Thema: zero 140

Individualismus? Wo?

Liebe zero-Leser,

wenn ich meinen Sohn von der Schule abhole, wundere ich mich oft. Und zwar darüber, daß unsere Zeit so gern als individualistisch bezeichnet wird. Daß ich nicht lache! Wenn sich irgendwelche Popstars auf „MTV“ oder „Viva“ die Hose knapp überm Knie zumachen, sind ein paar Tage später die Läden voll mit derartigen Wickelröcken, und wiederum ein paar Tage drauf laufen alle rum, als hätten sie die Hosen voll. Und wenn der Markt gesättigt ist, schwenken die Popstars auf „Röhre“, die möglichst unter den Armen kneift. Und wieder sind die Läden voll, und wieder... Deshalb wundere ich mich auch darüber, daß der Vorschlag, eine halbwegs einheitliche Schulkleidung einzuführen, bei so vielen auf derart vehementen Widerstand trifft. Begründung: das wäre ja eine Uniform! Selbst wenn: Ist eine Uniform nur schlecht? Was ist gegen die „Uniform“ einer Fußballmannschaft einzuwenden? Vor allem aber: Die Jugendlichen (und nicht nur sie) sind doch längst uniformiert. Nur, daß diese Uniformen von der Werbewirtschaft bestimmt werden – möglichst teure „Marken“uniformen, die nur deshalb öfter mal gewechselt werden, damit der Rubel rollt. Es gibt keine größere (vor allem teurere) Uniformierung als die derzeit herrschende „freiwillige“. Und zumindest dieses Argument spricht für eine einheitliche Schulkleidung: Wer bei dieser Markenuniformierung nicht mitmacht (oder aus finanziellen Gründen nicht mitmachen kann), wird veräppelt und ausgestoßen – das ist dann zwar auch irgendwie individualistisch, aber gefällt uns das?

Einen blütensprühenden März
und frohe Ostern
wünscht
Karl-Heinz Farni


2008-02-29 ; von Karl-Heinz Farni (autor),

zero 140  

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