgern der "Freien Republik Wendland" wurden dabei u.a. Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel und Lüchow-Dannenbergs Landrat Jürgen Schulz.

Die Wahl der "Trebeler Bauernstuben" als Ort der Jubiläumsfeier für den 40. Geburtstag der BI war nicht zufällig. In den Anfangszeiten des Gorleben-Protestes waren die "Bauernstuben" ein regelmäßiger Treffpunkt und Veranstaltungsort der Widerständler.

Kein Wunder also, dass das Jubiläumsfest am vergangenen Samstag dort stattfand. Landrat Jürgen Schulz, die grüne Europaabgeordnete Rebecca Harms und der niedersächsische Umweltminister Stefan Wenzel gehörten ebenso zu den Gästen wie rund 200 Altvordere und jüngere "Aktivisten" der BI.

"Ohne Freundschaft, Mut und tiefes Vertrauen zueinander wären unsere Erfolge nicht möglich gewesen," war Rebecca Harms überzeugt, die die Bürgerinitiative vor 40 Jahren mitgegründet hatte. "Die Freundschaft hat uns mutig gemacht." Die heutige Abgeordnete im Europäischen Parlament und in den ersten Jahren Vorsitzende der BI erinnerte sich trotzdem an Zeiten, in denen innerhalb der BI harte Auseinandersetzungen geführt wurden. "Dagegen sind die Konflikte heute ein Ponyhof," so Harms. "Wahnsinnig froh" sei sie, dass sie dabei sein durfte.

Der ehemalige BI-Anwalt Wolf Römmig berichtete über die Strategie der Atomindustrie, mit weit überhöhten Kaufpreisen Grundeigentümer auf ihre Seite zu ziehen. "Da wurden statt der ortsüblichen 26 Pfennig/m² von der Deutschen Gesellschaft zur Wiederaufbereitung von Kernbrennstoffen 410 Mark angeboten." Kein Wunder, dass viele verkauften.

Wie groß die Sympathie für den Gorlebenwiderstand war, belegt eine andere Geschichte: innerhalb einer Woche gingen 800 000 Mark Spenden ein, um ein zentrales Grundstück im Gorlebener Wald ankaufen zu können. Letztendlich wurde aus dem Kauf dann doch nichts, aber 80 000 Mark der Spendengelder konnte die BI für ihre weitere Arbeit nutzen.

Probst Stephan Wichert von Holten übergab seine weiße Seelsorgerjacke aus den Castortransporten an den BI-Vorsitzenden Martin Donat in der Hoffnung, diese nie wieder zu brauchen.

Stefan Wenzel, Niedersächsischer Umweltminister, bedankte sich herzlich bei Allen, "die über diese vielen Jahre hinweg Widerstand geleistet haben. "Dieser Bürgerwiderstand hat deutlich gemacht, dass es gelingen kann, sich gegen eine Übermacht durchzusetzen." Trotzdem gelte es, die Herausforderung zu meistern, das Thema noch viele viele Generationen wach zu halten. "Noch ist alles am Anfang," so Wenzel in klarem Wissen, dass das Problem der Endlagerung noch auf Jahrzehnte hinaus nicht gelöst sein wird. Ausnahmsweise wurden seine Worte mit Beifall quittiert  - und nicht, wie bei anderen Auftritten von Wenzel im Wendland üblich - durch scharfe Kritik gekontert.

Grußworte verschiedener befreundeter Initiativen wie der Initiative Ahaus, der Kurve Wustrow und auch der neuen Klimaschutzmanagerin Franziska Dittmer würdigten die BI ebenfalls als den Landkreis prägende Vereinigung. Eine szenische Lesung des Theaterstücks "Gutes Wendland, Schlechtes Wendland" beendete den offiziellen Teil.

Der Rest des Abends gehörte Musik und Tanz. Nicht zuletzt war dieser Abend auch eine hervorragende Gelegenheit, alte Wegbegleiter wieder zu treffen. Denn gekommen waren auch langjährige Mitstreiter, die den Landkreis schon lange verlassen haben.

Fotos: Gerhard Ziegler

Foto/ Passstelle: Michael Bertram




Fotos

2017-03-26 ; von Angelika Blank (autor),
in Trebel, Deutschland

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