Auch die Nacht zum Sonntag war geprägt von Widerstandsaktionen und Räumungen durch die Polizei. Ganze vier Stunden brauchte die Polizei, um die aus über 3000 Personen bestehende Gleisblockade in Harlingen aufzulösen. Über 50 Strassenblockaden blockierten ein Durchkommen. Unterdessen steht der Castortransport immer noch in Maschen.
Nach über vier Stunden waren gegen 07:45 Uhr die über 3000 GleisblockiererInnen von „WiderSetzen“ von den Gleisen geholt und in einen Freiluftarrest innerhalb von Polizeiwagen gebracht worden. Alle, die die Gleise freiwillig verlassen hatten, konnten Harlingen verlassen, die übrigen rund 1000 wurden bis Sonntag Mittag Uhr im Freiluft-Gewahrsam festgehalten.
Erst nach intensiven Verhandlungen von Anwälten mit der Haupt-Einsatzzentrale war diese Freilassung erreicht worden. Allerdings müssen (die Freilassung dauert zur Stunde noch an) die Demonstranten ihre Personalien feststellen lassen, um sich entfernen zu dürfen. Alle, die dies verweigern, werden zur Anhörung in die Polizeikaserne nach Lüchow gebracht.
Dort wurden/werden die Anträge auf Freilassung einzeln von Bereitschaftsrichtern geprüft und entschieden. Am Morgen hatte Amtsgerichtsdirektor Detlev Saffran gegenüber wnet erklärt, dass die Beschlüsse durchaus unterschiedlich ausfielen: während die einen umgehend freigelassen werden mussten, ordnete der Richter an, dass andere weiterhin im Gewahrsam bleiben müssten.
Die Anwälte der BI kritisieren die langsame „Abfertigung“ der Festgesetzten, die stundenlang in Kälte und Wind ausharren mussten.
Zwei Betonblockaden verhindern Weiterfahrt des Zuges
Kaum war die Räumungsmeldung aus Harlingen über die Ticker geflattert, kam schon die nächste Blockademeldung: vier Landwirte haben sich in Hitzacker in einer Betonpyramide auf den Gleisen angekettet. Und nicht nur das: Bereits seit 03:00 Uhr morgens blockieren weitere vier Personen in einem unter den Gleisen verankerten Betonblock bei Vastorf die für den Castortransport vorgesehene Schienenstrecke.
Kommentar der Polizei zu der Blockade in Vastorf: „Das kann ja heiter werden“. Die Lösung der Betonverkettung stellt sich wohl komplizierter dar als von der Polizei erwartet.
Straßenblockaden im ganzen Wendland
In der Nacht hatte unzählige Straßenblockaden die Verkehrswege im Wendland unpassierbar gemacht. Die Polizei räumte am Sonntag Morgen rund 50 Blockadestellen ein, Straßenbautrupps waren die ganze Nacht unterwegs, um die Straßen wieder frei zu bekommen. Glücklicherweise gab es nach Auskunft der Polizei in der Nacht keine ärztlichen Noteinsätze, die durch die Straßenblockaden behindert worden sind.
Inzwischen ist der 13. Castortransport Richtung Gorleben seit über 92 Stunden unterwegs und noch nicht einmal den Verladekran in Dannenberg erreicht. Somit ist der Vorjahresrekord für den bisher längsten Transport bereits jetzt überschritten. Für den Abend sind im Wendland Sturmböen bis Windstärke 8/9 angesagt, so dass zu vermuten steht, dass sich die Verladung der Castorbehälter, die normalerweise acht Stunden dauern würde, um weitere X Stunden verzögert.
Foto: Andreas Conradt/publixviewing