Thema: zero144

Schäuble wird ganz neidisch

Tach allerseits, ick bin’s bloß, der unendliche Herr Paul. Werte Fans und Feinde, die Umfrage, ob meiner einer schweigen oder weiterlästern soll, is hiermit beendet: stolze 100 Prozent Zustimmung unter allen fünf Teilnehmern, die sich in Wort oder Schrift jeäußert haben! Hach, Demokratie is doch wat Feinet!

Und zur Demokratie jehört Streikrecht. Die Milchbauern haben gerade ein schönes Beispiel für einen erfolgreichen Kampf... Nuja, die anständige deutsche Firma „Lidl“ hat versprochen, den Milchpreis zu erhöhen, aber ob davon wat  bei den Bauern ankommt, werden die bald merken. Allerdings wird die Lidl-Kassiererin in Zukunft keine Milch mehr kaufen. Die kann sie sich nich leisten. Falls nun besagte Kassiererin frühzeitig wg. schlechter Ernährung ablebt, hilft dis wenigstens der Rentenkasse. Seit 2007 wird im Einzelhandel für anständige Löhne gestreikt – von Solidarität und Politikerlob keine Spur.

Aber ick will nich ungerecht sein, denn Politiker haben es wirklich schwer. Da ringt sich der Kraftkerl Schröder mit seinen grünen Helferlein zur „Agenda 2010“ durch, die in der Folge massenhaft ehemals ordentlich situierte Menschen nach einjähriger Arbeitslosigkeit zu weitgehend mittellosen Dauersozialfällen macht, und schon kurz drauf stellen die Nachfolger fest, dis Armut in diesem Lande wieder ein Massenthema is. Ja, wer hätte so wat ahnen können? Nu könnte man sagen: Problem erkannt, laßt es uns lösen...

Aba denkste, Puppe! Statt dessen spielt die SPD-Opposition zu sich selber, die CDU tut, als wäre sie schon immer dagegen jewesen, läßt den Arbeiterfüh-rer Jürgen Rüttgers jede Menge teure Ideen in die Mikros lispeln, und die Grünen haben es natürlich schon immer jewußt, aber nüscht jesagt, als sie noch glaubten, wat zu sagen zu haben.

Nur die FDP bleibt sich als Interessenvertretung von Anwälten, Zahnärzten und anderen bedrohten Spezies treu. Derweil verkündet Schweinchen Schlau aus dem Saarland auf dem Cottbusser „Die Linke“-Parteitag, dis man bloß ihn wählen muß, wenn man sichere Renten für alle will. So ähnlich predigte schon der Herz-Jesu-Marxist Blühm. Dis Ergebnis is bekannt.

Und wieder versprechen alle allen allet, doch warum die „große“ Koalition nich einfach macht, wat ihre Vorturner verkünden, läßt sich erklären: Regieren im Vorwahlkampf jeht leider nich, weil jetzt werden Themen gesetzt und Pflöcke einjerammt, Posten verteilt und Koalitionen ausjelotet. Probleme müssen, bis der Zugang zu den Fleischtöpfen neu geregelt is, eben warten.

Apropos Fleischtopf: Hitzacker zahlt dem netten Baulöwen von nebenan mal eben gut 100 000 Taler für einen Brückenabriß, den der Gute gar nicht jemacht hat. Da die Gemeinde aber finanziell geradezu auf Rosen jebettet is und ohnehin mit dem vielen Gelde nich weiß, wohin, rufe ick den Verantwortlichen zu: Bravo! So schafft man Vertrauen in die Obrigkeit bei denen, auf die es schließlich ankommt, den „Leistungsträgern“ unseres sozialen Rechtsstaates. Ob deswegen aber einer wie Ackermann oder Zumwinkel in Hitzacker seinen Alterssitz nimmt – werden sehen.

Apropos Vertrauen: George Orwell schrieb mit „1984“ eine düstere Zukunftsvision, aber der brave Mann  kannte seinerzeit nicht solche wertvollen Konzerne wie Lidl, McDoof oder gar die Deutsche Telekom. Wie da gespitzelt wurde – Schäuble is schon janz neidisch. Sehr nett finde ick, dis die Telekom ein paar ehemalige Stasi-Leute mit der Anjelegenheit betraut hat.

Dis zeigt soziales Gewissen, denn manche der Herrschaften hatten  nach der Wende Schwierigkeiten, neue Arbeitsplätze zu finden. Auch lernt uns dis Beispiel, dis Fachleute eben immer jebraucht werden. Also liebe Kinder: Lernt brav, denn kann euch nüscht passieren!


Ick meine ja bloß
sacht der Herr Paul




2008-06-27 ; von Stefan Buchenau (autor),

zero144   herr paul  

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