Am Donnerstag informierten Techniker und Kritiker über Chancen und Risiken des neuen 5G-Technologie. Auch der Landkreis stellte seine aktuellen Planungen vor.
In Hitzacker ging es am Donnerstag Nachmittag mehrere Stunden lang um technologische Grundlagen der neuen 5G-Technik sowie gesundheitliche Risiken.
Campusnetze, IoT, Pionierband, Software Defined Network, Edge Cloud, Network Slicing oder Beamforming ... wer diese Begriffe versteht, hat schon mal die Nase vorn. Der Rest des Publikums wird sich wohl erst einmal intensiv mit der Technologie beschäftigen müssen, um wenigstens die Basis zu verstehen.
Aber trotzdem: der Vortrag von Jürgen Kraft, LATUS consulting AG, Siegburg (auf Empfehlung des Breitbandkompetenzzentrums Niedersachsen /Bremen (BZNB)) brachte wenigstens einige grundlegende technische Fakten über den neuen Mobilfunkstandard 5 G.
DIE CHANCEN
Hier einige Punkte aus dem Referat von Jürgen Kraft:
1. Warum überhaupt 5G? Laut Kraft steigen die Datennutzungsraten jedes Jahr um 30 - 40 %. Außerdem werden immer mehr Internetanwendungen von der Industrie genutzt. "In den nächsten Jahrzehnten wird sich die technische Kommunikation grundlegend verändern," so Kraft. "Da werden andere technische Grundlagen nötig." Des Weiteren sei die 5G-Technologie nicht mehr zu verhindern, weil die Anforderungen ständig steigen, ist Kraft überzeugt.
2. Was ist der technische Vorteil? Um möglichst viel Flexibilität in der Nutzung zu erreichen, werden große Rechenzentren minimiert und stattdessen verteilte Speicher aufgebaut. So kann zum Beispiel ein Industrieunternehmen seine eigene starke Internetversorgung nutzen, ohne dass die versorgende Funkzelle flächig abstrahlt. Denn die Funksignale werden direkt auf die jeweiligen Nutzer ausgerichtet.
3. Was ist der Vorteil für Nutzer ? Gemeinden können zum Beispiel den Verkehr effektiver steuern, so dass sich Staus minimieren lassen, das Abfallmanagement kann optimiert werden (Tonnen werden erst dann abgeholt, wenn sie voll sind). Autofahrer haben u.a. die Möglichkeit, sich digital über freie Parkplätze zu informieren. Und auch die Straßenbeleuchtung und Ampelanlagen lassen sich effektiver steuern. Autonomes Fahren wird möglich sowie viele Nutzungen im industriellen Bereich (z. B. Roboting) aber auch Senioren- und Krankendienstleistungen.
Krankenhausaufenthalte könnten sich verkürzen, weil eine Fernüberwachung möglich wird und der Besuch beim Arzt wird per Internet absolviert.
Das Informationszentrum Mobilfunk hat auf seiner Internetseite zahlreiche Informationen über Technik und Nutzung zusammengestellt. Allerdings muss der Nutzer wissen, dass diese Plattform von Telekom und telefónica Germany betrieben wird.
2. Funkzellen/Funkmasten: Nach der Theorie der Betreiber kann ein Teil der großen Mobilfunkmasten abgeschaltet und gegen kleine, dezentral aufgestellte Funkzellen mit weit geringerer Strahlungsleistung ersetzt werden. Allerdings werden dann mehr Funkzellen benötigt. Voraussetzung für die 5G-Technologie ist ein funktionierendes Glasfasernetz.
DIE RISIKEN
In seinem Vortrag skizzierte Jens Gutbier vom Verein Diagnose Funk, einer Umwelt- und Verbraucherorganisation zum Schutz vor elektromagnetischer Strahlung e.V., die Risiken eines 5G-Ausbaus.
Die wichtigsten Punkte aus dem Vortrag von Gutbier:
1. Von 1559 Studien, die zu 5G-Mobilfunk erstellt wurden, sehen 900 gesundheitliche Effekte. "Es wird ein nicht einschätzbares Risikopotenzial aufgezeigt," so Gutbier. So hätte z.B. die WLAN-Nutzung in Schulen eine Minderung der kognitiven Fähigkeiten der Schüler zur Folge.
Krebs, Nervenschäden oder eine Schwächung der Immunabwehr sind nur einige gesundheitliche Folgen, die die Wissenschaftler prognostizieren, die eine Gefährdung in Mobilfunkstrahlung sehen. Es gibt aber auch viele Wissenschaftler, die es nicht für bewiesen halten, dass es gesundheitliche Auswirkungen der Mobilfunknutzung gibt.
In einem sind sich aber alle Wissenschaftler einig: "Es lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, welche Auswirkungen Mobilfunkstrahlung wirklich hat." Deshalb fordern Wissenschaftler - so auch die Initiative Diagnose Funk, dass es für den 5G-Ausbau ein Moratorium gibt, bis geklärt ist, ob und welche gesundheitlichen Auwirkungen diese Technologie hat.
WAS SOLL IM LANDKREIS PASSIEREN?
Kim Florian Wittig, Wirtschaftsförderung Lüchow-Dannenberg, erläuterte, was mit dem geplanten Umsetzungskonzept erreicht werden soll. "Bis Juni schreiben wir ein Konzept, wie die 5G-Technologie hierzulande sinnvoll eingesetzt werden könnte," so Wittig. Ein Antrag auf Konzeptförderung wurde vom Bundesministerium mit 100 % gefördert. Inzwischen ist von der Verwaltung ein Büro mit der Entwicklung des Umsetzungskonzepts beauftragt worden. "Wir haben uns darauf konzentriert, die Vorteile der Digitalisierung in der Landwirtschaft zu untersuchen," so Wittig.
Dabei sollen die Anwendungsmöglichkeiten in der Landwirtschaft untersucht werden. Wo wird 5G benötigt, wo kann das gleiche Ziel mit vorhandenen Mitteln erreicht werden.
"Jetzt, in der ersten Phase, wird lediglich ein Papier vorgelegt, mit dem wir uns dann für die zweite Phase der Förderung bewerben wollen," erläutert Wittig weiter. Sollte das Bundesministerium den Landkreis tatsächlich als eine von fünf Modellregionen ausgewählt, so ist aber derzeit völlig unklar, ob der Kreistag einem Einstieg in die reale Untersuchung zustimmen wird - auch wenn es lediglich um zwei landwirtschaftliche Flächen geht.
Neben den Nutzungsmöglichkeiten für die Landwirtschaft sollen während des Modellprojektes auch die Strahlungsabgaben untersucht werden.
Foto:
Image by Erich Westendarp from Pixabay